Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
jetzt mehr als je zuvor!“
Connie rückte näher und umarmte sie. „Ich weiß“, sagte sie, und Tränen stiegen ihr in die Augen. „Doch das ist nicht hinzunehmen, Fran. Bislang konnte die Gesellschaft Harts wechselnde Affären ignorieren. Jetzt wird das zum Stadtgespräch. Schlimmer noch, die Leute werden öffentlich diskutieren, ob er seine schwangere Geliebte umgebracht hat oder nicht!“
Francesca wusste, dass ihre Schwester recht hatte. „Hart wird sich nicht darum kümmern“, murmelte sie.
„Tatsächlich? Und was ist mit dir? Kümmert es dich auch nicht, was sie hinter seinem Rücken sagen – und hinter deinem?“
Innerlich krümmte Francesca sich. „Nein, es ist mir egal“, behauptete sie, doch die Worte klangen hohl. Selbst wenn sie stark genug sein wollte, um das Getuschel zu ignorieren, war sie es nicht.
Connie erhob sich. „Ich glaube dir nicht. Erst vor wenigen Monaten habe ich dich bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung abseitsstehen sehen, weil andere junge Ladies dich für eigenartig und exzentrisch hielten. Ihr Getuschel hat dich verletzt, und das weißt du, Fran.“
„Ja, ihr Getuschel hat mich verletzt, aber ich habe das überwunden.“
„Also wirst du bei Hart bleiben und ihn heiraten?“, fragte Connie ungläubig.
Lange sahen sie einander an. Schließlich flüsterte Francesca: „Aber er hat es nicht getan. Ich könnte ihn niemals verlassen, wenn er in solchen Schwierigkeiten steckt. Ich werde den wahren Mörder finden, und der Skandal wird mit der Zeit vergessen sein.“
„Wird er das? Glaubst du das wirklich? Hart hat nie auch nur versucht, ein Gentleman zu sein! Du weißt ebenso gut wie ich, dass er gerade gegenüber seinen Kritikern immer sein unpassendstes Verhalten zur Schau gestellt hat. Er hat das richtig genossen! Und dies ist ihre Gelegenheit, zurückzuschlagen. Sie werden sich an seinem Unglück weiden“, hielt Connie ihr schonungslos vor. „Ich sehe schon, wie überall die Messer gewetzt werden, während wir hier reden!“
Leider stimmte das. Bis jetzt hatte Hart getan, was er wollte, und war wegen seines gewaltigen Vermögens dennoch von der Gesellschaft akzeptiert worden. Doch er hatte die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens damit zugebracht, die Gesellschaft öffentlich zu verspotten. Hatte mit seinen diversen Liebschaften geprahlt, während seine Gastgeber und Gastgeberinnen so getan hatten, als wüssten sie von nichts. Doch nun war seine schwangere Geliebte tot und er ein Hauptverdächtiger. Francesca schauderte. Niemand würde Hart jetzt noch die Tür öffnen. Selbstverständlich würde er behaupten, dass ihn das nicht kümmere, doch das zurückgewiesene Kind, das noch immer in ihm lebte, wäre sehr verletzt.
„Du bist bei diesem Streit im Vorteil. Hast du vielleicht deine Meinung geändert?“, fragte sie langsam.
Aber Connie beruhigte sie zumindest in dieser Hinsicht sofort. „Oh Francesca! Egal was du tust, ich werde dich unterstützen. Aber für die Gesellschaft wird das ein Festtag sein! Hart ist ruiniert. Wenn du ihn heiratest, wird dein Ruf ebenfallsbefleckt sein. Ich weiß, dass die kriminalistische Arbeit dein Lebensinhalt ist, doch könntest du wirklich so leben? Und was ist mit Mama und Papa?“
Francesca versuchte, sich die Zukunft als Harts Frau vorzustellen, wie sie zu zweit in dem riesigen Haus wohnten wie auf einer Insel. Das Bild des verletzten und enttäuschten Andrew erstand vor ihrem geistigen Auge. Gefolgt von ihrer Mutter, die zu Harts stärksten Befürwortern gezählt hatte. Selbst Julia wäre angesichts des Skandals schockiert.
Doch sie brauchten den Rest der Welt nicht, da ihnen Abendgesellschaften, Bälle und Einladungen zum Tee nicht wichtig waren. Er würde sich weiter um seine Geschäfte kümmern und sie um ihre kriminalistische Arbeit, und sie würden beide reisen. Vielleicht hätten sie eines Tages eine Familie. Bei dem Gedanken lächelte sie beinahe. Dann dachte sie daran, wie die Gerüchte schließlich auch ihre Kinder erreichen würden, und ihr Lächeln erstarb.
„Mama und Papa werden sich zusammentun und gegen die Heirat sein, daran habe ich keinen Zweifel“, sagte Connie. „Willst du durchbrennen? Ich weiß, dass du mit Hart schon darüber gesprochen hast.“
„Durchbrennen ist das letzte Mittel.“ Francesca wusste, dass Connie recht hatte. „Und genau deshalb brauche ich dich als Verbündete nötiger als je zuvor. Du musst mir helfen, Mama und Papa zurückzugewinnen.“
Connie musterte sie resigniert.
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