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Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Titel: Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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mit einer Kerze in der Hand auf. Er erblickte sie an der Wand und hielt inne, um die Kerze höher zu halten.
    Das Licht fiel auf Francesca – aber auch auf ihn.
    Vor ihr stand – ihr Verlobter.

2. KAPITEL
    Dienstag, 3. Juni 1902
0.45 Uhr
    Francesca konnte es nicht fassen. Hart war die letzte Person, die sie hier erwartet hätte. Was machte er überhaupt in der Stadt?
    Dann bemerkte sie unter der offenen Jacke seines Anzugs die dunklen Flecken auf dem weißen Hemd. „Calder?“, fragte sie ängstlich.
    Auch ihm war die Überraschung anzusehen. „Francesca!“, rief er, und Ärger mischte sich in seine Miene. „Warum wundert es mich nicht, dich hier zu finden?“
    „Bist du verletzt?“, wollte sie wissen, gleichzeitig stieg ein furchtbarer Verdacht in ihr hoch. Aus irgendeinem Grund wusste sie, dass das Blut auf seinem Hemd von Daisy stammte. Vollkommen erstarrt blickte sie in sein dunkles, markantes Gesicht.
    „Nein, ich bin nicht verletzt.“ Er ergriff ihren Arm, als ob er sie stützen wollte. „Daisy ist tot, Francesca.“
    Während sie versuchte, ihrer Verwirrung Herr zu werden, bemerkte sie seinen forschenden Blick. „Ich weiß.“
    „Das Blut ist von ihr, nicht von mir. Ich habe sie im Arbeitszimmer gefunden. Erstochen.“
    Ihre Blicke trafen sich. Urplötzlich war Francesca wieder völlig klar im Kopf. Er sollte in Boston sein. Wann war er nach New York zurückgekehrt, und warum hatte er sie nicht angerufen? Was tat er hier in Daisys Haus – in der Küche und den Räumen des Personals? Nach dem Blut auf seinem Hemd zu urteilen, hatte er Daisy genauso festgehalten wie Rose. Etwas Stechendes und Widerwärtiges stieg in ihr hoch: Furcht. „Calder, Rose sagt, dass sie Daisy gefunden hat. Tatsächlichhat sie mir eine Nachricht geschickt und mich gebeten, hierherzukommen.“
    „Als ich hier ankam, war Rose nicht hier.“ Ohne Furcht hielt sein Blick dem ihren stand. „Ich habe Daisy auf dem Boden des Arbeitszimmers gefunden. Sie war allein.“ Erst jetzt sah er zur Seite. Normalerweise besaß er eine stoische Gelassenheit, doch sie bemerkte, dass er um Fassung rang. „Und bereits tot.“
    „Hast du ihren Puls gefühlt?“, fragte Francesca und fühlte sich äußerst unbehaglich. Fast, als würde sie einen Verdächtigen befragen. Doch das war selbstverständlich nicht der Fall.
    Wieder traf sie sein Blick. „Ja.“
    „Wann bist du hier eingetroffen, Calder?“
    Jetzt sah er sie scharf an. „Ich bin gegen elf von zu Hause fortgefahren“, erklärte er. Dann fügte er unvermittelt und sanft hinzu: „Ich möchte nicht, dass du hier mit hineingezogen wirst, Francesca.“
    Was ihre Anspannung nur noch verstärkte. Denn sie war bereits beteiligt, weil Daisy früher Harts Geliebte und Francescas Freundin und seit kurzem ihre Konkurrentin gewesen war.
    „Francesca“, sagte er plötzlich schroff und ergriff ihr Handgelenk.
    Eindringlich sah sie ihm in die Augen. „Daisy ist tot, Calder. Sie wurde ermordet. Ich denke, wir sind beide beteiligt.“
    Prompt wandte er sich ab, doch nicht schnell genug, um den Schmerz in seinen Augen zu verbergen. Francesca war bestürzt. Bildete sie es sich ein, oder empfand ihr Verlobter auch nach all dieser Zeit noch etwas für Daisy?
    Langsam wandte er sich ihr wieder zu. „Warum siehst du mich so an?“ Nun klang seine Stimme weicher, und seine Hand streichelte die ihre. „Auch ich stehe unter Schock. Wir sollten die Polizei benachrichtigen.“
    Schmerzhaft und stark schlug das Herz in ihrer Brust. Falls sie gerade noch Trauer in seinen Augen gesehen hatte, so war sie nun verschwunden.
    „Calder, was tust du hier?“, fragte Francesca – unsicher, ob sie die Antwort überhaupt hören wollte.
    Er zögerte, und seine Miene verschloss sich. „Ich konnte meine Geschäfte in Boston schneller als erwartet erledigen und bin heute Abend um Viertel vor sieben am Bahnhof angekommen.“ Er blickte sie direkt an. „Nachdem ich Daisy gefunden hatte, wollte ich nach Spuren suchen. Aber kaum fing ich damit an, kam plötzlich Rose ins Haus. Sie trug keinen Mantel oder Umhang – offensichtlich war sie nur kurz hinausgegangen. Ich versteckte mich. Sie ging auf direktem Weg ins Arbeitszimmer, zu Daisy. Ich folgte ihr. Beim Anblick von Daisys Leiche zeigte sie nicht die Spur einer Überraschung.“
    Francescas Gedanken überschlugen sich. Denn Calder hatte ihre Frage nicht beantwortet. Hatte ihr nicht gesagt, warum er zuerst zu Daisy gefahren war. Zwischen ihm und Daisy gab es nur

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