Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
Genesung wohl voranschritt. Sie hoffte nur, Leigh Anne war glücklich, wieder zu Hause zu sein.
Francesca wandte sich von dem Foto ab und dachte an den Polizeibericht, der zum Überfall auf Kate Sullivan angefertigt worden war. Ob sich die Lücken darin erklären ließen?
Ihre Gedanken wanderten zu der hübschen Blondine, während sie durch das Fenster nach draußen schaute, das sich am anderen Ende des Büros befand. So wie Francis O’Leary hatte Kate ein schweres Trauma davongetragen, weshalb sie noch immer sehr verängstigt war. Wieder überlegte sie, dass alle drei Opfer jung, hübsch, weiblich, alleinstehend und irischer Herkunft waren. Margaret Cooper war die Einzige, die nicht in Irland geboren war, dafür aber eine irische Mutter hatte. Das war jedoch nicht der einzige Punkt, der sie nicht so recht in das Gesamtbild passen ließ. Schließlich war sie nie verheiratet gewesen. Unwillkürlich musste Francesca daran denken, dass Gwen O’Neil viel eher dem Profil entsprach, das durch die ersten zwei Überfälle begründet worden war.
War das Ganze ein Irrtum gewesen? War womöglich Gwen das eigentliche Opfer des Schlitzers gewesen? Hatte er Margaret Cooper versehentlich getötet?
Francesca erinnerte sich, dass sie unbedingt noch bei Sam Wilson vorbeischauen wollte. Sie fragte sich, ob die Polizei bei der Suche nach Thomas O’Leary irgendwelche Fortschritte machte. Auf Kates Behauptung, der Schlitzer stamme ganz sicher aus besseren Kreisen, wollte sie vorläufig allerdings noch nicht zu viel geben.
Bragg kam ins Büro, und sie drehte sich rasch zu ihm um.
„Ich wusste nicht, dass du auf mich wartest“, sagte er überrascht. Hinter ihm gingen mehrere Männer den Flur entlang, darunter auch Inspector Newman und der große grauhaarige Polizeichef Brendan Farr, der kurz zu ihr sah. Als sie seinen kühlen Blick bemerkte, zuckte sie unwillkürlich zusammen.
Farr war ihr nicht nur unsympathisch, sie misstraute dem Mann auch.
„Man hat mir gesagt, ich solle in deinem Büro auf dich warten“, erklärte sie. „Ich hoffe, es macht dir nichts aus.“
„Natürlich macht mir das nichts aus“, erwiderte er, während er sorgsam die Tür schloss. „Ich nehme an, du bist nichtzum Vergnügen hier.“
Sie zögerte. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da war sie tatsächlich zum Vergnügen hergekommen. Doch diese Tage waren lange vorüber, aber sie fehlten ihr, da sie sich manchmal wünschte, seine Gegenwart zu spüren, wenn ihr danach war.
So vieles hatte sich inzwischen verändert. Unwillkürlich dachte sie an das Foto von Braggs Frau und sagte: „Nein, das bin ich wirklich nicht. Trotzdem würde ich dich gern fragen, wie es Leigh Anne geht.“
Bragg wurde sofort ernst. „Nur zu“, erwiderte er und ging zu seinem Schreibtisch, um die Akten zu sortieren.
„Ist alles in Ordnung?“ Die Frage kam ihr nur zaghaft über die Lippen, da sie ihm anmerkte, wie heikel dieses Thema war.
„Es ist alles in Ordnung“, antwortete er schnell, ohne sie anzusehen.
Es klang sehr deutlich danach, dass vielmehr das Gegenteil der Fall war. „Ich nehme an, es dauert eine Weile, bis sie sich an die veränderten Umstände gewöhnt hat.“
„Ja.“ Er blickte auf und zwang sich zu einem Lächeln. „Sie braucht eine Weile.“
Francesca hasste es, so um den heißen Brei herumzureden. „Rick … wäre es unangemessen, wenn ich sie besuche? Ich wollte sie bereits im Krankenhaus besuchen, aber ich war ganz entsetzlich feige?“, sagte sie und fühlte sich erleichtert, dass sie ihm gegenüber endlich ehrlich sein konnte. „Ich mag Leigh Anne, vielleicht kann ich irgendwie helfen.“
„Natürlich kannst du sie besuchen“, erwiderte er leise. „Francesca …“ Der Satz blieb unvollendet.
„Was?“
„Ich weiß nicht mehr weiter“, flüsterte er.
Sie wusste längst nicht mehr im Detail über sein Privatleben Bescheid, aber sie spürte seinen Kummer und hätte ihn zu gern in die Arme genommen. Doch sie hielt sich zurück.„Willst du mit mir darüber reden?“
„Eigentlich nicht.“ Er setzte ein grimmiges Lächeln auf und straffte die Schultern.
„Bist du dir denn sicher, dass ich sie besuchen kann? Ich will sie nicht unnötig aufregen.“
„Ich glaube, es wäre sogar hilfreich, wenn Besucher bei ihr vorbeischauen – und wenn sie wieder das gleiche Leben führen könnte wie früher. Sie war immer so viel unterwegs, Francesca.“
Sie nickte, während vor ihrem geistigen Auge ein Bild entstand, das Leigh Anne in
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