Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
„Bitte, nehmen Sie dies, Gw… Mrs O’Neil. Es ist das Mindeste, was ich für Sie tun kann. Damit werden Sie eine bessere Unterkunft finden, weit weg von diesem Viertel, und es wird Ihnen helfen, Ihrer Tochter immer etwas zu essen auf den Tisch zu stellen.“
Ärger regte sich in ihr. „Ich will das aber nicht“, hörte sie sich sagen.
Er reagierte mit einem sonderbaren schiefen, unfertigen Lächeln. „Bitte akzeptieren Sie diese kleine Geste. Ich weiß, es kann nicht wiedergutmachen, was ich getan habe, und …“
„Sie haben nichts getan“, erwiderte sie und ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sich die Nägel in die Handflächen bohrten.
Als er auf ihren Ausbruch erschrocken und ungläubig reagierte, entdeckte sie zum ersten Mal den Mann wieder, den sieeinmal gekannt hatte. „Ich habe Ihre Ehe zerstört, Ihr Leben, wenn man es genau betrachtet“, sagte er.
„Was mich mit David verband, war keine Ehe“, erklärte sie trotzig. „Sie haben nichts zerstört. Es war Zeit für mich und mein Mädchen, anderswo neu anzufangen“, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln.
„Das mag so sein, dennoch bitte ich Sie, dies anzunehmen, und sei es nur für die Rolle, die ich bei allem gespielt habe.“
„Ich will nichts von Ihnen“, fuhr sie ihn an.
Schier endlos lang stand er einfach nur da und sah sie an.
Bridget stand ein Stück entfernt und atmete schwer.
Er nickte, ging zum Tisch und legte den Scheck hin. Dann war er mit wenigen Schritten an der Tür, hielt kurz inne und sah nochmals Gwen an.
Ihr wurde bewusst, dass sie weinte, doch sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden.
„Es tut mir leid, Gwen“, sagte er noch einmal, dann tippte er an seinen Filzhut und verließ die Wohnung.
„Tretet ein“, sagte Maggie atemlos, mit weit aufgerissenen Augen und aschfahl im Gesicht. Sie trat zur Seite, damit Francesca, Hart, Raoul und Joel eintreten konnten.
„Geht es dir gut?“, wollte Francesca wissen, kaum dass sie die Wohnung betreten hatte.
Maggie nickte, während Tränen in ihren Augen schimmerten.
„Oh weh“, flüsterte Francesca und nahm die andere Frau in die Arme.
Dann machte Maggie einen Schritt nach hinten und brachte ein Lächeln zustande. „Es tut mir leid, wenn ich mich so albern verhalte. Aber ich wollte Kate besuchen, weil sie nur einen Block von hier entfernt wohnt. Und nun ist sie tot! Der Schlitzer hat wieder zugeschlagen“, schluchzte sie, währendsie versuchte, nicht zu laut zu werden. Offenbar wollte sie nicht die drei Kinder wecken, die um diese Zeit bereits schliefen.
Francesca legte den Arm um sie und ging mit ihr zu dem kleinen Sofa in dem Teil der Wohnung, der das Wohnzimmer sein sollte. „Vielleicht war es der Schlitzer, vielleicht aber auch nicht. Wir werden das erst wissen, wenn der Leichnam untersucht worden ist.“
„Wie meinst du das? War es vielleicht nicht der Schlitzer?“, wollte Maggie sofort wissen. „Aber wenn er Kate nicht umgebracht hat, wer war es dann?“
„Wir wissen es einfach noch nicht“, sagte Francesca.
Maggie schlug die Hände zusammen. „Ich habe völlig meine Manieren vergessen. Francesca, setz dich doch, und Sie auch, Mr Hart.“
„Das geht auch so“, gab Hart zurück, ging hinüber zum Fenster und sah hinunter auf die zehnte Straße. „Von Kates Apartment bis hier braucht man nur eine Minute“, merkte er an.
Das stimmte. Man musste nur zur Ecke zehnte Straße und Avenue A gehen, nach rechts abbiegen, dann war man ein paar Häuser später bereits am Ziel angelangt. Francesca, die seine unausgesprochene Frage ahnte, erklärte: „Francis wohnt an der Ecke elfte Straße und Avenue B.“
Hart drehte sich langsam um und sah sie ernst an. „Willst du damit sagen, dass alle Opfer im gleichen Häuserblock gewohnt haben?“
„Nein, sie wohnt auf der nordwestlichen Seite der Kreuzung“, erwiderte sie. „Dennoch ist die Nähe der Tatorte zueinander schon bemerkenswert.“
„Vielleicht sollten wir uns besser wieder bei meinem Schwager einquartieren“, sagte Maggie leise.
„Mir wäre viel wohler“, stimmte Francesca ihr zu, „wenndu vorübergehend umziehst, bis der Mörder gefasst ist. Maggie, meine Mutter hat nichts dagegen einzuwenden, wenn du bei uns bleiben möchtest.“
„Im Moment kann ich nicht klar denken, nicht jetzt, wo die arme Kate tot ist. Aber ich muss tun, was für die Kinder am besten ist.“
„Ja, das musst du wirklich. Und das heißt, du musst hier weg, bis der Mörder hinter Gittern
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