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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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Hals und Ohren. Doch er war irgendwie anders, so als würde er mich nicht kennen. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust. Ich dachte, mit Milch würde ich ihn schon zurückgewinnen, aber er erschreckte sich. Er legte die Ohren an und seine Augen wurden ganz groß und leer und dann bäumte er sich auf. Zuerst dachte ich, dass er mich jetzt echt hassen musste, aber dann drehte ich mich um und sah, was ihn so in Fahrt gebracht hatte. Mum rannte auf uns zu. Sie sah seltsam aus in ihrem Nachthemd, draußen bei Tageslicht. Ihr Gesicht war blass. Ich dachte, sie würde mich umrennen wie beim Rugby, aber ihre Arme umschlossen mich wie Greifer von einer riesigen Baumaschine und drückten mich ganz fest. Nur ihr dünnes Nachthemd war zwischen ihrer großen Wärme und meiner dreckigen, verschrammten Haut. Ihre Umarmung war aber nicht nur schön, sie wollte mir auch wehtun. So blieben wir ewig stehen, sie drückte ihr hartes Kinn und dann ihre Wangen auf meinen Kopf, während ich, an ihren Bauch gequetscht, auf den Boden guckte. So langsam wollte ich, dass sie mich losließ.
    Mum packte meine Schultern, schob mich von ihrem Körper weg und hielt mich auf Armeslänge. Sie schaute mir in die Augen, dann musterte sie mich von oben bis unten, als ob sie was Bestimmtes suchte. Und als sie sicher war, dass es nicht da war, wurden ihre nassen Augen hart, und sie sagte: »Lauf nie, NIE wieder weg.« Sie schüttelte mich. Ich nickte und aus dem Nichts schossen mir Tränen in die Augen. Sie sagte, ich sollte ins Haus gehen, mir was zu essen nehmen und baden. Ich sagte, erst müsse ich Buzz füttern. Wieder starrte sie mich an. Ich starrte zurück. Sie wusste wohl, dass ich es ernst meinte, denn sie sagte okay. Doch sie ging nicht zurück ins Haus, sie wartete, bis ich ihm seine Milch gegeben hatte. Sie schlang die Arme um ihr Nachthemd, das in der kühlen Luft flatterte. Ich glaub, sie dachte, ich könnte wieder weglaufen.
    Ich sagte nichts weiter. Ich ließ mir Zeit und sorgte dafür, dass Buzz sein Frühstück kriegte. Er sah okay aus. Ich schaute ihn mir von unten an und seine Beine, aber ich konnte nicht feststellen, dass ihm etwas fehlte. Mit den Händen fuhr ich ihm über den Rücken und an den Seiten entlang, während er mich stupste, aber Beulen oder Kratzer konnte ich nicht spüren. Mum sagte, Dad habe Buzz in der Nacht gefunden, als alle draußen gewesen waren und mich gesucht hatten. Er hatte ihr gesagt, ich hätte gute Arbeit geleistet mit Buzz. Sie meinte, Dad hätte Buzz nur ein Mal beim Namen rufen müssen, dann war er ihm zurück nach Timber Creek gefolgt.
    Ich hätte mich groß fühlen sollen, als ich das hörte. Stolz. Tat ich aber nicht. Mir wurde klar, dass Elliot und Lloyd beim Haus waren, weil Mum und Dad sie gebeten hatten, vom Camp nach Hause zu kommen, um nach mir zu suchen. Ich hatte nicht gewusst, dass sie alle meinetwegen gekommen waren, ich war froh, dass Dad Buzz gefunden hatte, aber ich fühlte mich mies wegen Sissy.
    Ich fragte, wo Sissy war. Mum sagte, sie sei in ihrem Zimmer wie üblich. Ich fragte nach Dad, und sie sagte, der sei im Esszimmer – und wartete auf mich. Ich hatte früher schon zu Dad ins Esszimmer kommen müssen, aus den verschiedensten Gründen. Einmal, weil ich mich hatte ablenken lassen und einen Wasserschlauch vergessen hatte, den ich angestellt hatte, weil ich einen Trog füllen wollte. Das Wasser hatte ich einen halben Tag laufen lassen – und als Dad den großen nassen Fleck auf dem Sand gesehen hatte, war er ausgerastet. Ich fragte mich, ob Sissy wohl auch ins Esszimmer gerufen worden war. Vermutlich hatte sie erklären müssen, warum sie es mit Gil getrieben hatte.
    Ich hatte ein bisschen Angst, Dad unter die Augen zu treten. Ich war bisher noch nie weggelaufen – und ich hatte ihn auch noch nie so wütend gesehen wie gestern Abend. Mum ließ mich allein ins Esszimmer gehen. Ich wollte zuerst Jonnys Bild berühren, aber Dad wartete auf mich, mit dem Rücken zur Tür. Alles wurde still, als ich reinkam. Emily hörte auf, ihr Frühstück zu essen, und Liz und Bobbie auch. Liz lächelte mir echt nett zu, bevor sie alle den Raum verließen. Ich glaub, Emily war scharf auf einen Logenplatz, doch sie wusste, dass sie nicht willkommen war. Sobald alle draußen waren und wir hörten, wie die Tür zuging, schrammte Dad mit seinem Stuhl über die Dielen. Der Hohlraum unter dem Haus schien größer zu sein als sonst, so wie sich das anhörte.
    Mit einem Nicken wies Dad auf einen anderen

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