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Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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… Dass sie sich beim Ausgehen oder einem Konzert getroffen haben, ist natürlich möglich, aber …“
    „Das Handy?“, wandte sich Schäfer an Plank.
    „Keins gefunden … Ich hab mir die Nummer besorgt und die Rufdaten angefordert. Bekommen wir frühestens morgen.“
    „Gut“, Schäfer sah in ratlose Gesichter, „macht morgen bei den Mitschülern weiter … irgendwer muss was wissen.“
    Er stand vor seinen Charts und merkte, wie ihn die Konzentration verließ. Sein Spaziergang rief nach ihm. Irgendeinen Fortschritt brauche ich!, antwortete Schäfer. Die abgelaufenen Medikamente. Aus dem Keller von Doktor Kettner? War jemand in das leer stehende Haus eingebrochen und hatte sich ohne jede Eile bei den Ärztemustern bedient? Man brauchte sich schließlich nur mit einem Laptop hinsetzen, die Namen der Medikamente im Internet eingeben und schon hatte man die Wirksubstanz.
    Schäfer setzte sich an den Schreibtisch und griff zum Telefon.
    „Hier spricht der automatische Anrufbeantworter von Chefinspektor Bergmann …“
    „Sehr witzig, Bergmann … ich kann eine Mailbox durchaus von einer Livestimme unterscheiden.“
    „Wie geht das?“
    „Verrate ich Ihnen nicht … Sie müssen mir einen Gefallen tun: Ich brauche einen Forensiker unseres Vertrauens, der hier vor Ort einen Keller siebt.“
    „Warum beantragen Sie das nicht offiziell? Schon gut, blöde Frage …“
    „Werden Sie nicht pampig, ich kenne die Vorschriften, ich brauche auch die Laborarbeit. Können Sie mir den Bracharz oder wen aus der Liga verschaffen oder nicht?“
    „Was ist die Gegenleistung?“
    „Haben Sie das Abendessen vergessen?“
    „Damit sind Sie nur noch etwa 1800 Punkte im Minus.“
    „Jetzt hören Sie schon auf …“
    „Ja, gut, ich schau, was ich machen kann.“
    „Danke, Herr Gruppenleiter. Küss die Hand und servus nach Wien!“
    Schäfer musste nicht seit zwanzig Jahren bei der Polizei sein, um zu wissen, dass die Durchsuchung von Kettners Keller hirnrissig war. Würden sich dort Spuren unerlaubten Eindringens finden, durfte er noch lange nicht auf den Diebstahl von Medikamenten schließen. (Der Keller könnte genauso über längere Zeit als geheime Liebeshöhle für Teenager gedient haben.) Waren dort tatsächlich Medikamente gestohlen worden, durfte er nicht von einer Weitergabe ausgehen. Lag eine Weitergabe vor, musste die nicht zwingend etwas mit dem Selbstmord der Mädchen zu tun haben.
    Wozu sollte diese Aktion also gut sein? Eine Ablenk-Übung, um nicht zu verzweifeln? Die Warmhalte-Gymnastik eines Abfahrtsläufers, dessen Start wegen Nebels immer wieder auf unbestimmte Zeit verschoben wird? Oder schlichtweg die Zuversicht, dass sich in einem alten verstaubten Keller immer irgendetwas finden ließe, das zum Täter führte? Herr im Himmel, er war doch nicht Sanders! Er war ein mit allen Wassern und Blutgruppen gewaschener Polizist und wusste genau, wie ein Staatsanwalt reagieren würde, wenn er mit seinen bisherigen Informationen eine Durchsuchung inklusive der anschließenden Laborauswertung beantragte: Augenbrauen hochziehen und mit dem Zeigefinger an die Schläfe klopfen. Also Bergmann noch einmal anrufen und die Sache abblasen? Nein. Die Kosten für die forensische Auswertung würden ohnehin in irgendeinem fremden Budget verschwinden. Na hallo, würgte Schäfer seine aufkommenden Bedenken ab, wozu lebe ich in Österreich.

24.
    Mondlos hatte sich die Nacht gesetzt. Schäfers Geist war dämmrig und folgte dem Treiben der Glühwürmchen im Holunderstrauch. „Augenblick, du bist …“, murmelte er, als das Handy klingelte.
    „Nach acht und vor acht … hat man zumindest mir im Internat in Lausanne beigebracht“, murrte Schäfer.
    „Sie waren in einem Schweizer Internat?!“ Der Drehbuchautor kicherte kindisch ins Telefon.
    „Und wenn nicht, ist es auch egal … was wollen Sie?“
    „Wissen Sie, was ich mir heute überlegt habe?“, fragte Sanders mit schwerer Zunge.
    „Nein.“ Mehr noch als selbstverliebte Rhetorik hasste Schäfer es, in eigener mäßiger Weinseligkeit mit Betrunkenen zu telefonieren.
    „Am Sonntag ist doch dieses Mädchen von so einem Turm gestürzt …“
    „Woher wissen Sie das?“
    „Aus der Zeitung.“
    „Klar, und weiter?“
    „Nur mal angenommen, dieser ‚Unfall‘ hängt ebenfalls mit dieser Person zusammen, die Ihnen das Video geschickt hat … dann wäre sie ja bereits das zweite Opfer und … bei den Profilern heißt das doch acceleration oder?“
    „Was?“
    „Dass

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