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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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immer trabte Buzz nebenher, als ob es die leichteste Sache auf der Welt wäre. Nach einer Weile beschloss ich, lieber anzuhalten. Ich wanderte ein bisschen herum und überlegte nur, was ich zuerst mit Buzz machen sollte. Er kaute Spinifex und schnupperte herum. Ich bemerkte, dass er mich im Auge behielt, und da überlegte ich, ob er es wohl verstehen würde, wenn ich die Hände benutzte, um ihm zu sagen, was er machen sollte. Zuerst ignorierte Buzz mich total. Ich winkte ihm und versuchte, ihn mit Armbewegungen zu mir zu locken, aber er kaute weiter, und als er fertig war, senkte er den Hals, um sich noch einen Mundvoll Gras zu holen.
    Als er wieder aufschaute, zeigte ich ihm meine Handfläche. Dann beugte ich mich langsam vornüber und setzte meine Hand auf den Sand. Keine Ahnung, warum ich dachte, er würde verstehen, dass ich damit meinte, er solle sich hinknien, aber das tat ich. Buzz kapierte es nicht. Er fraß weiter Gras. Ich stand wieder auf, und dieses Mal sagte ich: »Buzz, in die Knie.« Und wiederholte die Bewegung. Sowie er seinen Namen hörte, legte Buzz die Ohren zurück. Er wusste, ich wollte, dass er etwas machte, er wusste nur nicht genau, was das sein sollte. Also wartete ich ein oder zwei Minuten, und dann wiederholte ich dasselbe noch mal. »Buzz, in die Knie.« Ich hoffte, es klang ernst, wie ich das sagte. Buzz ging dann auf mich zu. Vermutlich dachte er, wenn er ein bisschen näher käme, könnte er rauskriegen, was ich von ihm wollte.
    So machte ich das noch ein paar Mal, bis er direkt vor mir stand. Ich berührte seine Nase und wiederholte die Worte: »In die Knie«, wobei ich meine Knie beugte. Er klappte im Sand zusammen wie ein sperriger, kaputter alter Liegestuhl. Er hatte es getan. Buzz hatte es getan. Ich war so glücklich, dass ich ihm die Arme um den Hals schlang und ihm so laut »Yeah, Buzz! Yeah!« ins Ohr brüllte, dass er sich erschreckte.
    Als er dann wegrannte, war ich ein bisschen besorgt. Ich war mir nicht sicher, ob er das nun für ein Spiel hielt, oder ob er wirklich Angst vor mir hatte. Ich rannte hinter ihm her wie beim Fangenspielen, was wir manchmal machten. Er sollte nicht denken, dass Hinknien was Schlechtes war. Die Sonne blendete mich, Buzz sah ich nur als dunkle Gestalt vor mir. Er warf den Kopf zurück und schleuderte die Beine, als ob er noch nie glücklicher gewesen wäre. Wieder rief ich seinen Namen, nur um ihn dazu zu bringen, langsamer zu laufen, und ich konnte es kaum glauben, als seine Beine ruhiger wurden und er sich zu mir umdrehte und mich anguckte. Ich wusste, dass er etwas sagte, denn er prustete mich an. Ich glaub, wir wollten uns gegenseitig Sachen erzählen, wir wussten nur nicht, wie.
    Ein paar Mal sagte ich Buzz noch, er solle in die Knie gehen, und ich glaub, drei von vier Malen hat er es auch getan, und das genügte mir vollauf. Schließlich machte ich auch nicht immer das, was man mir sagte. Dann legte ich mich neben Buzz auf den Boden und starrte in den Himmel.
    Als Mum diesen Abend von der Arbeit kam, ging sie mit Liz raus, um sich Dingo anzuschauen und ihm ein Antibiotikum zu spritzen. Mum benutzte das Medikament nicht gern, es war teuer. Liz musste sie überredet haben. Mum sagte, die Pommie mache sich wirklich was aus dem Kalb. Nach dem Abendessen wollte sie noch mal rausgehen, um nach Dingo zu schauen, und ihm mehr Milch geben, ganz so als ob sie Ahnung hätte. Ich hätte nie gedacht, dass sie sich die Mühe machen würde – Emily machte sie sich jedenfalls nie. Mum sagte, sie hoffe nur, dass Liz nicht zu enttäuscht wäre, wenn Dingo morgen früh vor dem Aufstehen schon tot dalag.

12
    LANGE WÜRDE ES NICHT MEHR DAUERN, bis der Viehtrieb begann, deshalb sagte Dad, wir müssten die Vorräte auffüllen. Das hieß, wir mussten losziehen und uns einen Killer suchen. Das war toll. Ich würde Unterricht verpassen. Beim Smoko kam Dad rüber zum Haus und sagte: »Danny, hol dein Gewehr, du musst mir helfen, einen Killer zu finden.« Ich guckte Bobbie an, und ihre Baseballkappe nickte mir zu, ich wusste also, es war okay. Als ich zum Gewehrschrank rannte, hörte ich, wie Bobbie der Pommie erklärte, was ein Killer war, nämlich ein Rind, das wir abschossen, zur Farm zurückbrachten und zerlegten.
    Ich holte Jonnys Gewehr aus dem Schrank. Als ich dreizehn geworden war, hatte Dad gesagt, ich könne anfangen, es zu benutzen. Er sagte, es wäre ein Erbe . Ich rieb den Lauf mit meinem Hemdsärmel ab und nahm eine Schachtel Patronen vom obersten

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