Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

gekommen, nachdem die Viehstation ihres Vaters pleitegegangen war. Sie waren neu, aber Reg hatte Dad erzählt, dass er beeindruckt von ihnen war. Dann war da noch Rick Smith. Er war ein sehr stiller Mann. Er war im Gefängnis gewesen, keine Ahnung, wofür, aber er war der Kumpel von Regs Kumpel, also war er okay. Ich glaub, Rick muss echt nützlich gewesen sein, sonst hätte Reg ihn nicht behalten.
    Zu Regs Truppe heuerten wir normalerweise auch noch ein oder zwei Blackfellas zum Helfen an. Auf einer Rinderstation, die so groß war wie unsere, war es immer gut, noch ein paar Leute extra vor Ort zu haben, die aushelfen konnten, wenn irgendwas anfiel. Aber Dad hatte gesagt, dieses Jahr konnten wir uns das nicht leisten. Ich glaub, weil wir die Pommie bezahlen mussten – und auch weil das Baby kam. Ich hatte gehört, wie Mum gesagt hatte, Babys fraßen einem die Haare vom Kopf . Das sagte ich der Pommie aber nicht. Ich sagte ihr nur, dass Dad meinte, wir würden es dieses Mal schon allein schaffen – mit unseren Jungs und denen von Reg.
    Wir waren mit dem Füttern der Tiere fertig und auf dem Weg zurück zum Haus, wo die Pommie uns Frühstück machen würde. Als wir so gingen, erzählte ich ihr, wie die Jungs an jedem Wasserloch auf der Station Gatter errichten würden, wozu sie diese echt großen Zaunelemente benutzten. Das ist schwere Arbeit, man schwitzt und es ist ein bisschen langweilig. Aber dann darf man ja auch den eigentlichen Viehtrieb mitmachen – und da fährt man dann mit den Pick-ups und Geländewagen rum und treibt die Rinder zusammen. Da fängt der Spaß dann an. Durch die Wüste zu fahren und einen großen Haufen Rinder zu den Gattern zu treiben – was Besseres gibt es nicht.
    Als wir wieder zum Haus kamen, war Dad da, und er meinte, wir sollten alle die Schule ausfallen lassen und beim Viehauftrieb mitmachen – alle außer Sissy. Sie war zu schwanger für den Auftrieb. Mann, ich war so begeistert, dass ich meinen Hut in die Luft warf und juchzte wie ein Irrer.
    Dad schob sich seinen Hut ein Stück zurück, guckte mich an und lächelte. Ich sagte, ich wolle nicht mit den Mädchen arbeiten, ich hatte die Nase voll davon, andauernd mit den Mädchen zusammen zu sein. Er lachte und sagte, er glaube, die Zeit werde kommen, wo ich das anders sehen würde. Das machte mir echt Sorgen, ich dachte schon, er wollte mich zwingen, mit den Mädchen zu gehen, aber er sagte, die Mädchen könnten alle mit ihm in seinem Pick-up mitfahren. Elliot sagte, ich könne sein Beifahrer sein, wenn ich wollte. Ich nickte, und wir rannten alle raus in die Pick-ups, um nach Jaben Point zu fahren. Mit dem Viehauftrieb fangen wir immer in Jaben Point an, dann gehen wir rüber nach Wild Ridge, dann nach Simpson’s Dam, ehe wir zum Cockatoo Creek und Gum Tree Creek rüberziehen und ganz zuletzt dann zum Timber Creek.
    Am Jaben Point wartete Reg schon auf uns. Er rubbelte mit den Händen in meinen Haaren herum und nannte mich den Camel-Mann. Das gefiel mir. Er sagte, ich könne mit ihm im Geländewagen fahren! Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich nickte nur. Ich war völlig platt. Ich guckte zu Elliot, weil ich sehen wollte, ob er was dagegen hatte, wenn ich mit Reg fuhr, und ich merkte ihm an, dass er Verständnis dafür hatte. Ich konnte gar nicht aufhören zu lächeln. Regs Bullenfänger war wesentlich besser als Elliots alter Pick-up.
    Lloyd würde auf einem unserer Motorräder sitzen, Ed Barron ebenfalls. Jack und Rick waren in einem anderen Geländewagen und Spike Barron war in einem Pick-up. Wir stiegen in die Fahrzeuge und ließen die Einzäunungen hinter uns wie das Startfeld einer Wüstenrallye.
    Reg gab das Signal und er und Dad führten uns an auf dem Weg in die Wüste. Um den Soak herum, so hieß das Wasserloch da draußen bei uns, gab es ein paar tiefe Spalten in der Erde, wir mussten also aufpassen. Wir konnten nicht einfach nur auf das Vieh achten, dem wir hinterherjagten, wir mussten das Gelände ringsrum ganz genau im Auge behalten. Reg brachte den Bullenfänger auf Touren und wir schossen in die Wüste hinaus.
    Das ganze Team schwärmte von den Einzäunungen aus in südliche Richtung, um nachzusehen, was dieser Teil der Wüste vor uns versteckt hielt. Reg grinste mich an, als wir durch Gras und Sand rumpelten. »Los geht’s, Danny!«, rief er. Ich war so glücklich. Ich konnte es gar nicht erwarten, auf Vieh zu stoßen. Wir trafen fast sofort auf ein paar Stück. Das Motorengeräusch erschreckte die