Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
und er drückte so fest zu, wie er konnte. O’Donnell lehnte an der Küchenwand, seine Augen traten hervor, und sein Gesicht wurde rot. „Du verdammter Bastard! Sprich niemals wieder so von meiner Frau!“
O’Donnells Gesichtsfarbe wechselte ins Purpurfarbene. Es wäre so einfach.
„Sie bringen ihn um!“, schrie Beth, die von hinten am ihm zerrte.
Er würde dieses Gesindel umbringen, und niemand würde es je erfahren. Und er und Leigh Anne wären frei.
Mit Panik in den Augen begann O’Donnell zu winseln.
Aber er selbst wüsste, was er getan hatte.
Bragg gab den Mann frei und trat zurück. „Erwähnen Sie nie wieder meine Frau“, drohte er. „Verstehen Sie mich?“
O’Donnell fiel auf die Knie und umklammerte keuchend seinen Hals.
O’Brien rief: „Gehen Sie. Gehen Sie einfach nur. Wir haben das Geld – gehen Sie!“
Als er sie ansah, sprühten ihre Augen vor Hass, und ihr Gesicht wirkte ganz und gar nicht mehr gütig oder großmütterlich. Nein, er konnte O’Donnell nicht umbringen – aber er konnte dies hier ebenfalls nicht tun.
„Sie sind beide festgenommen“, sagte er, griff in seine Jacke und legte O’Brien Handschellen ums Handgelenk und fesselte sie an eines der Tischbeine, sodass sie gezwungen war, sich hinzusetzen.
Dann zog er den hustenden O’Donnell auf die Füße und legte ihm ebenfalls Handschellen an.
„Das werden Sie noch bereuen!“, brachte O’Donnell heiser he raus.
„Beinahe hätte ich das“, sagte Bragg.
Mit einem doppelläufigen Derringer zielte Martha Gillespie direkt auf Francescas Kopf. Francesca erstarrte vor Angst, gleichzeitig war sie fast sicher, dass sie Daisys Mörder gefunden hat te.
„Was tun Sie da, Mrs Gillespie?“, fragte sie vorsichtig, dabei presste sie ihre Tasche an sich, in der ihr eigener Revolver lag, wagte aber nicht, sich zu rühren.
„Meine Familie wurde schon vor langer Zeit zerstört“, erwiderte Martha schrill, während eine Träne ihre Wange hinunterrann. „Nun wollen Sie zerstören, was von uns übrig geblieben ist.“
„Ich möchte gar nichts zerstören“, sagte Francesca sanft. „Ich war Daisys Freundin. Ich möchte nur Gerechtigkeit.“
„Wenn Sie uns doch nur in Ruhe gelassen hätten!“, rief Martha, und ihre Hand mit dem Revolver zitterte.
„Sie wussten es, nicht wahr? Sie wussten, dass Ihr Mann Honora missbraucht hat.“
„Zuerst nicht“, flüsterte Martha. „Natürlich wusste ich es anfangs nicht! Doch dann veränderte sich Honoras Verhalten. Sie lächelte nicht mehr. Sie lachte nie. Sie sprach nicht mehr mit Richard. Früher hatte sie ihn angebetet, doch jetzt zuckte sie zusammen, wenn er sie berührte. Ich war froh, als sie fortlief!“
Das konnte Francesca kaum glauben. „Vielleicht war Richard derjenige, der hätte weggehen sollen.“
„Es war nicht sein Fehler! Sie war immer zu schön gewesen, schon als kleines Kind. Und dann, als sie eine junge Frauwar … ihr Gang, ihre Haltung … jeder sah sie an. Sie war die Versuchung in Person, Miss Cahill, eine teuflische Versuchung des Fleisches. Ich bin mir sicher, dass sie Richard in ihr Bett gelockt hat.“
Francesca war übel. „Sie war zwölf Jahre alt!“
„Hat es damals begonnen? Ich habe es erst kurz vor ihrer Flucht bemerkt. Richard hatte gesagt, er käme ins Bett, doch das tat er nicht. Mir ging es an dem Abend nicht gut. Ich brauchte einen Arzt, also suchte ich nach ihm. Sie können sich vorstellen, wo ich ihn gefunden habe.“ Sie zitterte noch stärker, und Tränen strömten ihre Wangen hinunter.
Richard hatte Daisy drei Jahre sexuell missbraucht, und ihre Mutter hatte es nicht gewusst. „Aber Sie haben doch nach dieser Nacht sichergestellt, dass es nie wieder passierte?“ In Francescas Frage lag ein flehender Unterton.
„Nein. Ich ließ sie in Ruhe – ich musste hinausgehen. Richard weiß nicht, dass ich sein Geheimnis kenne.“
„Aber Sie hatten die Pflicht, Ihr Kind zu beschützen, Mrs Gillespie. Sie haben Ihren Mann niemals zur Rede gestellt?“ Francesca konnte es nicht fassen.
„Nein, ich habe ihn niemals zur Rede gestellt“, weinte Martha. „Wie konnte ich? Hätten Sie es gekonnt? Es tut mir leid, ich hatte nicht den Mut!“
Damit wuchs Francescas Mitgefühl mit Daisy nur noch mehr. „Wann haben Sie entschieden, sie zu töten?“
„Ich bin keine böse Frau – wie sie es war. Sie ist nicht ohne Grund Prostituierte geworden. Sie hat uns erpresst! Richard erzählte mir, dass er sie gefunden hätte und dass sie sich
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