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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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sagen.
    »Ja?«
    »Wir müssen los.«
    Ich wandte mich zu ihm um. »Habt ihr die Akten?«
    »Sie sind fort. Riley muss sie mitgenommen haben.«
    Wie betäubt folgte ich Sam zur Haustür. Nick warf mir einen finsteren Blick zu, während er sich an mir vorbeizwängte. Trev und Cas eilten hinter ihm her, ihre Freude, endlich wieder frei zu sein, war fast greifbar. Draußen sprangen sie wie irre herum. Sam und ich beobachteten sie durch die Fliegentür.
    Cas rannte dreimal um die Garage, bevor er sich auf die Knie fallen ließ und so tat, als würde er den Boden küssen. Trev stand einfach da, die Hände in die Seiten gestemmt, und sah entrückt über den Hof, den Wald, die Felder.
    Ich blieb, wo ich war. Würde ich es zu Dad ins Labor schaffen, bevor Sam mich aufhielt? Würde er mich aufhalten? Würde Dad wütend werden?
    »Wir müssen los«, wiederholte Sam.
    Ich blickte zur Kellertür.
    »Anna«, sagte er, diesmal im Befehlston.
    Ich zog eine Jacke an und ging nach draußen. Trev hatte gerade einen der Suburbans durchsucht und kam nun mit einem Paket für jeden der Jungs heran. »Sieht so aus, als wären da Klamotten und Schuhe drin.«
    Cas riss sein Paket auf und sofort fielen die Schuhe heraus. »Lieber Gott, endlich echte Schuhe! Nicht mehr diese Gefängnistreter!«
    Nick schnaufte, Verachtung lag in seinem Blick. »Zieh sie schon endlich an, damit wir verschwinden können. Bin ich der Einzige, der findet, dass wir längst hätten abhauen sollen?«
    »Beruhig dich«, sagte Trev. »Wir haben noch reichlich Zeit.«
    »Und woher willst du das wissen?«, entgegnete Nick.
    Cas zog sich ein weißes, langärmliges Shirt über den Kopf und schlüpfte in die Turnschuhe. Die anderen folgten seinem Beispiel, nur Sam hatte sich ein altes Flanellhemd meines Vaters von der Garderobe geschnappt und angezogen, wie mir jetzt erst auffiel. Es war dunkelblau, hatte rote und weiße Streifen und perlmuttfarbene Druckknöpfe. Und es verdeckte die Pistole, die er hinten im Hosenbund trug.
    Ich hielt mich zwischen Haus und Garage auf, machte mich klein und unscheinbar, weil ich weder wusste, was die Jungs überhaupt als Nächstes planten, noch, welche Folgen es für mich haben könnte, dass ich Zeugin dieser Flucht geworden war. Sollten sie plötzlich beschließen, mich loszuwerden, würde Trev sich für mich einsetzen? Oder Cas?
    Trev zeigte auf Dads Auto. »Nehmen wir den?«
    »Wer fährt?«, fragte Nick.
    »Ich.« Sam zog das Schlüsselbund aus der Hosentasche und warf mir einen Blick zu. »Anna?«
    Ich schluckte. »Wer bist du eigentlich? Woher weißt du, wie man eine Pistole benutzt? Wie -« Was hatte er mir sonst noch alles verschwiegen? »Hast du wirklich dein Gedächtnis verloren?«
    Die Schlüssel schlugen gegeneinander, als er seinen Arm kraftlos an seine Seite fallen ließ. »Ja, aber für diese Unterhaltung haben wir jetzt keine Zeit. Wir müssen los.«
    Nick maulte: »Lassen wir sie doch hier.«
    »He«, sagte Cas. »Entschärf mal die Torpedos, Soldat.«
    Nicks Augen wurden schmal.
    »Ich komme sofort«, sagte ich. »Ich brauche nur eine Sekunde, in Ordnung?«
    Sam seufzte. »Eine Minute.«
    In meinem Zimmer angelangt, schnappte ich mir Moms Tagebuch von der Kommode. Ich wusste weder, wohin wir fuhren, noch, warum ich überhaupt mitsollte. Doch weil ich Dad versprochen hatte, niemals zurückzukehren, wollte ich wenigstens dieses Buch mitnehmen. Es war das Einzige, das mir wichtiger war als meine Zeichnungen. Den Gedanken, es zurückzulassen, konnte ich einfach nicht ertragen. Und so hatte ich wenigstens eine handfeste Erinnerung an mein Zuhause.
    Draußen warteten die Jungs bereits. Sam hatte den Wagen gewendet, er stand nun zur Straße ausgerichtet. Hatte er überhaupt eine Fahrerlaubnis? Ich setzte mich auf den noch freien Beifahrersitz und schnallte mich pflichtbewusst an, das Tagebuch sicher auf meinem Schoß.
    Sam warf einen kurzen Blick darauf, bevor er den Schalthebel auf D stellte und aufs Gaspedal trat. Als wir am Ende unserer langen, unbefestigten Auffahrt angelangt waren, machte er eine Vollbremsung. »In welcher Richtung liegt die Stadt?«
    » Rechts.«
    Er bog ab und trat wieder das Gaspedal durch, wodurch der Staub nur so flog. Ich klammerte mich an das Tagebuch, der abgegriffene Einband hatte etwas Tröstendes. Es muss einen Grund gegeben haben, dass die Jungs all die Jahre eingesperrt gewesen waren, doch ich hatte weniger denn je eine Ahnung, welcher das war. Ich war bisher davon ausgegangen, dass die Sektion

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