Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
Reporter lauerten, ob sie etwas erfuhren, das für eine Schlagzeile taugte. Festgenommene Verbrecher und Raufbolde warteten darauf, dass formell Anklage gegen sie erhoben wurde und man sie in die Arrestzelle steckte. Mehrere Beamte standen hinter der langen Theke, darunter auch Sergeant O’Malley. Francesca winkte ihm zu, er nickte und rief: „Er ist oben. Die Tür müsste offen sein.“
Sie war hier mittlerweile so bekannt, dass sie sich nicht erst anmelden musste, um zu den Büros durchgelassen zu werden. Dass sie seit einigen Wochen nicht mehr hergekommen war, schien niemandem aufgefallen zu sein. Sie bog um die Ecke und wollte die Treppe nach oben eilen – den Aufzug benutztesie grundsätzlich nicht –, als sie mit einem Mann zusammenstieß.
Es handelte sich um Arthur Kurland von der Sun – ein Schnüffler, den Francesca nicht ausstehen konnte. Sie hätte damit rechnen sollen, ihm über den Weg zu laufen, da er sich so gut wie immer im Präsidium herumtrieb und stets nach ihr Ausschau hielt.
Er lächelte sie an, während er sie festhielt, damit sie das Gleichgewicht zurückerlangen konnte. „Sie habe ich ja schon lange nicht mehr hier gesehen, Miss Cahill. Was führt Sie denn her?“ Er schien sich über die Begegnung aufrichtig zu freuen.
Francesca machte sich gar nicht erst die Mühe, darüber hinwegzutäuschen, dass sie ihn nicht leiden konnte. Immerhin wusste er über sie zu viele Geheimnisse. Er war hinter die kurze Affäre mit Bragg gekommen, und sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass er mit diesem Wissen genau dann an die Öffentlichkeit gehen würde, wenn er den größten Schaden anrichten konnte.
„Guten Morgen“, erwiderte sie brüsk. „Sie werden ganz sicher schon längst wissen, dass gestern eine Frau tot aufgefunden wurde, die womöglich dem so genannten Schlitzer zum Opfer gefallen ist.“ Um überheblich zu wirken, zog sie ihre Augenbrauen hoch.
„Ja, ich weiß. Und ich nehme an, Sie mischen bei dem Fall mit, richtig?“
„Das ist richtig.“
Er zückte seinen Notizblock. „Gibt es denn schon weitere Spuren?“
„Es ist wohl noch zu früh, um mit der Presse zu sprechen, mehr kann ich nicht sagen.“
„Oh mein Gott, da ist ja gerade eine arktische Brise durch den Raum geweht!“ Er begann zu lachen, steckte Block und Stift weg und rückte den Filzhut gerade, den er stets trug.„Letzten Monat konnten Sie aber gar nicht genug von der Presse kriegen, als Sie diesen Tim Murphy und seine Gang gejagt haben.“
Sie machte eine finstere Miene. „Da hatte ich auch gehofft, die Ermittlungen schneller vorantreiben zu können, sobald Informationen an die Öffentlichkeit gelangten. Diese Untersuchung dagegen befindet sich noch in einem frühen Stadium, und ich werde mich hüten, sie durch eine unüberlegte Bemerkung aufs Spiel zu setzen. Einen guten Tag.“ Damit ging sie an ihm vor bei.
Kurland gab aber nicht so rasch auf, sondern folgte ihr. „Hmm, das haben Sie aber interessant formuliert. Sagen Sie, Miss Cahill, es gibt also auch Dinge, die Sie nicht aufs Spiel setzen wollen?“
Fassungslos sah sie ihn an und merkte, wie ihr alle Farbe aus dem Gesicht wich. Als sie mit Rick Bragg allein gewesen war, hatten sie beide mehr als genug aufs Spiel gesetzt, und dieser Mann wusste das ganz genau. „Das war ausgesprochen unverschämt von Ihnen. Was wollen Sie von mir?“
„Weiß Ihr Verlobter, dass Sie hier sind und mit dem Mann zusammenarbeiten, den er mehr hasst als jeden anderen Menschen?“
Sie erstarrte. Woher wusste Kurland das? „Calder hasst Rick Bragg nicht. Die beiden sind Halbbrüder, sie stehen sich nahe.“ Sie wusste, sie war eine schlechte Lügnerin, und prompt merkte sie, wie ihre Wangen erröteten.
„Wenn Sie das sagen!“, gab er lachend zurück. „Aber fällt Ihnen das nicht schwer, den Tag mit dem einen und den Abend mit einem anderen Mann zu verbringen?“
Sie war so außer sich, dass sie kaum in der Lage war, etwas zu entgegnen. „Sie besitzen so viel Anstand wie ein Affe, Mr Kurland.“ Dann ging sie weiter.
Wieder folgte er ihr. „Deshalb bin ich auch ein so guter Reporter. Haben Sie ganz sicher nichts, was Sie mir verraten können? Nicht mal irgendeine Kleinigkeit?“
Abrupt blieb sie stehen und drehte sich um, sodass er mit ihr zusammenstieß. Beide machten sie einen Satz nach hinten, sie schnappte nach Luft. „Wollen Sie mich erpressen?“
„Ich?“ Er tat so, als könne er nicht fassen, was sie soeben gesagt hatte. „Niemals, Miss
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