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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
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Kreuzwegstationen addieren und verdoppeln, dann ergibt sich die Zahl 60. Das wiederum entspricht einem sehr wichtigen Hinweis auf ein ganz bestimmtes Symbol: den Davidsstern!«
    Dieser war Mike bestens bekannt, wenngleich auch eher aus der düsteren Geschichte des Dritten Reichs. Es handelte sich um den sechszackigen Stern, der auf den großen König David des Alten Testaments zurückging. Die Nazis hatten ihn als Zeichen gebraucht, um Juden als solche zu brandmarken. Das schlimmste Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte.
    Jean fuhr mit seinen Schilderungen fort: »Der Davidsstern, der der geometrischen Form des Hexagramms entspricht, also alle sechs Ecken in einem Winkel von 60 Grad verbindet, ist in vielen alten Kulturen verwendet worden. Er steht als Symbol der Vereinigung des weiblichen – nach unten gerichteten – Dreiecks mit dem männlichen Pendant«, erläuterte der alte Mann. »Aber er hat noch eine andere, vielleicht viel zentralere Bedeutung! Der Davidsstern ist ein mächtiges Schutzsymbol, vor allem, wenn er von einem Kreis umgeben ist, junger Freund!«
    Vor Mikes Augen verband Jean die einzelnen Punkte miteinander, die er in dem Lageplan der Kirche zuvor markiert hatte.
    Mike staunte. Strich für Strich kristallisierte sich ein Davidsstern heraus. Was hatte das jüdische Symbol in einer katholischen Kirche zu suchen? Mike hatte nicht den Hauch einer Ahnung.
    »Wir sind aber noch nicht ganz fertig«, sagte Jean und kennzeichnete, nachdem er das Hexagramm vollendet hatte, fünf weitere markante Punkte: die Kanzel, die Statue des Antonius von Padua, den Mittelpunkt der Linie zwischen Antonius, dem Eremiten und Maria Magdalena sowie die beiden Statuen von Josef und Maria seitlich des Altars.
    »Sehen Sie genau hin!«, forderte Jean Mike auf, als er wiederum die einzelnen Punkte miteinander verband und sich ein auf den Kopf gestelltes Pentagramm abzeichnete, das in satanischen Kreisen als Symbol des Bösen galt.
    Mike erschrak, als er dies erkannte.
    »Um Himmels willen!«, rief er entsetzt aus.
    »Langsam, junger Freund!«, beruhigte ihn der alte Mann aber sofort.
    »Wir haben es hier nicht mit einem Zeichen des Teufels zu tun, wie Sie auf den ersten Blick vielleicht glauben möchten. Es wird heutzutage zwar gerne als solches angesehen, aber in Wahrheit ist das Pentagramm ein noch viel mächtigeres Schutzzeichen als der Davidsstern! Es dient dazu, das Böse an einem Ort gefangen zu halten.«
    »Ich glaube, ich beginne zu begreifen!«, sagte Mike.
    Abbé Saunière hatte also nicht nur vor einem schrecklichen Ort gewarnt, sondern diesen auch mit zwei unsichtbaren Schutzzeichen versehen. Die Frage war jetzt eigentlich nur noch: Weshalb hatte er das getan? Weil er wirklich einem Dämon in der Gruft begegnet war?
    »Als ich damals mit den alten Dorfbewohnern gesprochen habe, die Saunière noch persönlich kannten, erzählten sie mir davon, dass der Abbé etwas gesehen haben musste, das ihn zutiefst erschreckt hatte. Einige sprachen sogar von einem Fluch und davon, dass der Priester dort unten dem leibhaftigen Teufel begegnet sein soll!«
    »Dem Teufel begegnet?«
    Mikes gesunder Menschenverstand ließ ihn an dieser Version der Geschichte zweifeln. Er versuchte, sich vielmehr in die Lage des Priesters zu versetzen, der zu einer Zeit gelebt hatte, als die Wissenschaft längst nicht so weit fortgeschritten war wie heutzutage.
    Aberglaube und Angst vor dem Unbekannten mussten das kleine Dorf Ende des 19. Jahrhunderts geprägt haben. Und war es nicht auch im Mittelalter schon eine beliebte Methode gewesen, alles, was nicht erklärbar war, als dämonisch anzusehen? Es lag also auf der Hand, das ein vermeintlicher Dämon durchaus mit etwas zu identifizieren war, das der Priester damals schlicht nur nicht gekannt und deshalb auch nicht verstanden hatte, er es also als etwas Böses angesehen haben musste.
    Aber auch eine andere Erklärung bot sich an: Vielleicht hatte sich Abbé Saunière ganz einfach nur den Aberglauben der Bürger zunutze gemacht, um weitere Nachfragen zu seinem Fund zu verhindern. Nichts hätte die Bürger weiter von diesem Ort entfernt gehalten als die Idee, dass es dort mit dem Teufel zuginge.
    Mit einem Schulterzucken reagierte Jean, als Mike ihn mit seiner Sicht der Dinge bekannt machte.
    »Möglich ist alles«, betonte er. »Solange niemand weiß, was genau in der Gruft passiert ist, bleiben es Spekulationen. Sie sollten eines dennoch nicht vergessen, junger Freund: Ein Fluch ist niemals und

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