Es wird Dich rufen (German Edition)
ein Teil dessen. Der andere Teil ist die Masse an Suchern, die auf der Fährte eines immensen Goldschatzes zu wandeln glaubt. Sie werden ihn nicht finden können.«
»Weil es keinen gibt?«
»Doch, junger Freund. Es gab einen Schatz und er ist noch immer verborgen. Fast alle begehen jedoch einen großen Denkfehler, wenn sie annehmen, dass es das Geheimnis war, das den Priestern hier ein sorgenfreies Leben ermöglicht und ihnen den Reichtum gesichert hat. Das ist eine falsche Schlussfolgerung. Richtig ist, dass es erst der Schatz war, der es ihnen ermöglicht hat, das Geheimnis in sich zu tragen und zu bewahren!«
»Also stand der Schatz am Anfang, ist aber selbst nicht das Geheimnis?«
»Abbé Boudet und seine eingeweihten Freunde wussten sehr lange schon, dass es in der Umgebung etwas zu entdecken gab, das von noch viel größerer Tragweite für die Gesellschaft sein würde als alle Schätze der Welt zusammen. Sie kannten die Rahmenbedingungen, allerdings nicht den leider im Laufe der Französischen Revolution in Vergessenheit geratenen, exakten Ort. Diesen mussten sie erst wiederfinden. Und dafür diente ihnen der Schatz.«
»Wie sind sie auf diesen Schatz gestoßen?«
»Es ist ein gut gehütetes Geheimnis.«
»Ich verstehe«, sagte Mike.
Er wollte dem alten Mann einen Vorschlag machen.
»Da wir ohnehin dabei sind, die Hosen runterzulassen, warum sagen Sie mir nicht einfach, worum es bei dieser ganzen Angelegenheit geht? Was ist es, das die Priester beschützt haben?«
Jean schmunzelte verlegen. »Geduld ist eine Tugend.«
»Die einen in diesem Fall töten kann«, warf Mike ein.
»Ich glaube nicht, dass sie es tut!«, beruhigte ihn Jean.
Auf dem Parkplatz des Hotels angekommen, wurden die beiden Männer wenige Augenblicke später bereits von Caroline erwartet. Sie erzählte ihnen aufgeregt, dass Mikes Begleiterin gemeinsam mit einem Mann, der ihr nicht vertrauenswürdig schien, hier gewesen sei, weil sie sich mit dem Journalisten im Hotel verabredet hätte. Vor wenigen Minuten aber waren beide wieder gegangen, angeblich weil sie nicht länger hatten warten können.
Caroline schien deswegen untröstlich und völlig aufgelöst vor Sorge. Mike konnte nicht wissen, was sie am Mittag mit dem Großmeister besprochen hatte und dass sie davon ausgehen musste, dass Feline nun in großer Gefahr schwebte, weil sie mit einem Mann unterwegs war, den Caroline für ein Mitglied, zumindest aber für einen Sympathisanten der »Söhne Luzifers« hielt.
»Ich konnte es ihr doch nicht sagen«, suchte sie bei Jean, für Mike unverständlich, weil in einem französischen Dialekt, Hilfe. »Alles, was ich tun konnte, habe ich getan, aber sie wollte nicht hierbleiben. Sie wollte unbedingt mit ihm gehen.«
»Ist schon in Ordnung. Es wird ihr Schicksal sein, wie auch wir alle ein Schicksal haben, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen«, versuchte Jean sie zu beruhigen, während Mike sich für einen Moment entschuldigte. Er verspürte das dringende Bedürfnis, die Toilette aufzusuchen.
Dem alten Mann kam das nicht ungelegen.
»Gehen Sie«, sagte Jean. »Ich werde hier unten auf Sie warten! Und wenn Sie schon dabei sind: Bringen Sie doch bitte Boudets Buch mit, wenn Sie wieder zurückkommen!«
Dann wandte er sich Caroline zu.
»Seine Eminenz ist bereits informiert«, berichtete sie ihm. »Er sagte mir, dass du hierher unterwegs bist und dich um alles kümmern wirst.«
»Das werde ich!«, versicherte der alte Mann in Kenntnis der Situation. Schließlich war auch er inzwischen in die Vermutungen des Großmeisters eingeweiht.
36
Der General saß an einem Tisch nahe der Hotelbar in Couiza. Er war alleine. Vor ihm lagen einige Dokumente und Papiere mit Zeichnungen aus dem Erbe Heinrich Himmlers, die er gerade intensiv studierte. Sie enthielten präzise Anleitungen, wie die Menschheitsgeschichte zu manipulieren war, um das 1 000-jährige Reich endgültig zu errichten, so wie es seine Vorgänger beabsichtigt hatten. Hätten Sie den Gral damals in ihre Hände bekommen, wäre es für sie ein Leichtes gewesen, auf die militärischen Operationen der Alliierten vorbereitet zu sein.
Es waren Gedankenspiele, denen sich der General in den letzten Tagen häufiger hingegeben hatte.
Natürlich war ihm bewusst, dass sich die Zeit nicht zurückdrehen ließ, nur die Zukunft ließ sich durch ihre Hände neu gestalten. Umso wichtiger war es daher, auf jenen Moment vorbereitet zu sein, an dem er selbst an der Schraube der Macht drehen
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