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Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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eben viel Erfahrung …“
    „Richtig, ja …“
    „Können Sie sich darum kümmern?“, fragte sie, nachdem Schäfer für ein, zwei Minuten in eine ihr unzugängliche Gedankenwelt abgetrieben war, die auch mit den schwarzen Spitzen an ihrem BH zu tun hatte.
    „Hm? … Ja, natürlich … wenn Sie Verständnis dafür haben, dass ich diesmal besonnener vorgehe …“
    „Was anderes möchte ich gar nicht.“ Sie stand auf und reichte ihm die Hand.
    „Frau Graber“, sie war schon halb aus der Tür, „sagen Sie bitte Ihrem Bruder, dass es mir leidtut.“
    „Im Ernst?“
    „Ja, ganz im Ernst.“

34.
    Für einen Augenblick ärgerte sich Schäfer, dass er vergessen hatte, die digitale Stimmaufzeichnung zu aktivieren. Laura Grabers Erzählung war ihm noch gegenwärtig – doch er wusste, wie schnell Details verloren gingen, wie ein falsch erinnerter Satz die Einschätzung alles Folgenden beeinflussen konnte, wie schwer in der Rekonstruktion eine Lüge zu entlarven war, wo sich der Geist eben nach Kongruenz sehnte und nicht nach Widersprüchen.
    Egal, er konnte Laura Graber jederzeit ein weiteres Mal befragen. Er würde sie bestimmt noch einmal befragen, zumal sie ihm genau das lieferte, was ihm bislang gefehlt hatte: Zusammenhänge, Hintergründe, Einblicke. Zuvor ein konturloses Subjekt, das nur aufgrund von Indizien existierte, war Simon Graber mit dem Erscheinen seiner Schwester quasi zum Leben erwacht. Was diese Schäfer eben erzählt hatte, begann er nun, in einen Kollegblock zu schreiben – den er auf keinen Fall im Büro lassen würde.
    Ein, zwei Stunden später hörte er die beiden Iron Cops eintreffen. Schichtwechsel. Feierabend.
    „Was machst du hier?“, fuhr er Carola Windreiter an, die vor seinem Gartentor saß und in einem gelben Reclamheft las.
    „Ich muss mit Ihnen reden …“
    „Worüber?“
    „Können wir hineingehen?“ Sie stand auf, klopfte sich den staubigen Hintern ab und griff zum Gartentor.
    „Sicher nicht.“ Schäfer baute sich vor ihr auf. „Es sei denn, du hast eine Straftat begangen oder eine beobachtet.“
    „Ich glaube, dass meine Schwester mich angelogen hat …“
    „Das musst du bitte mit ihr oder deiner Mutter ausreden …“
    „Aber ich …“
    „Carola, es ist Freitagabend … die Geschichten zwischen dir und deiner Schwester sind mir inzwischen egal und …“
    Sie schwieg, schluckte hörbar.
    „Was ist? … Carola! Wenn du jetzt hier zu heulen anfängst … Ich halt’s nicht aus … mein Gott, die Großstadt ist eine Wellnessoase gegen das hier“, jammerte Schäfer und schob das Mädchen in den Garten.
    „Wissen deine Eltern, wo du bist?“, fragte Schäfer, nachdem er sie in einen Liegestuhl verfrachtet und ihr einen Raus-&-Ruhe -Tee gebracht hatte.
    „Die sind bei einem Konzert“, erwiderte sie leise und klammerte sich an die Teetasse, als wäre der Hochsommer vorübergehend in Urlaub gegangen.
    „Konzert … also: Was ist das mit deiner Schwester?“
    „Was macht denn die Katze mit dem Raben da?“
    „Die haben sich gern … also, sprich.“
    „Also, die Nadja: Am Sonntag war der Haidegger bei uns zum Grillen …“
    „Die Drecksau.“ Schäfer schloss die Augen.
    „Ja … und so gegen elf, da waren nur mehr mein Papa und er im Garten … und wie der Papa ins Haus geht, um irgendwas zu holen, da rennt die Nadja hinaus … das habe ich von meinem Zimmer gesehen, weil ich …“
    „Weil du hören wolltest, was erwachsene Männer sich für Schweinekram erzählen …“
    „Ja, vielleicht … und die rennt hinaus, wirft sich dem Haidegger an den Hals und schmust ihn ab, voll … sicher eine halbe Minute haben die geknutscht, wäh! … und dann ist sie wieder ins Haus gelaufen … das ist doch voll pervers, oder?“
    „Wie man’s nimmt … wenn er sie im Auto dazu drängt, ihm einen zu blasen, ist das für mich eher pervers, als wenn sie ihn abknutscht.“
    „Ja schon, aber … das passt doch nicht, die Nadja und diese Drecksau.“
    „Wo die Liebe hinfällt, und wenn’s der Misthaufen ist“, fiel Schäfer ein viel zitierter Satz seiner Großmutter ein. „Sie ist siebzehn, macht das offensichtlich auf freiwilliger Basis … ich kann da nichts machen.“
    „Aber warum hat sie mich angelogen?“
    „Weil es ihr Spaß macht, ihre Mitmenschen zu verarschen? Vielleicht ist ihrem Liebhaber aber auch eingefallen, dass er Frau und Kinder hat, und er wollte nichts mehr von ihr wissen, was sie nicht akzeptieren wollte, weshalb sie ihn mit meiner Hilfe unter

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