Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
Zeitpunkt Ihrer Wahl.“
Unverwandt starrte Martha Gillespie sie an. Niemand konnte verzweifelter aussehen.
„Bitte gehen Sie“, rief Lydia.
Francesca nickte und ging hinaus. Doch kaum hatte sich die Tür hinter ihr geschlossen, presste sie ihr Ohr gegen das glatte, polierte Holz. Ihre Belohnung folgte auf dem Fuß.
„Sie wird es herausfinden“, sagte Martha stockend.
Aber Lydia erwiderte: „Nein, wird sie nicht. Nicht, wenn du nichts sagst.“
Bragg klopfte an die Tür von O’Donnells Wohnung. Der Kerl erwartete ihn nicht, und Bragg hoffte, dass er zu Hause war. Während er auf eine Reaktion wartete, brannte der lederummantelte Griff des Koffers wie Feuer in seiner Hand. Das Geld fühlte sich furchtbar schwer an, wie ein Anker, der ihn nach unten zog.
Bilder von Leigh Anne stiegen vor seinem geistigen Auge auf, wie sie ihn ängstlich und in Tränen aufgelöst anflehte, dem Spuk ein Ende zu machen, wie sie ihn anflehte, O’Donnell auszuzahlen, damit er sie in Ruhe ließ. Ihnen folgte noch ein Bild: Dot lächelte ihn an und winkte mit ihrer pummeligen Hand, während Katie ihn aus großen, fragenden Augen ansah.
Was er vorhatte, war richtig, ermahnte Bragg sich selbst. Auch wenn er der Commissioner der Polizei war und seine Aufgabe darin bestand, das Gesetz zu verteidigen, und nicht, es zu brechen. Er musste seine Familie beschützen. Die Entscheidung war klar. Leigh Anne war im Moment so zerbrechlich. Jedes Mal, wenn er sie ansah, bemerkte er die Angst undQual in ihren Augen. Wie lange konnte sie das noch durchhalten? Sogar Francesca hatte zugestimmt, dass es das Beste wäre, O’Donnell Geld zu geben, um ihn so schnell wie möglich loszuwerden.
Bragg wartete an der Tür und schloss die Augen. In Gedanken malte er sich aus, wie O’Donnell nach Luft schnappte, während Bragg ihm die Kehle zudrückte, langsam, grausam und mit Vorsatz. Jedermann hatte eine dunkle Seite, und seine machte sich in dieser Situation bemerkbar. Nie hatte er jemanden mehr gehasst – und nie hatte er jemanden mehr gefürchtet.
Doch er würde sich nicht seiner primitiven Wut ergeben. Er war ein vernünftiger Mann, der sich beherrschen konnte.
Hinter der Tür erklangen Schritte. Bragg straffte die Schultern. Es ging los.
Männer wie O’Donnell begegneten ihm immer wieder. Sie gehörten zum Abschaum der Erde, der niemals geläutert wurde, und sie kamen immer wieder zurück, um Ärger zu machen.
Auch O’Donnell würde eines Tages zurückkommen, um mehr Geld zu erpressen.
Braggs Handflächen wurden feucht. Wäre er kein Mann des Gesetzes, könnte er nur mit einem Mord sicherstellen, dass der Mann sie nie wieder belästigte.
„Ja?“ O’Donnell öffnete die Tür.
Mit unverhohlenem Hass sah Bragg ihn an.
Francesca stand vor der Eingangstür von Daisys Haus und wartete darauf, dass Homer auf ihr Klopfen antwortete. Mit ungeheurem Gewicht drückte die Trauer um Daisy sie nieder.
Homer öffnete die Tür. „Miss Cahill!“
Zu ihrer Überraschung trug er keinen schwarzen Anzug, sondern sehr viel alltäglichere Kleidung. „Darf ich hereinkommen? Gehen Sie aus?“
„Wir haben jetzt keine Aufgaben mehr. Das Haus ist blitzsauber, abgesehen vom Arbeitszimmer und Miss Jones’ Privaträumen, die wir nicht betreten dürfen. Mr Hart hat keine Anweisungen hinterlassen. Ich hatte gehofft, meine Tochter in Staten Island besuchen zu können.“
„Ich bin sicher, es wäre ihm recht.“ Francesca rang sich ein schwaches Lächeln ab. „Meinetwegen müssen Sie nicht hierbleiben. Ich bin nur hier, um nachzudenken.“
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Homer und musterte sie mit seinen dunklen Augen.
„Nicht wirklich“, gab Francesca zu.
„Aber … Mr Hart wurde freigelassen. Er ist unschuldig, oder nicht?“
Francesca versuchte es mit einem weiteren matten Lächeln. „Ja, er ist unschuldig. Aber jetzt geht es nicht um Hart. Ich habe gerade eine sehr traurige Information über Daisy erhalten. Ich wünschte, sie wäre noch am Leben. Ich wünschte, wir hätten niemals ein böses Wort gewechselt.“
Erschrocken sah Homer sie an, doch Francesca gewann allmählich ihre Fassung wieder. „Bitte, ich möchte gern allein sein. Ich brauche nichts.“
Immer noch zögerte Homer, doch Francesca beruhigte ihn, und schließlich holte er seine Sachen und ging.
Sie war allein in der großen Eingangshalle, als sich die Tür hinter ihm schloss. Francesca sah sich in dem großen Raum mit den cremefarbenen Wänden und dem polierten Boden um und
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