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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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Regalbrett. Schnell schaute ich noch mal in den Lauf, obwohl ich wusste, dass er sauber war – ich pflegte das Gewehr gut. Am Klavier blieb ich stehen, um Jonnys Bild zu berühren. Das hatte ich am Morgen schon gemacht, aber es kam mir verkehrt vor, es nicht noch mal zu tun, weil ich ja gleich seine Waffe benutzen würde. Draußen wartete Dad in seinem Pick-up auf mich.
    Ich hatte ziemlich viel schießen geübt. Nachdem Dad den letzten Killer abgeschossen hatte, hatte ich gefragt, ob ich es auch mal versuchen dürfte. Er hatte mich angeschaut und die Augen ein bisschen zusammengekniffen, so als würde er sich das überlegen. Dann hatte er genickt.
    War ein gutes Gefühl, als wir so ganz allein im Pick-up draußen waren und Willie Nelson hörten. Wir holperten die Piste runter, hinter uns wirbelte der Staub auf wie Qualm, und Dad sagte, es wäre von größter Wichtigkeit , dass ich mir Zeit nahm und einen sauberen Treffer landete. »Kein Leiden«, sagte er. Das war die wichtigste Regel. Ich schätze, Dad ist ein guter Viehzüchter. Greg hatte das auch gesagt. Dad glaubte, dass man die Sachen ordentlich machen sollte, er wurde stinksauer, wenn jemand ein Gatter aufließ oder einen Wasserhahn nicht abdrehte, das verursachte nämlich ernstliche Probleme, die absolut vermeidbar waren.
    Wir fuhren raus nach Jaben Point, damit Dad das Bohrloch überprüfen konnte. Es war ziemlich trocken gewesen, er wollte sich vergewissern, dass es gut genug aussah, ehe wir mit dem Viehtrieb anfingen. Wenn das ganze Vieh zusammengetrieben wurde, war es wichtig, dass genug Wasser für alle da war. Er sagte, die Wasserverhältnisse seien ungefähr so gut, wie er erwartet hatte, wir fuhren also wieder zurück Richtung Farm. Auf der Fahrt kam mir Dad ziemlich unruhig vor, so als hätte er Ameisen in der Hose. Ich wollte ihn schon fragen, was los war, als er sagte: »Hör mal, Danny, wie ist das eigentlich, hat Sissy mit dir irgendwie über dieses Baby geredet?« Ich zuckte die Achseln und sagte Nein. Sie redete über gar nichts mehr mit mir. Und da sagte Dad dann: »Bestimmt nicht? Sie hat nie erwähnt, dass sie in der Schule einen Freund hat oder so? Gar nichts?« Ich schüttelte den Kopf. Schweigend fuhren wir noch eine Weile weiter, ehe ich ihn fragte, ob er und Mum mit Sissy sprachen. Dad fragte mich, wie ich darauf käme, dass sie nicht mit ihr sprechen würden.
    Ich zuckte die Achseln und sagte, den Eindruck hätte ich, weil Sissy nur noch zum Essen aus ihrem Zimmer kam – und dann sagte sie auch nur was, wenn wir das Salz oder den Ketchup rüberreichen sollten oder so. Dad nickte und kratzte sich am Hals. »Hör mal, Danny, Sissy scheint uns nicht erzählen zu wollen, wer der Vater ist – und das ist das Einzige, was mich jetzt im Augenblick interessiert«, sagte er dann. Ob er glaubte, dass wir je herausfinden würden, wer der Vater von Sissys Baby war, fragte ich. Dad zuckte die Achseln und sagte: »Man kann kein Kind haben, das nicht weiß, wer sein Vater ist. Das ist einfach nicht richtig. Kein Enkel von mir soll so aufwachsen – kommt gar nicht infrage.« Schweigend fuhren wir zur Farm zurück. Ich zerbrach mir den Kopf, als ich versuchte, mich zu erinnern, ob Sissy je irgendwelche Jungs erwähnt hatte. Aber als einziger Mensch, von dem sie geredet hatte, fiel mir ihre Freundin Natasha ein.
    Das Vieh wusste das nicht, aber die Rinder, die in der Nähe von Timber Creek herumstreiften, waren die, die Killer wurden. Dad suchte sich gern ein großes, saftiges Rind nicht weit vom Haus raus, damit es mit dem Schaufellader nicht so weit zu schleppen war.
    Wir hielten an dem kleinen Hügel an und gingen so hundert Meter durchs Gestrüpp in die Wüste zu dieser Stelle, die Sail Rock genannt wird. Das ist ein Felsen, der aus den Bäumen rausragt wie ein Segel. Aus zwei Gründen war das ein guter Platz, man konnte auf den Felsen klettern, dann hatte man einen besseren Blick auf die Rinder – oder man konnte sich hinter dem Felsen verstecken. Das hieß dann, die Rinder wussten nicht, dass wir da waren, und erschreckten sich nicht. Wenn man sich einen Killer aussucht, soll der schön ruhig sein, so ist es leichter, einen sauberen Treffer zu landen.
    Dad hockte sich hin, also machte ich es ihm nach. Er streckte seinen Finger in die Luft und zeigte nach links. Er hatte unseren Killer ausgemacht – eine große Hereford Kuh. Wir hatten zwei Rinderrassen, Hereford und Brahman. Die Hereford waren gute Fleischrinder und die Brahman hatten

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