Es war einmal oder nicht: Afghanische Kinder und ihre Welt (German Edition)
das Leben schwer ist, ist mir die Schule das Wichtigste. Obwohl unsere Schule sehr weit entfernt ist und es sehr heiß ist, gehe ich am liebsten zur Schule, weil sie mir so wichtig ist. Aber oft bin ich müde und erschöpft, so dass ich in der Klasse sehr oft einschlafe. Weil wir sehr mittellos sind, haben wir kein Fett und essen Brot mit Tee. Alles ist sehr teuer geworden. Wenn ich Weizen kaufe, bleibt kein Geld für Obst und Fleisch. Wir sind nicht in der Lage, das zu kaufen, nicht mal einmal im Monat. So, das ist mein Leben, das ich Ihnen aufgeschrieben habe. Mit Respekt, Qajamudin Khan Mir aus Kunduz.«
Oder: »Ich heiße Matiullah und gehe zur Schule. Letztes Jahr konnte ich nicht zur Schule gehen, weil Krieg war, und ich möchte nicht, dass es Krieg gibt, sondern Frieden. Ich wünsche mir, dass mein Land aufgebaut wird. Ich, Matiullah.«
»Ich heiße Zahra und gehe ins siebte Schuljahr. Wie kommt Frieden zustande? Friede heißt Brüderlichkeit und Gleichheit. Frieden kommt dann zustande, wenn sich alle Hand in Hand miteinander zusammentun. In einer friedlichen Atmosphäre können die Kinder unseres Landes eine gute Ausbildung genießen. In einer friedlichen Atmosphäre können die Bauern die Landwirtschaft richtig betreiben, und die Pflanzen können gedeihen, die Kinder zur Schule gehen. Dies alles kann geschehen, wenn man zusammenhält.«
»Ich bin Schabnam. Wenn ich mich genau erinnere, war ich sechs, als meine Eltern mich zur Schule brachten. Der Name der Schule war Noswan Khojaali. Ein Jahr nach meiner Einschulung haben sie eine Bombe in die Schule gelegt, meine Mutter nahm mich heraus, und ich hatte kein Interesse mehr an dieser Schule. Meine Mutter sagte: ›Geh zur Roschani-Schule!‹ Erst wollte ich nicht, ich dachte immer, dass sie wieder Bomben legen werden. Aber meine Mutter tröstete mich, und ich kam in das zweite Schuljahr und wurde neun Jahre. Unsere Lehrerin heißt Mahbuba Jan. Dann kam ich in die dritte, vierte und danach in die sechste und siebte Klasse. Eines Tages, als ich daheim war, sah ich, wie meine Mutter kochte. Sie sagte zu mir: ›Gib mir das Salz‹, und da die Waschpulverflasche und der Salzbehälter einander ähnelten, gab ich ihr versehentlich Waschpulver statt Salz. Meine Mutter merkte es nicht und tat es in den Topf. Als sie es dann abschmeckte, merkte sie es doch, wurde böse auf mich und warf das ganze Essen weg. Das war für mich eine ganz interessante Erfahrung. Jetzt lerne ich viel, und mein Vater und meine Geschwister unterstützen mich sehr. Darum bin ich die Erste in der Klasse und wünsche mir, dass ich die Schule beenden und meinem Land dienen kann. Schabnam, siebtes Schuljahr.«
Eine Schulangestellte schreibt nicht von sich, stattdessen erzählt sie eine Anekdote, um zu verdeutlichen, wie leidenschaftlich einzelne Schülerinnen am Unterricht hängen: »Ich bin Khatera Akbari, die Aufpasserin der ersten Klasse. Als ich eines Tages die Sauberkeit der Schülerinnen kontrollieren wollte, sah ich, dass die Hände einer Schülerin sehr trocken und aufgerissen waren. Ich stellte sie deswegen zur Rede. Sie sagte mir, dass sie nachmittags das Papier und den Müll von den Straßen wegräumt. Von dem Verkauf des Papiers bezahlt ihre Mutter die Lehrmittel für den Unterricht. Ich wurde sehr traurig und bewunderte sie. Anstatt umsonst an das Material zu kommen, gibt sie sich viel Mühe, um es kaufen zu können. Dabei ist sie fleißig und lernt gut in der Schule. Sie will Ärztin werden, um ihrem Land zu helfen.«
Bezeichnend für viele Kinder ist auch, welche Bedeutung sie der Schule geben, für die Familie und für das Land. Ganz schlicht sagt es Scharifa: »Ich bin Schülerin des sechsten Schuljahrs der Khazani-Schule. Als ich im fünften Schuljahr war, wurde unsere Schule geschlossen, ich konnte nicht mehr zum Unterricht gehen und war sehr traurig, habe im Haushalt oder auf dem Feld meinem Vater, der Bauer ist, geholfen. Es war schrecklich für mich, und ich sah meine Zukunft dunkel, konnte nicht mehr lernen und weinte. Meine Mutter hat mich getröstet und gesagt: Bete, mein Kind, damit Frieden in unser Land kommt und du wieder zur Schule gehen kannst. Ich möchte nicht, dass du Analphabetin wirst wie ich. Dann, Gott sei Dank, wurde unsere Schule geöffnet, und ich konnte mit meinen Klassenkameraden wieder zum Unterricht gehen. Scharifa.«
Ihre gleichaltrige Klassenkameradin Hasina setzt hinzu: »Unsere große Angst sind insbesondere der Krieg und Menschen, die gegen
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