Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
starken Körper. Das hatte sie sich am meisten gewünscht. Gleichzeitig ahnte sie, dass dieser Fall zu etwas Furchtbarem führen würde. Sie hatte Angst um ihn, um sich, um sie beide. Doch so angsterfüllt sie auch war, nie hatte sie ihn mehr geliebt.
Lange hielt er sie einfach nur fest, und sie spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Auch ihr eigener Puls wurde schneller, wenn sie in seinen Armen lag. Francesca hob den Kopf.
Er küsste sie vorsichtig, einmal, zweimal, dreimal.
Unter den zärtlichen Liebkosungen spürte Francesca sein drängendes Verlangen. Wie immer reagierte ihr Körper, indem das Blut heiß in ihren Adern pochte. Ganz unerwartet machte Hart auf einmal einen Schritt zurück. „Wir sollten die Tote respektieren“, sagte er ernst.
„Ja, da hast du recht.“ Francesca kreuzte die Arme vor der Brust und versuchte, sich wieder aufs Wesentliche zu besinnen. „Rose ist bei … Daisy.“
„Rose“, wiederholte er. „Könnte sie die Frau, die sie geliebt hat, getötet haben? Wann hat sie dir diese Nachricht geschickt?“
Auch wenn Francesca sich nicht vorstellen konnte, dass Rose ihre beste Freundin getötet hatte, würde sie die Möglichkeit keinesfalls außer Acht lassen. „Die Nachricht wurde um kurz vor Mitternacht bei uns zu Hause abgegeben. Lass uns von zehn vor zwölf ausgehen. Rose hat den Brief gegen elf oder ein wenig später geschickt. Sehr wahrscheinlich, dass sie die Nachricht dem Droschken-Fahrer übergeben hat, als du angekommen bist.“ Natürlich könnte man den Verdacht auch auf Rose lenken. „ Sie hat die Leiche vor dir gefunden. Sie war zuerst am Tatort.“
Einen Moment sah er sie an. „Ich habe Rose nie getraut. Warum hat sie von allen Menschen ausgerechnet dich umHilfe gebeten? Wo es doch keinerlei Sympathien mehr zwischen euch gibt.“
Francesca zögerte.
„Lass mich raten“, meinte er sarkastisch. „Sie hat dich mit der Suche nach dem Mörder beauftragt?“
Nervös biss sich Francesca auf die Lippen. „Calder“, begann sie, um ihn von dem Thema abzulenken. Denn auch wenn er ihre Ermittlungen immer unterstützte und stolz auf ihren Erfolg war, wusste sie nur zu gut, warum er nicht wollte, dass sie diesen Fall übernahm. Der Grund war Daisy. „Hier geht es um ein Verbrechen aus Leidenschaft. Ich glaube nicht, dass der Mörder schwer zu finden sein wird. Nach allem, was ich gesehen habe“, fügte sie hinzu, mit dem Bild von Daisys zerfetzter Brust vor Augen, „hat jemand in einem Anfall von Wut mehrfach auf sie eingestochen.“
„Aber du kannst die Art des Verbrechens noch nicht beurteilen!“, rief Hart. „Versteh mich jetzt bitte nicht falsch, Francesca, aber dies ist ein Fall, bei dem ich dich nicht beteiligt sehen will.“
„Aber ich bin beteiligt. Sie war deine Exgeliebte, und ich bin deine Verlobte.“ Francesca versuchte, freundlich und bestimmt zugleich zu sein.
Mit einem verärgerten Brummen ergriff er ihren Arm. „Francesca, ich bitte dich, nur dieses eine Mal nicht in einem Fall zu ermitteln.“
Wieder stieg ein schreckliches Gefühl der Bedrohung in ihr auf. Francesca warf einen verstohlenen Blick in Harts wütendes Gesicht, und ihr Mut sank. Offensichtlich war dies nicht der richtige Moment, um ihm zu sagen, dass nichts und niemand – nicht einmal er – sie davon abhalten konnte, Daisys Mörder zu suchen. Aber warum wollte er sie unbedingt von dem Fall fernhalten?
„Dies ist für uns beide zu persönlich“, betonte Hart mit ruhigerer Stimme, als ob das seinen Standpunkt erklären würde; doch es erklärte überhaupt nichts.
„Ja, es ist für uns beide persönlich“, stimmte sie zu. Sie war sich seines verärgerten Blickes bewusst, doch im Moment dachte sie an Rose. Und daran, dass sie sie fragen musste, wann genau sie Daisy gefunden hatte. Ihrer großen Trauer nach zu schließen, war es durchaus möglich, dass sie einige Zeit neben ihrer toten Freundin gesessen hatte, bevor sie die Nachricht für Francesca aufgesetzt hatte. Eines war gewiss: Daisy war vor elf oder halb zwölf ermordet worden, denn zu dem Zeitpunkt hatte Rose die Nachricht an sie abgeschickt.
Zusammen gingen sie ins Arbeitszimmer, wo noch immer die Kerze flackerte. Je näher sie kamen, desto langsamer wurden ihre Schritte. Der Griff um ihre Hand verstärkte sich. Francesca blickte Calder an, und er versuchte zu lächeln, doch sein nach oben gezogener Mund konnte nicht von der Traurigkeit in den nachtblauen Augen ablenken. Er war weitaus betroffener, als er
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