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Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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verschaffte? Sie zwang, diese zu nehmen? Sie ihnen ohne deren Wissen verabreichte? Und dann dazu brachte, sich zu töten? Freiwillig? Wohl kaum, zumal Jasmin Eder auf dem Video bester Dinge schien. Aber warum diese Inszenierung? Warum diese Videos? Es gelang ihm nicht, eine kausale Kette herzustellen. Er griff zum Telefon.
    „Das ist ein Gewaltverbrechen“, schloss Bergmann, nachdem Schäfer ihm von seinem Fall erzählt hatte. „Sie müssen das LKA einschalten.“
    „Mach ich doch gerade …“
    „Ja, danke … und als Nächstes holen wir Inspektor Schreyer ins Boot, oder?“, meinte Bergmann genervt.
    „Der ist schon dabei … also war er, kurzzeitig, für ein paar Recherchen …“
    „Na dann ist das A-Team ja fast wieder komplett.“ Schäfer konnte Bergmanns Kopfschütteln durch die Telefonleitung wahrnehmen.
    „Ja, und jetzt bitte Konzentration … Wer macht so was?“
    „Was weiß denn ich … ein Mitschüler? Ein Verwandter oder Bekannter?“
    „Gut möglich … auf jeden Fall jemand, dem die Mädchen vertrauen … eher männlich, wenn man bedenkt, wie kaltblütig das durchgezogen worden ist.“
    „Würde ich nicht jetzt schon ausschließen … außerdem muss es keine Einzelperson gewesen sein … Was ist denn überhaupt mit diesen Filmleuten? Ist das ein Zufall?“
    „Wir haben sie befragt … bislang gibt’s keine Anhaltspunkte … aber da bleibe ich sowieso dran.“
    „Und die Drogen? Da muss sich doch ein Dealer finden lassen …“
    „Nicht wenn sie das Zeug von dem bekommen haben, den wir suchen.“ Schäfer klemmte sich den Hörer an den Hals und machte ein paar Notizen auf seinen Charts. „Deshalb glaube ich auch, dass diese Person nicht in der Schule oder im normalen Freundeskreis zu finden ist, sonst hätten wir längst schon einen Hinweis bekommen.“
    „Aber irgendwo müssen die Mädels den ja kennengelernt haben … im Internet vielleicht, haben Sie da nichts gefunden?“
    „Sind wir dran“, Schäfer hörte sein Fax arbeiten, „ich bekomme gerade was Wichtiges herein, ich rufe Sie später an.“
    Der Ermittlungsbericht zu Corina Vogtenhuber las sich wie eine Variation zum Thema Selbstmord von Yvonne Raab: kein vorhergehender Hinweis auf Depressionen oder Suizidgedanken, kein Abschiedsbrief, kein kurz zuvor erlebtes schweres Trauma; nichts, das dieses Lebensende erklären konnte. Allerdings hatten drei Autofahrer ausgesagt, dass sie auf der Brücke noch eine weitere Person wahrgenommen hätten – einen jungen Mann, dessen Verhalten jedoch in keiner Weise auf Gewaltausübung schließen hätte lassen.
    Also was? Eine drogeninduzierte Psychose? Ein tödliches Versehen, weil sie halluziniert hatte, dass die Brücke nur einen Meter hoch war? Die zweite Person konnte demnach ein Bekannter gewesen sein. Der wahrscheinlich ebenfalls unter Drogen gestanden war. Der vergeblich versucht hatte, sie abzuhalten beziehungsweise unfähig gewesen war, die Situation richtig einzuschätzen.
    Weiters stand in dem Bericht etwas von unterschiedlichen, flüchtigen Männerbekanntschaften. In der mündlichen Fassung hatte das wahrscheinlich geheißen: ein Flittchen, das es mit jedem getrieben hat. Wobei diese Annahme offensichtlich weniger auf glaubwürdigen Aussagen beruhte, als auf Gerüchten und zahlreichen freizügigen Fotos, die Corina Vogtenhuber im Internet platziert hatte. Blieben die wesentlichen Nicht-Übereinstimmungen: Der Wohnort lag dreißig Kilometer von Schaching entfernt, außerdem stand nichts über ein Video im Bericht.
    Er sah auf die Uhr und verließ das Büro.
    „Was haben wir?“, fragte Schäfer lautstark in die Runde, „und nicht viel ist zu wenig.“
    „Ich war in Jasmins Zimmer und habe die hier gefunden“, Auer legte drei Tablettenschachteln auf den Tisch, „Schmerzmittel, Muskelrelaxanzien, Appetitzügler … alles verschreibungspflichtig …“
    „Alle abgelaufen“, meinte Schäfer und legte die Schachteln wieder auf den Tisch. „Was hat die Familie gesagt?“
    „Der Vater hat eine Mordswut und weiß nicht, auf wen“, meinte Friedmann, „die Mutter zuckt meistens nur mit den Schultern und weint … Wie es aussieht, haben die Eltern keine Ahnung, was ihre Tochter in den letzten Monaten gemacht hat oder mit wem sie unterwegs war.“
    „Geschwister?“
    „Der ältere Bruder ist beim Barras, den treffe ich morgen … der jüngere ist völlig durch den Wind.“
    „Was ist mit Yvonne Raab? Haben sich die beiden gekannt?“
    „Bisher gibt es keinen Hinweis darauf

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