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Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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Ort für den Iron Cop qualifizierten – einen Triathlon in den Niederlanden, bei dem es galt, durch den eisigen Atlantik und dreckige Grachten zu kraulen, dann hundert Kilometer mit dem Rad gegen den Wind zu kämpfen und sich schließlich beim Marathon inklusive Schießstand den Rest zu geben. Um sich dabei nicht zu blamieren – und damit natürlich irgendwie auch die österreichische Exekutive –, benötigten die beiden vier bis sechs Stunden Tagesfreizeit allein zum Trainieren. Nach Rücksprache mit dem Bezirks- und Landespolizeikommandanten hatte Schäfer schulterzuckend gemeint: Von mir aus. Und gedacht: Ihr kommt schon noch drauf, dass es etwas anderes im Leben gibt, als den Körper in eine Maschine zu verwandeln … mit einer Flasche Wein am Lagerfeuer sitzen zum Beispiel.
    „Heute morgen ist dieses E-Mail gekommen“, wandte Schäfer sich an seine Gruppe und ließ das Video ablaufen. Nachdem die zu erwartenden Kommentare (Drecksau, perverses Schwein et cetera) abgegeben worden waren, fuhr er fort:
    „Das Mail ist von einer anonymen Adresse und über eine verschlüsselte IP geschickt worden … unwahrscheinlich, dass wir den Absender ermitteln können … ich bin aber der Meinung, dass wir es mit einer oder mehreren Personen aus der näheren Umgebung zu tun haben.“
    „Wieso schickt der uns so was?“, stellte Auer in den Raum.
    „Um zu provozieren, um Aufmerksamkeit zu erlangen … aber über das Motiv will ich hier und jetzt noch nicht spekulieren. Ich will den Menschen finden, der fähig ist, ein junges Mädchen vor seinen Augen sterben zu sehen, ohne es davon abzuhalten.“
    „Und wenn diese Person nur zufällig dort war, als sie sich …“, meinte Iron Cop I.
    „Möglich, aber wenig wahrscheinlich … ich kenne keine Person, die sich um sechs Uhr früh in der Nähe des Bahndamms aufhält, ein Mädchen sieht, das sich offensichtlich umbringen will, und statt zu helfen die Videokamera nimmt, die sie zufällig dabei hat, abwartet, bis der Zug über die Kleine gefahren ist, und dann diesen perversen Scheiß auch noch an uns schickt.“
    „Und wie gehen wir jetzt weiter vor?“, stellte Auer endlich die erste vernünftige Frage.
    „Genau … erstens: dichthalten. Ihr sprecht mit niemand über dieses Video … das schließt in diesem Fall auch Beziehungspartner ein … oder Personen, die ihr ins Bett kriegen wollt“, Schäfer sah Iron Cop II an, der vor drei Monaten in einer Disco ein Go-go-Girl mit seinem Wissen über zwei tschechische Drogenschmuggler beeindrucken hatte wollen – nicht ahnend, dass jene am Vertrieb der Amphetaminpillen beteiligt war und den Dealern einen Tipp gab. „Wer auch immer uns dieses Video geschickt hat: Er oder sie will uns herausfordern oder verarschen.“
    „Aber warum?“, fragte Plank an der Grenze zur Verzweiflung. (Von solchen Sachen hat mir die Beraterin beim AMS damals nichts gesagt!)
    „Keine Ahnung“, gab Schäfer zu, „aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche Wichtigtuer am ehesten das Handtuch werfen oder sich verraten, wenn man ihnen öffentlich keine Beachtung schenkt … und da wir es hier nicht mit einem Mord zu tun haben, halte ich die Taktik des scheinbaren Ignorierens vorerst für am vernünftigsten … also auf keinen Fall irgendwas an die Presse. Denkt nach, recherchiert, sucht die Datenbanken nach ähnlichen Vorfällen durch … tut, was immer euch dazu einfällt, aber lasst es bitte hier innerhalb dieser Wände.“
    „Was ist mit dem LKA ?“, fragte Friedmann, der erfahren genug war, um zu wissen, dass so ein Fall unzählige Überstunden und viel Gelegenheit für Fehltritte bereithalten konnte.
    „Vorerst behalten wir die Sache hier … die kochen auch nur mit Wasser und mehr als unterlassene Hilfeleistung haben wir nicht … Auf jeden Fall nehmen wir uns diese Filmleute noch einmal vor … das hat alles angefangen, als die hergekommen sind, kann Zufall sein, aber darauf möchte ich mich nicht verlassen … die will ich spätestens übermorgen alle einzeln befragt haben.“
    Später im Garten … nachdem er sich beim Schwimmen im zwanzig Kilometer entfernten Badesee verausgabt und hernach ins dunkle Moorwasser gestarrt hatte. Dessen vom Wind gewellte Oberfläche in der Abendsonne geglitzert hatte wie … der Schatz von Ali Baba? … Kristalle? … Er hatte kein Bild gefunden, das zu seiner Stimmung passte. Später im Garten also, wo er die Hälfte seiner Abendjause der Katze und dem Raben zuwarf, die diesem erstmaligen Gunstbeweis

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