Es wird Dich rufen (German Edition)
Anwandlungen. Man könnte fast meinen, er hat Sehnsucht nach Ihnen.«
»Ich komme«, sagte der General und bat seine Tochter: »Bleib hier! Ich bin gleich wieder bei dir.«
Dann eilte er die Treppe hinunter in das Kellergeschoss.
49
»Es bleibt nicht mehr viel Zeit, bis die Stunde der Schwarzen Sonne geschlagen hat«, sagte der Großmeister nachdenklich. »Wir müssen auf alles vorbereitet sein. Und du hast noch einiges zu tun.«
Er hatte Mike nach dem Frühstück mit nach Rennes-le-Château genommen. Sie waren unterwegs zur Villa Bethania, in der er zu wohnen pflegte, wenn er im Namen seines Ordens in der Gegend weilte. Den Wagen hatten sie ausnahmsweise schon an der Mairie, dem Bürgermeisteramt, abgestellt. Stein hatte dort noch ein paar Formalitäten zu erledigen.
Inzwischen war der Nachmittag angebrochen.
»Was soll ich tun?«, fragte Mike »Gehe in dich«, riet ihm der Großmeister. »Es gibt kein Patentrezept.
Lass dich einfach von den Energien leiten.« »Ich weiß, ich soll mein Schicksal erfüllen.«
Sie waren soeben an der Stelle angekommen, an der sich der Weg trennte, einerseits in Richtung der Villa und des Tour Magdala, andererseits zur Kirche. Mike lehnte sich gegen die steinerne Pforte, die die Besucher zum Betreten des Pfarrgartens einlud.
»Alle angehenden Wächter haben Ähnliches durchmachen müssen«, sagte der Großmeister. »Selbst Abbé Saunière.«
»Musste er auch gegen die ›Söhne Luzifers‹ kämpfen?«
»Sie haben nicht direkt gegeneinander gekämpft«, entgegnete der Großmeister. »Die ›Bewahrer des Lichts‹ und die ›Söhne Luzifers‹ sind zwar Kontrahenten, aber sie dürfen keinen Krieg gegeneinander führen.«
»Stimmt«, erinnerte sich Mike. »Jean hat so etwas gesagt. Was war dann Saunières Aufgabe?«
»Das Heiligtum zu schützen.«
»Und warum hat er das alles hier gebaut?«, fragte Mike.
»Um die Aufmerksamkeit auf das Dorf zu lenken. Nie wieder sollte das Wissen um das Geheimnis verlorengehen, wie es durch die Wirren der Französischen Revolution fast passiert ist.«
»Er scheint Maria Magdalena dabei viel Zeit gewidmet zu haben.« »Das hat er«, nickte der Großmeister. »Aber er hatte auch einen guten Grund dafür!«
»Nämlich?«
»Es ist eines der Geheimnisse dieses Ortes. Ich zeige es dir.«
Der Großmeister führte Mike in das Pfarrhaus. Sie betraten den Raum gleich rechts neben dem Eingang, in dem einige der Gewänder Saunières hingen.
»Jean hat dir sicher schon viel über die Verehrung Saunières für Maria Magdalena erzählt. Alle seine Bauten hat er ihr gewidmet. Nicht ohne Grund ...«
Stein deutete auf einen runden Mauervorsprung.
»Das hier sind die Überreste des Kamins«, sagte er. »Man hat ihn zumauern lassen, als das Museum gebaut wurde. Die Touristen lässt man glauben, dass Saunières Küche früher auf der anderen Seite gewesen ist, aber das stimmt nicht.«
»Ist das nicht egal?«
»Nein. Wie du sicher weißt, haben die Arbeiter bei der Sanierung der Kirche den Zugang zu einer Krypta freigelegt. Man sagt, dass sich dieser Zugang im Bereich des Altars befand, doch das ist nicht ganz richtig.«
»Wieso nicht?«
»Es gab noch einen zweiten Zugang. Und der war hier«, sagte der Großmeister. »Direkt unter uns. Und ich kann es dir auch beweisen.« »Was hast du vor?«
»Folge mir einfach!«
Über den an das Museum angrenzenden Garten gelangten sie in die Villa. Aus einer leicht verstaubten Kommode kramte der Großmeister zwei Taschenlampen hervor. Dann brachte er Mike zum Ende des Flurs, wo eine steile Treppe hinunter in das Kellergewölbe führte. Der Zugang war durch eine Türe versperrt. Touristen waren in diesem Bereich nicht erwünscht.
Der Großmeister besaß jedoch einen Schlüssel, mit dem er die Tür öffnete. Dann drückte er Mike eine der beiden Taschenlampen in die Hand und forderte ihn auf, in den Keller hinunterzugehen. Der Großmeister folgte ihm, nachdem er die Tür von innen wieder verschlossen hatte.
»Leider gibt es hier unten noch kein elektrisches Licht«, bemerkte der Großmeister. »Deshalb müssen wir uns mit den Lampen behelfen.«
»Schon okay«, sagte Mike und schaute sich um. »Angst im Dunkeln zu haben, wäre – angesichts dessen, was mir bevorsteht – wohl nicht ganz das Richtige, oder?«
Der Keller umfasste insgesamt sieben Räume, die jeweils durch blau gestrichene Holztüren voneinander getrennt waren. Vereinzelt löste sich bereits die Farbe von ihnen. Unangenehmer Modergeruch stieg
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