Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
den typisch säuerlichen Geruch gestrigen Alkoholgenusses. „Ich weiß nicht. Sollte ich Sie beschuldigen, Mike? Sagen wir, wegen Erpressung?“
„Mich beschuldigen? Wegen Erpressung?“, rief O’Donnell mit einem Gesicht gekränkter Unschuld. „Sir! Das ist unfair!Ich würde niemals jemanden erpressen, das ist eine Sünde!“
„Vielleicht hätten Sie über die Möglichkeit, dass ich Sie jedes beliebigen Verbrechens beschuldigen kann – ob wahr oder falsch –, nachdenken sollen, bevor Sie meine Frau und meine Töchter besuchten.“
O’Donnell schwieg, nur seine Brust hob und senkte sich schwer. „Ist das eine Drohung?“, fragte er nach einer langen Pause. „Ich habe niemals um Geld gebeten. Alles, was ich getan habe, war, meine Mädchen zu besuchen. Das ist doch kein Verbrechen.“
Wie ärgerlich, dass O’Donnell an seiner Geschichte festhielt. „Wir wissen beide, dass Sie Gott nicht gefunden haben und dass Ihnen die Mädchen verdammt egal sind“, sagte er. „ Wie viel wollen Sie?“
„Sie sind mein Fleisch und Blut“, erwiderte O’Donnell ernst, und sein Gesicht entspannte sich. „Und sie gehören zu mir. Ich bin sicher, dass das Gottes Wille ist. Hier geht es nicht um Geld, Sir.“
Allmählich verlor Bragg die Geduld. Seine Frau war beunruhigt und verängstigt. Dieses Spiel musste beendet werden. „Gott möchte, dass Sie verschwinden“, zischte er. „Und ich möchte das ebenfalls. Wie viel wollen Sie?“
Mit ausdrucksloser Miene hielt O’Donnell seinem Blick stand. „Sir, ich bitte nicht um Geld. Ich habe jedes Recht, die Mädchen zu sehen. Beth und ich haben darüber gesprochen, wie wir sie großziehen können. Wir können ihnen nicht all das bieten, was Sie und Ihre Frau ihnen geben, doch wir kommen zurecht. Sie sind meine Nichten, Sir, und sie müssen nach Hause kommen.“
Nicht zu fassen: O’Donnell gab nicht auf!
Mehr noch, er lächelte ihn sogar an.
„Raus“, sagte Bragg.
Just in dem Moment, als der Polizeichef Brendan Farrplötzlich die Tür öffnete und hereinschaute, drehte O’Donnell sich um. Schlagartig verstärkte sich Braggs Anspannung. Denn Farr verfolgte seine eigenen Ziele, und Bragg traute ihm nicht über den Weg. „Meine Tür war zu“, sagte er knapp.
„Sorry“, erwiderte Farr gefällig. Er war ein großer Mann mit silbernem Haar und blassblauen Augen. „Komme ich ungünstig?“ Abschätzig musterte er O’Donnell, als der blonde Mann hinausging, wandte sich aber schnell wieder Bragg zu. „Ich dachte, wir könnten über den Mord an Miss Jones sprechen. Die Zeitungsleute posaunen es überall herum, und wir sehen schlecht aus – wie immer.“
Seufzend rieb Bragg sich die Schläfen. „Kommen Sie herein.“
Auch Farr schloss die Tür hinter sich. „Kenne ich den Kerl, der da gerade ging?“
„Nein.“ Bragg machte eine kurze Pause. „Ich kann die Reporter nicht davon abhalten, ihre Stories zu schreiben. Aber ich werde noch vor Mittag eine Presseerklärung abgeben.“
„Und wie soll die lauten?“
Aber Rick war nicht in der Laune für Spielchen. „Was auch immer Sie sagen wollen, spucken Sie es aus.“
„Sehen Sie, ich weiß, dass Hart Ihr Halbbruder ist, und ich weiß, dass er mit Miss Cahill verlobt ist, doch er ist in diesem Fall tatsächlich ein Verdächtiger.“
Bragg gefiel es nicht, dass Farr von seiner früheren Liaison mit Francesca wusste. „Ich bin mir der Fakten in diesem Fall sehr wohl bewusst.“
„Wir sollten ihn zu einem weiteren Verhör bestellen, doch Newman fasst ihn mit Glacéhandschuhen an, weil er Ihnen nicht auf die Füße treten will.“
Mit Bestürzung erkannte Bragg, dass dies vermutlich der Wahrheit entsprach. Hart sollte noch einmal befragt werden, und zwar eingehend.
„Meine Männer können ihn holen, und ich verhöre ihn“, bot Farr an.
„Nein“, widersprach Bragg und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. „Zunächst einmal beaufsichtigen Sie das ganze Department. Es besteht kein Grund, dass Sie sich persönlich mit dem Fall befassen.“ Er wusste, dass Farr eigene Interessen verfolgte, die sich entweder gegen Francesca oder gegen ihn richteten. Seine Einmischung konnte dem Fall nur schaden. Ironischerweise dachte Bragg plötzlich daran, Calder zu beschützen. „Newman kann mit Hart sprechen. Aber wir machen das bei ihm zu Hause. Es ist nicht nötig, ihn ins Präsidium zu bringen – die Zeitungen würden nur weitere irreführende Geschichten bringen.“
Farr nickte und verschränkte die Arme vor
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