Es wird Dich rufen (German Edition)
er eines Tages erfahren, welches Druckmittel der General in seinen Händen hatte, dass die »Söhne Luzifers« mit einem solchen Dilettanten zusammenarbeiteten.
»Okay!«, ließ sich der General schließlich auf Boones Kritik ein, auch wenn er sich über dessen Äußerung zunächst geärgert hatte. »Wir müssen also überlegen, was wir tun können.« Zu viel stand auf dem Spiel. Er durfte sich jetzt nicht von privaten Abneigungen leiten lassen. Boone und er mussten an einem Strang ziehen.
»Sie sagen, Dornbach wird durch den Wächter geschützt?«
»Ja, so ist es.«
»Und Sie vermuten, er bringt ihm alles Wichtige bei?«
»Exakt!«
»Sie sagen, dass Sie dem Wächter nichts tun können?«
»Jedenfalls nicht, ohne dass es schwerwiegende Konsequenzen für mich hätte.«
»Und Dornbach?«
»Nur, wenn er alleine ist und nicht unter dem direkten Schutz des amtierenden Wächters steht! Das scheint mir in der momentanen Konstellation unmöglich. Die Bewahrer werden ihn keine Sekunde mehr aus den Augen lassen.«
»Gut«, überlegte der General auf der fieberhaften Suche nach einer Lösung. Sie mussten den »Bewahrern des Lichts« Einhalt gebieten und darauf vertrauen, dass Dornbach noch nicht zu tief in die Geschichte verwickelt war.
»Dann habe ich einen Vorschlag«, bemerkte der General, nachdem er eine Weile angestrengt nachgedacht hatte, welchen Ausweg es aus dieser Situation geben könnte.
»Wir müssen ganz einfach den Wächter ausschalten.«
»Haben Sie mir nicht zugehört? Ich kann ihm nichts tun.«
»Ja, ja, das habe ich schon verstanden«, nickte der General. »Sie können Dornbach nicht eliminieren, solange sie zu zweit unterwegs sind. Das bedeutet: Wir müssen den Wächter für einen Moment aus dem Weg räumen.«
»Eine nette Idee«, äußerte sich Boone ironisch. Er gab es auf, den General nochmals auf die besonderen Umstände der kosmischen Spielregeln hinzuweisen. Das hatte er oft genug in den letzten Minuten betont. Offenbar vergeblich.
»Warten Sie es ab, Boone!«
Im Kopf des Generals formte sich eine Idee, die sich in einem immer konkreter werdenden Plan manifestierte. »Ich glaube, ich weiß, wie wir es anstellen müssen, dass es klappt.«
»So, so«, kommentierte Boone. »Dann lassen Sie mal hören!« »Nicht jetzt, Boone!«, entgegnete der General barsch. »Ich muss ihn noch ausarbeiten. Sobald ich so weit bin, werde ich Sie informieren.«
Oberste Priorität hatte jetzt, Dornbach und den Wächter nicht mehr aus den Augen zu lassen.
»Wir müssen jeden ihrer Schritte überwachen«, forderte der General. Es durfte ihnen nichts mehr entgehen. Egal was die beiden unternahmen, Boones Leute mussten ihnen folgen, so lange, bis er selbst so weit war, zuzuschlagen.
»Ich werde mich darum kümmern«, versprach Boone.
37
»Da bin ich wieder!«
Mike kehrte in den Speiseraum zurück, in dem es sich Jean auf der Eckbank direkt neben dem Kamin gemütlich gemacht hatte. Das Buch des Priesters Boudet über die wahre Sprache der Kelten hatte Mike unter seinen Arm geklemmt.
»Schön!«, sagte Jean. »Setzen Sie sich.«
Caroline brachte den beiden etwas zu trinken.
»Michelle hat mir ausgerichtet, dass Sie das Buch gar nicht haben wollten, obwohl ich es Ihnen doch ans Herz gelegt habe?«
»Ja«, bekannte Mike. »Ich kann es doch nicht lesen!«
»Wer sagt, dass das wichtig ist?«
»Was sollte man denn sonst mit einem Buch anfangen?«, fragte Mike irritiert. »Zudem bin ich bei den verschlungenen, komplizierten Sätzen mit meinem Schulfranzösisch vollkommen überfordert!«
»Es hat ja auch keiner gesagt, dass Sie das Französische studieren sollen«, lächelte der alte Mann verständnisvoll. »Es ist eine andere Sprache, die wichtig ist. Sie müssen bedenken, dass Boudet über die wahre Sprache der Kelten geschrieben hat. Zumindest hat er sein Buch so benannt.«
»Wenn Sie mich fragen, halte ich das für einen seltsamen Titel«, räumte Mike ein. »Ich meine, er war Priester! Warum schrieb er über Sprachen – und nicht über religiöse Themen?«
»Können Sie sich nicht vorstellen, was er damit bezwecken wollte?« »Nein!«, sagte Mike achselzuckend, »Nicht so recht.«
»Ich will Ihnen auf die Sprünge helfen«, versprach Jean und griff nach dem Buch, das der Journalist auf den Tisch neben der Eckbank gelegt hatte.
»Boudet hatte eine besondere Affinität für die englische Sprache. Bevor er 1861 zum Priester geweiht wurde, war er kurze Zeit als Englischlehrer an der St. Stanislas-Schule
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