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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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wären.
    Ein Schild über uns wies auf Exit 28 hin. Wir passierten es und fuhren eine weitere halbe Stunde in südwestlicher Richtung, bevor uns das Navigationssystem aufforderte, bei der nächsten Abfahrt auf eine andere Fernstraße zu wechseln. Sam befolgte die Anweisung, nahm die Ausfahrt, und weil er so schnell in die Rechtskurve bog, drückte mich die Fliehkraft zu ihm. Mein Blick schweifte über seinen Arm, der auf der Mittelkonsole lag. Sein Hemdsärmel war bis über den Ellbogen hochgeschoben. Noch vor achtundvierzig Stunden hatte ich im Labor gestanden und ihn durch die Scheibe betrachtet, seine Narbe studiert.
    »Wofür stehen die Buchstaben? Die Narben«, schob ich noch nach. Die Jungs auf der Rückbank verstummten.
    »Oh, oh«, murmelte Nick. Offenbar schlief er doch nicht.
    »Sie hat in unseren Akten gelesen«, sagte Sam. »Wenn wir ihr die Buchstaben sagen, fällt ihr vielleicht etwas dazu ein.«
    Cas tippte mit den Fingern gegen Sams Sitz. »Bin dafür. Kann ja nicht schaden, wenn sie es weiß.«
    »Dabei vergisst du aber, dass sie die letzten fünf Jahre auf der anderen Seite der Scheibe gestanden hat«, sagte Nick. »Wenn ihr mich fragt: Wir verraten ihr nichts und schmeißen sie in der nächsten Stadt raus.«
    »Dich fragt aber niemand«, mahnte Sam.
    »Ihr wisst schon, dass ich auch hier im Auto sitze, oder?«
    »Wir schmeißen dich nicht raus«, fügte Trev hinzu. »Nick hat nichts zu entscheiden.«
    Nick streckte seinen Arm aus und legte ihn über die Rückbank. »Ach. Aber du natürlich?«
    »Es reicht.« Sams Stimme beendete die Diskussion und die Jungs verstummten. »Das R auf meiner Brust hast du ja gesehen«, sagte er zu mir, behielt aber den Blick auf der Straße. »Aber ich habe noch mehr. Ein weiteres R, ein O und ein D.«
    »Ich habe ein L auf der Hüfte und ein V am Knie«, sagte Cas.
    »Ich habe zwei Rs und zwei Es«, sagte Trev.
    Als ich mich zu Nick umdrehte, schenkte er mir nur einen vernichtenden Blick, weshalb ich mich gleich wieder nach vorne wandte.
    »Nimms ihm nicht übel«, entfuhr es Cas. »Der kann nicht lesen.«
    Trev unterdrückte ein Lachen.
    »Nick hat ein I und ein E«, ergänzte Sam. Er betätigte den Blinker, wechselte die Spur und überholte einen LKW.
    Ich ging die Buchstaben im Kopf durch und zählte sie. Zwölf Stück. Vier Jungs. Hätten sie die Buchstaben gleichmäßig aufgeteilt, hätte jeder drei solcher Narben gehabt. Doch so war es nicht. Trev und Sam hatten vier, Cas und Nick jeweils zwei. Was hätte ich für einen Zettel und einen Stift gegeben, um sie aufzuschreiben. Doch vermutlich hatte Sam das schon unzählige Male gemacht.
    »Kann das ein Code sein?«
    Sam schüttelte den Kopf. »Keiner, der mir bekannt ist.«
    Wir fuhren noch eine ganze Weile, bis wir Cas ewiges Gequengel, dass er gleich verhungere, nicht mehr ertragen konnten. Wir verließen die Fernstraße und folgten der Beschilderung, die uns zur nächsten Tankstelle leitete. Sam stellte den Wagen vor einer der Zapfsäulen ab, der hell erleuchtete Laden lag direkt vor uns. Laut Uhr im Armaturenbrett war es zehn nach sieben. Vor einer guten Stunde war die Sonne untergegangen und hatte den Himmel als leeren Blauton hinterlassen.
    Cas sprang als Erster aus dem Auto und eilte in den Laden.
    »Hier«, sagte Sam und gab Trev zwei Zwanzigdollarscheine. Ich wollte gar nicht wissen, woher er das Geld hatte. »Das ist fürs Benzin und von dem Rest kannst du was zu essen kaufen.«
    Während Nick aus dem Wagen kletterte, um zu tanken, stopfte Trev sich das Geld in die Tasche und fragte mich: »Möchtest du was Bestimmtes?«
    »Eine Flasche Wasser? Und ein paar Kekse oder so.«
    Trev schielte zu Sam und Sam nickte.
    Ich löste den Sicherheitsgurt und reckte mich, streckte meine schmerzenden Muskeln. Als ich mich wieder in den Beifahrersitz sinken ließ, legte sich Stille über den Wagen. Der Motor tickte, während er abkühlte. Sam bewegte sich keinen Zentimeter. Das unbehagliche Schweigen lastete auf meiner Haut und machte mich unruhig. Es steigerte sich immer mehr, bis ich es einfach nicht mehr aushielt.
    »Die anderen bitten dich immer um Erlaubnis«, sagte ich. »Liegt das auch an den genetischen Veränderungen?«
    »Ich glaube schon.« Das Licht, das aus dem Laden fiel, beleuchtete sein Profil. Ich war ihm so nah, dass ich zum ersten Mal einen winzigen Hubbel auf seiner Nase entdeckte. Es sah so aus, als wäre sie mal gebrochen gewesen.
    »Bist du der Anführer oder so etwas?«, fragte ich. Obwohl ich

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