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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
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die Schwarze Madonna von Arles.
    »Sie liegt hier?«, fragte Mike. »Willst du etwa sagen, hinter dieser Mauer ist das Grab von Maria Magdalena?«
    Stein nickte ehrfurchtsvoll.
    »Saunière wollte aus Rennes-le-Château einen Wallfahrtsort machen – nach dem Vorbild von Lourdes. Er fühlte sich von Bernadette Soubirous und ihren Visionen inspiriert. Der gewaltige Tempel, den er am Ende seines Lebens bauen lassen wollte, sollte zu Ehren der Heiligen Familie errichtet werden. Saunière hat damit allerdings mächtig viel Wirbel ausgelöst. Es gab Irritationen. Man vermutete, dass er zu den ›Söhnen Luzifers‹ übergelaufen wäre. Man ging davon aus, dass er sich selbst ein Denkmal setzen wollte, weil ihm die Kraft seines Amtes zu Kopf gestiegen und er ihr nicht mehr gewachsen war. Wir haben erst sehr viel später durch einen Brief aus seiner Hinterlassenschaft erfahren, was er wirklich plante.«
    »Was stand in diesem Brief?«, hakte Mike nach.
    »Dass er nur zum Schein mit den ›Söhnen Luzifers‹ paktierte, um sie aufzuhalten. Es wäre fast gelungen, aber das Schicksal spielte nicht mit. Saunière erlitt einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Die Söhne konnten sich formieren und haben später in den Nationalsozialisten einen dankbaren Partner gefunden.«
    »Und in dem Brief steht auch, dass Maria Magdalena hier begraben worden ist?«
    »Saunière hat das so vermerkt.«
    »Und was hat ihn zu dieser Vermutung veranlasst?«
    »Rhedae war eines der Zentren der Erde: das Herzchakra. Ein außergewöhnlicher Platz von besonderer Heiligkeit. Die heutige Gesellschaft hat das alles verlernt, aber die alten Kelten wussten noch um die Beziehungen zwischen Himmel und Erde. Um die Geheimnisse der Natur. Nicht umsonst haben sich Boudet und Saunière so sehr für die Kelten interessiert. Ist es nicht bezeichnend, dass sich oben in der Kirche ausgerechnet das Keltenkreuz mit dem Sonnenrad befindet?«
    »Weil das hier ein besonders spiritueller Ort ist?«
    »Von dem sich damals schon sehr viele spirituell begabte Menschen magisch angezogen fühlten, in der Tat. Es ist der Ort der Orte, Mike.«
    Der Großmeister bewegte sich auf die östlich gelegene Felswand zu, von der aus sich der zweite Gang in die Tiefe des Berges erstreckte. Der Lichtkegel von Mikes Taschenlampe stieß auf zwei Statuen römischer Soldaten, die vor ihm Wache hielten. In ihrer vollen Kampfmontur wirkten sie bedrohlich auf ihn. Ihre Schwerter hatten sie gegen die gerichtet, die dem Gang zu nahe kommen wollten.
    »Müssen wir da auch noch rein?«, fragte Mike nervös.
    »Ja«, antwortete der Großmeister knapp.
    »Ist das nicht zu gefährlich?«, erkundigte sich Mike erneut. »Ich meine: Gibt es hier keine Fallen?«
    Der Großmeister drehte sich ihm zu und grinste.
    »Wir befinden uns doch nicht in einem Indiana-Jones-Film.«
    »Wenn du das sagst …«
    Vorsichtig folgte Mike dem Großmeister. Als er unmittelbar vor den beiden Statuen stand, zögerte er jedoch einige Sekunden. Die spitzen Klingen ihrer Schwerter machten ihm Angst. Dass sie in dieser Pose aufgestellt worden waren, konnte ja nur bedeuten, dass – wer immer sich nach hier unten verirrte – davor gewarnt wurde, weiterzugehen.
    Der Großmeister war bereits hinter einer Biegung des Felsmassivs verschwunden. Mike sah nur noch den schwachen Schein seiner Lampe und hörte Steins Schritte, die von den Wänden widerhallten. Ein wenig fühlte er sich an seinen merkwürdigen Traum erinnert.
    Sein Herz klopfte schneller.
    »Wo steckst du denn?«, rief der Großmeister, als er bemerkt hatte, dass Mike ihm nicht unmittelbar folgte.
    »Ich bin gleich da«, antwortete dieser, atmete einmal tief durch und passierte mit zitternden Beinen die beiden steinernen Gestalten.
    Er spürte nun an der eigenen Haut, was Saunière mit dem Zitat »Terribilis est locus iste« gemeint hatte. Es war ein Ort, an dem Ehrfurcht und Furcht einhergingen.
    Als Mike nur noch wenige Schritte von der nächsten Kammer entfernt war, sah er bereits das Leuchten einer lodernden Fackel, die an der Wand befestigt war. Der Großmeister hatte sie mit seinem Feuerzeug entzündet.
    Mike war sprachlos, als er den Raum betrat.
    In der Mitte strahlte ihm ein massiver, mit Gold überzogener Tisch entgegen, auf dem ein goldener Leuchter stand. Mehrere Kisten voller Juwelen und Edelsteine gruppierten sich um ihn herum.
    In einer Nische entdeckte Mike die Statue eines Dämons, den der Journalist nur zu gut kannte. Es war der Asmodeus,

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