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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
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den ›Söhnen Luzifers‹ stecken. Sie haben sicher das Emblem bemerkt, das an seinem Revers heftete: das umgedrehte Pentagramm. Es ist das Zeichen derer, die dem Orden angehören oder ihm zumindest nahestehen. Boones Auftritt war sicher nur der Auftakt. Ich denke nicht, dass sie so leicht aufgeben werden, wie es vorhin den Anschein hatte.«
    »Woher wissen Sie das alles?«, fragte Mike.
    »Ich gehöre ebenfalls zu den ›Bewahrern des Lichts‹«, antwortete Jean. »Seit vielen Jahrzehnten. Ich bin ihr Diener.«
    Diese neue Erkenntnis überraschte Mike. Und er musste zugleich auch an den getöteten Priester aus Rennes denken, ohne den er nicht in diese ganze Geschichte verwickelt worden wäre.
    »War das dann auch einer von Ihnen?«
    »Ja, junger Freund. Es war der Prior des französischen Zweiges. Ein hoch geschätztes Mitglied.«
    »Er schien mich gekannt zu haben«, berichtete Mike. »Das war doch bestimmt nicht nur ein Zufall, oder?«
    »Nein!«
    »Aber wieso wollte er gerade mit mir reden? Wieso gab er mir die Dokumente?«
    »Das kann Ihnen nur unser Großmeister sagen. Er hat das alles arrangiert.«
    »Und wo kann ich den treffen?«
    »Sie werden ihn kennenlernen«, versicherte Jean. »Zu gegebener Zeit.«
    »Und dann kann ich ihn fragen?«
    »Falls es dann noch nötig sein sollte«, bemerkte der alte Mann. »Vielleicht wissen Sie es bis dahin schon selbst.«
    Sie passierten die Kreuzung, an der sich die Wege nach Couiza, ins Valdieu und in Richtung seines Hotels trennten.
    »Sie sagten, Sie sind ein Mitglied der ›Bewahrer des Lichts‹. Ist das der Grund, weshalb dieser Boone nichts gegen Sie unternommen hat?«
    »Ja, das haben Sie richtig erkannt«, erklärte der alte Mann. »Es ist den ›Bewahrern des Lichts‹ und den ›Söhnen Luzifers‹ verboten, gegeneinander zu kämpfen! Tag und Nacht, Licht und Schatten, Gut und Böse. Die Bewahrer und die Söhne. Ihre Einheit ist das Gleichgewicht, das durch niemanden gestört werden kann. Würde er mich töten, würde er selbst daran sterben.«
    »Das dualistische Prinzip?«, erinnerte sich Mike an das, was er am Nachmittag von Jean gelernt hatte.
    »Sie sagen es.«
    »Dann verstehe ich aber eines nicht …«
    Es war Mike noch in guter Erinnerung, dass die beiden Männer, die den Priester aus Rennes auf dem Gewissen hatten, dasselbe Abzeichen an ihrem Jackett trugen wie auch Boone. Also mussten auch sie Mitglieder der »Söhne Luzifers« gewesen sein, wenn er Jean richtig verstanden hatte.
    »Wieso konnten die beiden dann dem Prior etwas antun, wenn Sie sagen, dass genau das nicht möglich ist?«
    »Ich kann mir vorstellen, dass das alles etwas verwirrend für Sie klingt. Es ist aber ganz einfach: Die Männer, die Bruder Gerard ermordet haben, waren keine direkten Mitglieder des Ordens, sondern haben nur indirekt für ihn gearbeitet. Wie gesagt, nicht jeder, der das Zeichen trägt, gehört zwangsläufig auch dazu.«
    »Das verstehe ich nicht!«, bekannte Mike.
    »Es stimmt, dass die Ordensbrüder sich untereinander nichts zufügen dürfen, ohne dass das schreckliche Konsequenzen auch für sie haben wird. Sie haben aber eine andere Möglichkeit: Sie können Marionetten einsetzen, also Menschen, die sie für ihre Zwecke manipulieren und die all das für sie ausführen, wo ihnen selbst die Hände gebunden sind. Sie ziehen die Fäden im Hintergrund und sehr oft merken die, mit denen sie arbeiten, gar nicht, wie unbedeutend sie eigentlich sind.«
    »Dann bin ich auch nur eine Art Marionette?«
    »Nein!«, widersprach Jean mit Nachdruck, »Sie nicht!«
    »Aber wurde ich nicht auch in das Spiel hineingezogen, ohne dass ich etwas davon wusste – und ohne, dass ich es wollte?«
    »Es kommt auf die Sichtweise an«, erklärte Jean. »Sie hätten den Umschlag in Rennes auch zurücklassen können und sich nicht weiter darum kümmern müssen. Aber Sie haben sich anders entschieden! Und das ist der Unterschied. Die ›Bewahrer des Lichts‹ haben nie mit Figuren gearbeitet, die sie bewusst und gezielt steuern. Ganz im Gegenteil – wer zu ihnen gehört, der findet sie aus eigenem Antrieb. Man sagt nicht ohne Grund, dass man den Gral nicht suchen, sondern nur finden kann. Er ist hier in Rennes-le-Château und ruft diejenigen zu sich, die hierher gehören. Das bedeutet allerdings nicht, dass alle, die hierher kommen, auch gerufen wurden. Die meisten sind hier, ohne zu wissen, auf welch heiligem Grund sie sich in Wahrheit bewegen.«
    »Sie meinen die Touristen?«
    »Sie sind

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