Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
seiner breiten Brust. Sollte er mit dieser Regelung unzufrieden sein, so ließ er es sich nicht anmerken. „Ich möchte noch eine Sache ansprechen.“
Fragend hob Bragg die Brauen.
„Wir müssen unbedingt sein Haus und seine Büroräume durchsuchen.“
Wieder hatte er recht. Innerlich fluchte Bragg. „Es gibt keine Durchsuchung, bis wir die Erlaubnis haben. Sobald wir sie haben, übernehme ich die Aufsicht.“
Farr zeigte keinerlei Reaktion. „Ich verstehe. Richter Hollister ist unter Umständen bei Gericht. Falls dem so ist, haben wir den Durchsuchungsbefehl erst heute Abend oder gar morgen früh.“
Bragg nickte. „Hauptsache, wir sind auf der sicheren Seite.“
„Wir sind ganz sicher“, sagte Farr spöttisch und ging. Bragg blickte ihm nach und erhob sich dann. O’Donnell wurde ein Problem, dessen war er sich sicher. Er musste die Mädchen und Leigh Anne beschützen, doch ihm blieb nichtsanderes übrig, als auf O’Donnells nächsten Zug zu warten. Und dann war da noch Hart. Er konnte nicht anders – er machte sich Sorgen um seinen Bruder.
Connie war sehr nervös, als sie durch die Gänge von Harts riesigem Haus geführt wurde. Während sie Alfred folgte, dachte sie daran, dass ihre Schwester nicht sehr glücklich über diesen Besuch wäre. Auch Neil hatte ihr geraten, ihre Nase nicht in diese Beziehung zu stecken, doch sie hatte ihn scharf daran erinnert, dass Francesca ihre geliebte Schwester war. Sie musste tun, was sie für richtig hielt. Sie musste Hart davon überzeugen, seine Verlobung mit Fran zu lösen.
Alfred klopfte an die Tür der Bibliothek. Gleich würde sie sich in die Höhle des Löwen wagen. Hart war ihr ein Rätsel. Mal war er unglaublich charmant und einnehmend, dann wieder unverblümt, unhöflich und extrem schwierig.
Als er jetzt die Tür öffnete, machte er einen ungewöhnlich zerzausten Eindruck. Er trug weder Jacke noch Krawatte, hatte sein Hemd bis zur Brust aufgeknöpft und die Ärmel unordentlich hochgekrempelt. „Ich sagte, dass ich nicht gestört werden will“, brummte er unwirsch. Dann fiel sein Blick auf Connie, und er wich unwillkürlich zurück.
„Ich bitte um Entschuldigung, doch Lady Montrose bestand darauf, Sie zu sehen, Sir. Da sie Miss Cahills Schwester ist, dachte ich, ich sollte sie hereinlassen.“
Hart sah durch Alfred hindurch, als wäre er gar nicht da. „Das ist kein guter Augenblick“, sagte er, und die Warnung in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Was Connies Beklemmung noch verstärkte. „Guten Morgen“, flüsterte sie rau. Dann räusperte sie sich. „Ich weiß, dass es schrecklich früh ist, Calder. Es tut mir leid, und ich könnte natürlich später wiederkommen, wenn du darauf bestehst. Doch früher oder später muss ich mit dir über Francesca reden.“
Ein schier endloser Moment verstrich. Ohne seinen Blick von Connie zu wenden, sagte Hart zu Alfred: „Das ist alles.“
Da seine Worte sehr endgültig klangen, eilte Alfred davon, ohne zu fragen, ob sie Kaffee oder Tee wollten.
Hart lächelte Connie zu, doch es war eher eine Grimasse. Mit einer Handbewegung forderte er sie auf, einzutreten. Obwohl Connie wusste, dass es ein Fehler gewesen war, ihn jetzt aufzusuchen, da er so aufgewühlt und verärgert war, folgte sie seiner Einladung und atmete tief durch.
„Mache ich dir Angst?“ Er lachte und ging langsam zu seinem Schreibtisch.
„Heute Morgen tust du das tatsächlich“, brachte sie heraus, während sie ihn beobachtete. Insgeheim konnte sie Francesca verstehen, denn für einen kurzen Moment hatte auch sie einmal seine Anziehungskraft gespürt. Selbst jetzt umgab ihn etwas geradezu Hypnotisches. Vielleicht lag es an seinen raubtierhaften Bewegungen, die wirkten, als ob er seine Energie und Kraft kaum unter Kontrolle halten könne. Es war mehr als sein gutes Aussehen, und es war mehr als sein Reichtum und seine Macht. Vielleicht lag es an seiner Arroganz, dass er diese fatale Anziehung auf Frauen ausübte.
„Du starrst mich an“, unterbrach er ihre Gedanken, wobei er nach einem Glas auf seinem Schreibtisch griff.
Connie war schockiert, als sie begriff, dass er trank.
Er lächelte sie spöttisch an. „Ich würde dir einen Drink anbieten, doch ich bin mir fast sicher, dass du ihn ablehnen würdest.“
In diesem Moment erkannte sie, was ihn so unwiderstehlich machte. Es war sein Zorn, sein verletzter Zorn. Er trieb den Mann an, machte ihn unberechenbar und gefährlich. Das fanden die Damen so faszinierend an ihm,
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