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Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Titel: Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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war nun entstellt, sie war ein Krüppel.
    Bartolla wusste, sie sollte nicht einmal einen Funken Befriedigung empfinden. Doch wenn sie beide früher bei einem Fest oder einem Ball gemeinsam aufgetaucht waren, dann hatte sich die Mehrzahl verlangender Blicke der anwesenden Männer eben nicht auf sie, sondern auf Leigh Anne gerichtet. Aber damit war nun Schluss. Kein Mann würde je wiederLeigh Anne Bragg auf diese Weise ansehen.
    Es hatte fast etwas Amüsantes.
    Bartolla wurde von einem Diener eingelassen, der genauso griesgrämig wirkte wie das ganze Haus. Sie wurde gebeten, einen Moment zu warten, während er nachsehen wollte, ob Mrs Bragg Besucher empfangen würde. Sie ging in dem kleinen grellen Salon auf und ab und schauderte beim Anblick der dunkelroten Streifen der Tapeten, des abgetretenen Teppichs und des verschlissenen dunkelroten Samtes, mit dem das armselige Sofa bezogen war.
    Leigh Anne war nach einer vorübergehenden Trennung und einem ausschweifenden Leben in Europa hierher zurückgekehrt, um um ihren Mann zu kämpfen. Warum, das ging über Bartollas Verstand hinaus. Zugegeben, sie selbst hatte Leigh Anne wissen lassen, dass ihr Ehemann eine andere Frau liebte. Aber Bartolla hätte ihn mit Francesca Cahill glücklich werden lassen, wäre sie an Leigh Annes Stelle gewesen. Immerhin war die Frau von verschiedenen Adligen umworben und sogar von russischen Prinzen regelrecht verfolgt worden. Wie hatte sie denn nur so dumm sein können?
    Sie hörte die Räder des Rollstuhls, noch bevor sie etwas von Leigh Anne selbst vernahm, und drehte sich um, damit sie ihre Gastgeberin begrüßen konnte. Mitten in ihrer Bewegung erstarrte Bartolla. Leigh Anne saß in ihrem Rollstuhl und wurde von einem jungen Krankenpfleger geschoben. Sie trug ein atemberaubendes lavendelfarbenes Kleid, dazu eine Halskette aus Perlen und Diamanten sowie dazu passende Ohrringe. Als sie dann auch noch freundlich lächelte, war Bartolla völlig verwirrt. Sie hatte eine lebende Leiche erwartet, eine Frau, die mit dem Leben abgeschlossen hatte und auf das Ende wartete. Doch abgesehen von der Tatsache, dass Leigh Anne nicht gehen konnte und in diesem Rollstuhl saß, hatte sich nichts verändert. Sie war nach wie vor unerträglich reizendund schrecklich elegant – und die Juwelen ihrer Halskette waren echt.
    „Wie nett von dir, mich zu besuchen“, sagte Leigh Anne, dann lächelte sie dem attraktiven dunkelhaarigen Pfleger zu. „Ich rufe Sie, wenn ich Sie brauche, Mr McFee.“
    Er erwiderte ihr Lächeln, errötete ein wenig, dann ging er.
    Bartolla erholte sich von ihrem Schock und ging mit strahlender Miene auf ihre Gastgeberin zu, auch wenn sie innerlich vor Wut kochte. Wie konnte Leigh Anne aus der Tatsache, ein Krüppel zu sein, nur etwas so Glamouröses machen? „Wie geht es dir, Darling?“, fragte sie und schlug die Hände zusammen. „Ich habe versucht, dich im Bellevue zu besuchen, aber jedes Mal hast du geschlafen, und man wollte mich nicht zu dir las sen.“
    „Ich habe es schon gehört“, sagte Leigh Anne. „Das war sehr nett von dir. Setz dich doch, Peter bringt uns gleich Brioche und Kaffee.“
    „Ach, waren das Zeiten, als mein lieber Ehemann noch lebte – als wir uns in Paris trafen und so lange gemeinsam einkaufen gingen, bis wir dachten, wir müssten vor Erschöpfung zusammenbrechen!“ Bartolla lachte in Erinnerung an ihre zwei Jahre Ehe mit diesem italienischen Grafen, den sie im Alter von sechzehn Jahren geheiratet hatte – als er bereits weit über sechzig war. Als der Bastard dann starb, hinterließ er ihr so gut wie nichts, sondern vererbte praktisch sein gesamtes Vermögen seinen längst erwachsenen Kindern. Ihr blieb nur eine winzige Pension, die sie längst aufgebraucht hatte. Natürlich wusste niemand in der Stadt, dass sie eigentlich völlig verarmt war und bei ihren amerikanischen Angehörigen Unterschlupf gefunden hatte, die so großherzig waren, sie bei sich aufzunehmen.
    Doch das würde sich alles sehr rasch ändern, wenn sie erst einmal mit Evan Cahill verheiratet war und über sein Geldverfügen konnte – nachdem der sich mit seiner Familie versöhnt hatte und nicht länger enterbt war.
    Leigh Annes Lächeln schwand die ganze Zeit über nicht von ihren Lippen, doch Bartolla sah mit einem Mal, dass ihre erstaunlich grünen Augen diesen Ausdruck nicht widerspiegelten. „Ich würde sagen, dass du diejenige warst, die eingekauft hat, meine Liebe. Ich verfügte nie über derartige finanzielle Mittel, wie

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