Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
alarmiert.
„Ich muss mit dir sprechen“, entgegnete er und nahm ihren Arm.
„Hart!“ Sie beschlich eine schreckliche Vorahnung. „Nicht jetzt! Ich muss den Zug um Viertel nach sechs bekommen!“
„Ich weiß. Das hast du mir gestern Abend gesagt.“ Seine Augen waren dunkel und undurchdringlich.
„Tu das nicht!“, bat sie flüsternd.
„Du bist mir zu wichtig, als dass ich dich auf diese Weise verletzen möchte“, sagte er. „Wir können nicht weitermachen, Francesca. Ich bin ein Mordverdächtiger. Heute bricht der Skandal los, und du sollst nicht mit hineingezogen werden.“
„Nein“, protestierte sie verzweifelt. „Verdammt, Hart, ich werde dich nicht verlassen!“
Seine Augen wurden feucht. „Nein, du mich nicht. Aber ich dich. Auf Wiedersehen, Francesca“, sagte er rau. Bevor er sich umwandte und ging, hielt er noch einmal inne. „Du bist ein Wunder, Francesca.“
Wie betäubt sah sie ihm nach, wie er sich durch das Gewühl drängte, und begriff allmählich, dass er gerade ihre Verlobung beendet hatte – und ihre Beziehung. Doch das konnte er nicht tun, weil sie es nicht zulassen würde, nicht zulassen konnte. Sie lief ihm nach und ergriff von hinten seinen Arm. „Ich gebe dich nicht auf!“, rief sie, als er sich mit ernstem Gesicht zu ihr umwandte. „Ich verlasse dich nicht, jetzt nichtund überhaupt niemals!“
Doch er machte sich von ihr los. Sein Gesicht war so angespannt, dass es zu zerbrechen drohte. Er sagte nichts, sondern sah sie nur lange und unverwandt an, wobei sich seine Augen mit Tränen füllten. Dann drehte er sich wieder um. Diesmal schritt er rasch aus und war schnell in der Menge verschwunden.
Zitternd wie Espenlaub sah sie zu, wie die Menge ihn verschluckte. Tränen verschleierten ihren Blick, und sie fluchte, als sie sie wegwischte. Wie konnte er das tun? Warum? Doch sie wusste, warum – er wollte sie beschützen.
„Miz Cahill“, sagte Joel knapp.
Erst jetzt fiel ihr wieder ein, dass Joel bei ihr war und sie einen Fall zu lösen hatte – sie musste Harts Namen reinwaschen. Sie atmete tief durch, wischte die letzten Tränen fort und war so entschlossen wie nie. „Komm schnell, wir müssen den Zug erwischen.“
Da er sie mit aufrichtiger Besorgnis ansah, rang sie sich ein Lächeln ab und klopfte ihm auf die Schulter.
„Er meint es nicht so“, tröstete Joel sie, während sie in den Bahnhof eilten. „Er liebt Sie, Miz Cahill. Ich meine, zumindest glaube ich das.“
Francescas Herz schien zu zerspringen. Auch wenn Hart aus den nobelsten und selbstlosesten Motiven handelte, hatte er ihr doch unendlich wehgetan. „Ich denke auch, dass er mich liebt, Joel. Aber verstehst du, er wird des Mordes beschuldigt, und er möchte nicht, dass ich da hineingezogen werde.“
„Nein, das verstehe ich nicht“, sagte Joel, während sie sich durch das Gedränge in der riesigen Bahnhofshalle mit den Marmorfliesen einen Weg zu ihrem Gleis bahnten. „Sie können den wahren Mörder finden. Er sollte sich wünschen, dass Sie da hineingezogen werden!“
„Die Leute werden hässliche und sogar grausame Dingeüber ihn sagen“, erklärte Francesca. „Er möchte nicht, dass ich diese Dinge höre.“
Doch Joel schüttelte nur den Kopf. „Aber Sie können immer noch heiraten. Denn wenn Sie den Mörder finden, wird niemand mehr gemein zu Mr Hart sein.“
Gerührt bückte Francesca sich, um ihn zu umarmen. „Lass uns zuerst den Mörder finden.“
Es war erst acht, doch Bragg saß schon seit über einer Stunde im Präsidium. Als es an seiner Tür klopfte, erhob er sich mit pochendem Herzen. „Herein.“
Sergeant Shea trat ein und zog Mike O’Donnell mit sich. Der Hafenarbeiter war unrasiert, hatte trübe Augen und trug Handschellen. „Hier ist Ihr Mann, Commissioner“, verkündete Shea fröhlich. „Und er ist nicht sehr glücklich darüber.“
Obwohl O’Donnells Miene gefasst war, spürte Bragg seinen Ärger. „Commissioner, Sir“, fing er an. „Werde ich eines Verbrechens beschuldigt? Ich wurde gerade direkt aus dem Bett ge holt!“
„Die können Sie abnehmen“, sagte Bragg und sah zu, wie Shea die Handschellen aufschloss und abnahm. „Danke. Lassen Sie uns bitte allein.“
Shea nickte und ging, wobei er die Tür sorgfältig hinter sich schloss.
O’Donnell rieb seine Handgelenke, als hätte er stundenlang in Ketten gelegen. „Ich bin kein Krimineller, Sir“, sagte er.
Für Bragg sah der Mann aus, als ob er getrunken hätte. Doch er verströmte nicht
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