Es wird schon nicht das Ende der Welt sein
aber die Pommie hatte er noch nie gesehen. Dad erklärte ihm, wer sie war, und Reg sagte: »Du bist hier ja weit weg von zu Hause, was? Ist das okay für dich?« Die Pommie meinte, sie komme ganz gut zurecht mit dem Leben auf der Zuchtstation – als ob es das Leichteste wäre, was sie je gemacht hatte.
Reg nickte, lächelte und zeigte auf seinen Haufen Jungs. Er sagte: »Na ja, das ist Rick Smith.« Rick war ungefähr so groß wie Dad, hatte aber blonde Haare und ganz braune Haut. Er tippte an seinen Hut und begrüßte uns alle, und ich sah die Narbe, die er auf seiner Wange hatte. Keine Ahnung, wie er die gekriegt hatte. Dann zeigte Reg auf Ed und Spike Barron – sie waren Brüder. Sie sagten beide Hallo. Sie waren genauso alt wie Lloyd und Elliot, und während Spike immer irgendwie glücklich dreinschaute, sah Ed aus, als würde er zu viel grübeln. Die beiden waren größer als jeder andere, der mir je begegnet war. Die Pommie und Bobbie grinsten wie Idioten. Lloyd und Elliot schüttelten den Jungs die Hände. Reg hob eine Kiste VB Bier hinten aus seinem Bullenfänger und überreichte sie Dad. Dad lächelte und sagte, das sei genau das, was der Arzt verschrieben habe .
An diesem Abend war es echt laut auf der Farm. Es waren so viele Leute da, die alle redeten und lachten. Man fühlte sich ein bisschen so wie auf einer Party. Wir aßen im Garten. Wir hatten die Tische rausgeholt, damit alle Platz hatten. Das war schön, nicht mal die Mücken verdarben es. Dad sagte, er wolle unbedingt, dass alles glattlief. Er sagte: »Ich will kein Stück Vieh erschießen müssen, weil es in den Rennen zu sehr gestresst worden ist.« Und da sagte die Pommie das Blödeste überhaupt. Sie sagte: »Ich dachte, beim Viehauftrieb geht es darum, das Vieh zu fangen, und nicht Rennen laufen zu lassen.« Einen Moment lang sagte keiner ein Wort, es war so, als ob sie alle versuchten, dahinterzukommen, was zum Teufel sie da eigentlich redete. Es war Reg, der als Erster anfing loszubrüllen. Er lachte so sehr, dass er sich verschluckte. Mum war so besorgt um ihn, dass sie aufstand und sich bereit machte, ihm auf den Rücken zu hauen. Die Pommie saß nur da und guckte verlegen, wusste aber nicht, was sie so Komisches gesagt hatte.
Als er sich ein bisschen beruhigt hatte, holte Reg seine Tabakdose unter seiner zerfledderten Mütze hervor. Mit ledrigen Händen rollte er geschickt eine Zigarette, das erinnerte mich an Dad, vor Jonnys Tod, als er noch ab und zu Klavier gespielt hatte. Reg zündete seine Kippe an, nahm einen Zug und pflückte sich einen Tabakkrümel von der Lippe.
Liz guckte planlos. Zuerst beachtete ich sie nicht. Was für eine blöde Pommie sie doch war. Warum sollte ich mich um sie kümmern, aber dann guckte sie mich so an, als ob ich ihr helfen sollte, und dann erklärte ich ihr, dass »die Rennen« die schmalen Gassen sind, durch die wir das Vieh von den Pferchen auf den Lastwagen leiteten, wenn es verfrachtet wurde. Sie hat es nicht verstanden, glaub ich, deshalb sagte ich, das sei kein echtes Rennen, uns war ganz egal, welche Kuh am schnellsten war. Die Pommie tat so, als würde sie’s kapieren.
Ich an der Stelle der Pommie hätte danach den Mund gehalten. Ich hätte einfach weiter die Teller abgeräumt oder so, aber sie nicht. Sie fing an, alle möglichen Fragen zu stellen, wie wir entschieden, welche Kühe zum Schlachten abtransportiert und welche freigelassen wurden. Sie wollte wissen, wie wir sicher sein konnten, ob wir sie alle zusammengetrieben und begutachtet hatten, und was passierte, wenn wir rausfuhren und da war gar kein Vieh. Sie hatte ja keinen Schimmer, wie das lief auf einer Rinderstation. Ich glaub, Reg machte das nichts aus, er und die Jungs waren echt geduldig und beantworteten alle ihre Fragen. Mum war nicht glücklich. Nach einer Weile sagte sie, die Pommie könne einen Tag mit den Jungs rausfahren und sich selbst ansehen, wie das lief mit dem Viehauftrieb, aber dann fügte sie hinzu: »Jetzt im Moment müssen aber diese Teller abgeräumt werden.« Nicht mal die Pommie war so blöd, diesen Wink nicht zu verstehen.
Ich glaub, Reg hatte genug vom Gerede über den Viehauftrieb, er tippte mir nämlich auf die Schulter und sagte: »Was hört man da von dir, Danny? Du hast ein Kamel zum Einreiten?« Da fühlte ich mich ein bisschen schüchtern, wie wenn man eigentlich was sagen will, es aber nicht tut, weil man Angst hat, verarscht zu werden. Ich sagte nur: »Da muss noch viel passieren, bis ich ihn
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