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Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Titel: Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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„Ich muss noch eines zu bedenken geben. Was wäre, wenn Daisy und das Kind noch lebten? Würdest du damit fertig werden, dass Hart eine andere Familie hat?“
    Erschrocken zuckte Francesca zusammen. „Was spielt das für eine Rolle?“, fragte sie und sah plötzlich Daisy vor sich, mit einem Baby auf dem Arm.
    „Es spielt eine Rolle. Wenn nun eines Tages irgendeinefrühere Geliebte auftaucht – mit seinem Bastard im Schlepptau?“
    Francescas Herz machte einen Satz. Was würde sie tun? Gäbe es überhaupt eine Wahl? „Ich weiß nicht“, antwortete sie langsam. „Vielleicht hätten wir das Kind zusammen aufgezogen, wenn Daisy einverstanden gewesen wäre.“
    Nach dieser Antwort sah Connie sie lange an. „Nur du kannst dir so eine selbstlose Lösung einfallen lassen.“
    „Es spielt keine Rolle, Connie. Daisy ist tot. Das Kind ist tot. Das Ganze ist eine furchtbare Tragödie, doch ich werde mich auf die nächsten Ermittlungen konzentrieren.“ Francesca erhob sich.
    Auch Connie stand auf. „Du bist so tapfer“, sagte sie. „Was hält Hart von deinem Engagement?“
    Francesca zögerte. Sie hatte Angst, ihrer Schwester davon zu erzählen.
    „Was verschweigst du mir?“, fragte Connie.
    Verbissen kämpfte Francesca mit dem Wunsch, ihrer Schwester die ganze Wahrheit anzuvertrauen. Nie hatte sie eine beste Freundin nötiger gebraucht als heute. Also versuchte sie es. „Harts erste Reaktion bestand darin, mich zurückzustoßen. Er möchte nicht, dass ich in die Sache verwickelt oder durch meine Verbindung zu ihm verletzt werde. Er hätte heute Abend fast unsere Verlobung gelöst, Con.“ Noch bei der Erinnerung daran zitterte sie.
    Bevor sie antwortete, dachte Connie einen Augenblick nach. Sie rang nach den richtigen Worten. „Auch ich wäre erfreut, wenn Hart es schaffte, dich aus den Ermittlungen rauszuhalten“, sagte sie. „Und – zumindest vorübergehend – auch aus seinem Leben.“
    Das ganze Gespräch hatte Francesca sehr betrübt. „Ich sollte gehen“, sagte sie leise. „Morgen wird ein langer Tag.“
    Aber Connie hielt sie zurück. „Fran? Bitte denk gut darüber nach, was du tust. Ich weiß, dass du ihn liebst, das weiß ich wirklich. Doch du bist drauf und dran, das Opfer eines großen Skandals zu werden. Möchtest du dir wirklich diesen Kummer und diesen Schmerz antun?“ Connie biss sich auf die Lippen. „Ich hasse es, diejenige zu sein, die es sagt, doch ich liebe dich, und deshalb werde ich es tun. Du solltest über eine Zukunft ohne Calder Hart nachdenken.“

10. KAPITEL
    Mittwoch, 4. Juni 1902
5.45 Uhr
    Raoul setzte Francesca und Joel an der Grand Central Station ab. Als sie mit der Menschenmenge zum Eingang des riesigen Kalksteingebäudes eilten, hörte Francesca einen Straßenverkäufer die Zeitung anpreisen: „Lesen Sie hier alles über den neuesten Skandal! Es geht um Mord! Lesen Sie alles! Geliebte ermordet!“
    Francesca stolperte und betete innerlich, dass sie den jungen Mann falsch verstanden hatte. Als sie sich umdrehte, machte sie sofort einen schlaksigen Heranwachsenden mit Filzmütze aus, der mit einem Stapel Zeitungen in der Hand an der Straße stand und gerade einen Nickel von einem Gentleman entgegennahm. Dann pries er im Gewühl wieder lautstark seine Ware an: „Lesen Sie alles über den neuesten Skandal! Es geht um Mord!“
    „Miz Cahill? Wir müssen den Zug erreichen“, drängte Joel.
    Francesca hörte ihn zwar, antwortete jedoch nicht, da sie bereits auf halbem Wege zu dem Zeitungsjungen war. Jetzt sah sie, dass er die Sun verkaufte, und konnte die riesige Schlagzeile lesen.
    Exgeliebte ermordet – Calder Hart verdächtig
    Hastig griff Francesca sich eine Zeitung und bemerkte sofort, dass Arthur Kurland den Artikel geschrieben hatte.
    „Miss? Das macht fünf Cent“, protestierte der Zeitungsjunge.
    Also musste sie den Artikel wohl im Zug lesen. Sie fasste in ihr Täschchen, wo sie den Stahl ihres kleinen Revolvers an ihren behandschuhten Fingerspitzen spürte, und reichte ihm dieMünze. Dann blickte sie zu der großen Bahnhofsuhr am Turm des Gebäudes. Es war zehn vor sechs.
    „Francesca“, sagte plötzlich Hart neben ihr.
    Nach Luft schnappend, wirbelte sie zu ihm herum. Ähnlich wie die anderen Gentlemen auf der Straße trug Hart einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und eine Krawatte. Da er nie einen Hut trug, glänzten seine schwarzen Haare in der frühen Morgensonne. Ohne zu lächeln, sah er sie an.
    „Was tust du hier?“, rief sie

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