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Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Titel: Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Cahill.“
    „Ein kluger Entschluss.“ Sie überlegte, ob sie es fertigbrachte, Hart davon zu erzählen, wie gefährlich dieser Mann allmählich wurde. Dann aber hätte sie ihm auch enthüllen müssen, wie eng ihre Beziehung zu Bragg in Wahrheit gewesen war. Und das war womöglich noch gefährlicher. „Ich wünsche einen guten Tag“, erklärte sie, wandte sich ab und eilte die Treppe hinauf.
    Er blieb an der untersten Stufe stehen und rief ihr nach: „Ich bin Ihnen noch die Antwort auf Ihre vorherige Frage schuldig, Miss Cahill. Was ich von Ihnen will, das habe ich bisher noch nicht entschieden.“
    Als sie sich nach ihm umsah und seinen kühlen Blick bemerkte, kam sie regelrecht ins Stolpern. Während sie sich wieder fing, tippte er auf eine denkbar respektlose Art an seinen Hut und ging. Voller Unbehagen schaute Francesca ihm nach.
    Sie musste Bragg warnen. Rasch wandte sie sich um und lief die restlichen Stufen hinauf, dann eilte sie durch den Flur. Die Tür zu seinem Büro – eine Holztür, in deren obere Hälfte eine Milchglasscheibe eingesetzt war – war angelehnt, stand aber nicht offen. Als sie anklopfte, ging sie von selbst auf.
    Sein Schreibtisch war zur Tür hin ausgerichtet, im Rücken hatte Bragg das Fenster, von dem aus man die Mulberry Street überblicken konnte. Sie erwartete ihn in seine Arbeit vertieft, stattdessen saß er vor dem Stapel Akten und starrte mit trauriger Miene in die Luft. Unwillkürlich hielt sie in ihrer Bewegung inne.
    Ihr war sofort klar, dass dies nicht der richtige Augenblick war, um ihn mit dem Problem namens Arthur Kurland zu belasten. Was mochte ihn wohl quälen?
    Bragg erschrak, als er ihre Anwesenheit bemerkte, und sprang auf. Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht, doch Francesca kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass es nicht dem entsprach, was er empfand. Die Traurigkeit in seinem Blick war ihr nicht entgangen.
    „Guten Morgen“, sagte er und kam ihr ein Stück entgegen. Auf der anderen Seite seines Schreibtischs befand sich der Kamin, auf dem Sims standen zahlreiche Fotos. Manche zeigten Mitglieder seiner großen Familie, auf anderen war er mit Präsident Roosevelt oder mit dem Bürgermeister zu sehen. Aber es gab kein Bild von seinem Halbbruder Hart oder seiner Ehefrau Leigh Anne. Letzteres stimmte nun nicht mehr, da ihr sofort Leigh Annes Porträt in einem ovalen silbernen Rahmen auffiel.
    Sie löste ihren Blick von diesem Foto und brachte so wie Bragg ein Lächeln zustande. „Guten Morgen. Ich hoffe, ich störe nicht.“
    Auf einmal wurde er sehr ernst, nahm ihren Arm und führte sie zu einem der beiden gepolsterten Stühle vor seinem Schreibtisch. „Du störst nie.“
    „Was ist los, Rick?“, fragte sie, setzte sich aber nicht hin.
    Sofort wandte er sich ab. „Nichts.“
    Francesca rührte sich nicht von der Stelle, bis er um den Tisch gegangen war, sich wieder hingesetzt hatte und sie ansah. Er hielt eine Akte hoch. „Heinreich ist sich fast sicher, dass alle drei Opfer mit demselben Messer attackiert wurden.“
    Über den Fall wollte sie jetzt nicht mit ihm reden. Irgendetwas stimmte nicht, irgendetwas, das ihm sehr zu schaffen machte. „Ist etwas passiert? Geht es den Mädchen gut?“
    „Den Mädchen geht es glücklicherweise bestens. Der Schlitzer hat wieder zugeschlagen, Francesca, und es stellensich uns jetzt zwei Fragen: Wer wird sein nächstes Opfer? Und wird er Montag erneut zuschlagen?“ Bragg reichte ihr die Akte. „Ich bin froh, dass du an dem Fall mitarbeitest“, fügte er an. „Uns bleibt nicht viel Zeit.“
    Sie nahm die Akte, schlug sie aber nicht auf. Stattdessen sah sie ihn so lange an, bis er den Blick abwandte. Offenbar wollte er mit ihr nicht über Privates reden. Ja, zwischen ihnen war jetzt alles anders, denn vor nicht allzu langer Zeit hätte er ihr ohne Zögern sein Herz ausgeschüttet. Der Wunsch, für ihn wie ein echter Freund zu sein und ihm zu helfen, über sie hinwegzukommen, war übermächtig, doch das galt auch für ihre Schuldgefühle. Was gab ihr das Recht, glücklich zu sein, wenn er es nicht war? Sicher würde sich das Problem lösen lassen, das ihn belastete. Und sicher würde sie ihm dabei helfen können. Sie musste ihm helfen, sonst verdiente sie die Freundschaft zu ihm nicht!
    Aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um ihn zum Reden zu bewegen. So ungern sie sich jetzt auch innerlich zurückzog, war es doch das einzig Richtige. Sie atmete tief durch, dann schlug sie die Akte auf.

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