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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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nach, zur Drogerie zurückzulaufen und um Hilfe zu bitten. Dad brauchte mich. Dad würde außerdem meine Anwesenheit schätzen. Für Sam war ich nichts als eine Last.
    In was war ich hier nur hineingeraten? Ich könnte versuchen wegzulaufen. Ich würde Sam einfach für immer verlassen.
    »Anna?« Er legte den Kopf schief und seine Augen wurden schmal. Konnte er die Unentschlossenheit erkennen, die mich lähmte? Er wartete ab, drängte nicht und überließ es ganz offensichtlich mir, ob ich nun weglief oder nicht.
    Aber ich tat's nicht.
    Ich konnte nicht.
    Was sagte das nun über mich? Ich war erbärmlich. Bedauerlich. Verzweifelt. Dad hatte mir das Versprechen abgenommen, nicht zu ihm zurückzukehren. Ich konnte also nirgendwo hin.
    »Dann geh vor«, sagte ich.
    Und das machte er.

8  
    Sam hatte mehrere Vorgaben, die ein Wagen erfüllen musste, um als nächstes Fluchtfahrzeug infrage zu kommen. Er brauchte einen starken Motor, musste groß genug für uns alle und diskret sein. Es war Cas, der den marineblauen SUV aussuchte.
    Ich saß  auf dem Beifahrersitz, machte mich ganz klein und fragte mich, ob uns jemand dabei beobachtete, wie wir dieses große Auto klauten, und derweil die Polizei verständigte. Doch wir erreichten ohne Zwischenfälle den Highway und schon verlor sich Treger Creek im Rückspiegel.
    Jetzt gab es wirklich kein Zurück mehr. Je weiter wir mein Zuhause hinter uns ließen, desto fester wurde der Knoten in meiner Brust. Ich fuhr mit dem Finger über den rissigen Rücken von Moms Tagebuch und war froh, dass ich es mitgenommen hatte.
    »Was ist das?«, fragte Sam und deutete auf das Buch.
    Unwillkürlich umfasste ich es fester. »Es hat meiner Mutter gehört.«
    »Sura«, sagte Sam und ich nickte. Es war ungewohnt, ihren Namen zu hören. Dad hatte ihn fast nie ausgesprochen.
    Wir fuhren Richtung Süden mit konstanten hundert Kilometern pro Stunde. Die Landschaft sauste in einem einzigen Farbenwust an uns vorbei. Um meine Gedanken von dem abzulenken, was vorgefallen war, überlegte ich mir, welche Farben ich benutzen würde, um die Umgebung zu zeichnen. Gebrannte Umbra. Cadmiumgrün. Scharlachrot für die Blätter, die sich schon langsam verfärbten.
    »Sag mal«, meldete sich Cas, »hast du irgendeine Idee, wohin genau Arthur uns schickt?«
    Ich spürte, dass Sams Blick auf mir lastete. »Kommt dir die Adresse bekannt vor?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich kenne niemanden in Pennsylvania. Und es ist auch nicht in deiner Akte aufgetaucht.«
    »Ist wahrscheinlich eine Falle«, sagte Nick. »Arthur arbeitet doch für die Sektion. Ich verstehe nicht, wieso wir ihm überhaupt trauen.«
    Ärger kochte in mir hoch und ich drehte mich zu Nick um. »Mein Vater hat keinem von euch was getan.«
    Der finstere Gesichtsausdruck zeigte sich wieder. »Es kann trotzdem eine Falle sein.«
    »Willst du lieber hierbleiben?« Sam schaute in den Rückspiegel und sah Nick in die Augen. »Wenn du willst, halte ich an, dann kannst du sofort abhauen.«
    »Gute Idee«, fügte Cas hinzu, »du kannst quer durch Amerika trampen. Musst ja nur deine Bauchmuskeln zeigen. Ich wette, dich nimmt sofort jemand mit.«
    Nick schnaufte. »Halt die Schnauze.«
    »Meine Güte«, sagte Cas. »Wieso bist du denn so mies drauf? Wir sind frei! Wie wäre es mal mit einem Freudentänzchen?«
    »Eher würde ich mich mit Benzin übergießen und anzünden.«
    »Super.« Cas rieb sich die Hände. »Hat jemand Marshmallows dabei?«
    Sam ignorierte die beiden und tippte derweil die Adresse, die Dad ihm genannt hatte, in das Navigationsgerät, das an der Armatur angebracht war. Eine kühle Frauenstimme begann daraufhin, uns den Weg zu weisen. Es dauerte fast drei Stunden, bis wir die Grenze nach Pennsylvania erreicht hatten. Während Cas und Trev sich darüber austauschten, was sie alles essen wollten, jetzt, wo sie endlich wieder frei waren, konzentrierte Sam sich aufs Fahren und Nick schlief.
    Ich lehnte mich näher zum Fenster. Ich war noch nie in Pennsylvania gewesen, doch es sah genauso aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Das Land verlief so wellenförmig wie das Meer. In Gedanken zeichnete ich nach, was ich sah, um mich zu beschäftigen.
    Niemand sagte es laut, aber ich glaube, wir hatten alle das Gefühl, dass uns jemand beobachtete. Als würde Connor nur auf einen Fehler von uns lauern, damit er seinen nächsten Zug machen konnte. Ich konnte es kaum erwarten, das Haus zu finden, das Dad Sam genannt hatte, wo wir endlich in Sicherheit

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