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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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Beifahrertür mit dem größtmöglichen Grinsen auf und hielt mir eine Packung Twinkies vor die Nase. »Guck doch mal!«
    Ich lachte. »Ich seh's ja.« Trotzdem wandte ich mich wieder zu Sam, der den Wagen startete. »Was wolltest du sagen?«
    »Nichts.«
    Die Jungs stiegen ein und automatisch ging auch das Radio wieder an. Heraus dröhnte die Popmusik, die Cas so mochte, während Sam sich wieder verschloss.
    Vielleicht hätte er ja sowieso nicht geantwortet.
    *** 
    Unsere Reise führte uns weiter nach Süden. Ich blätterte im Tagebuch meiner Mutter, um mir die Zeit zu vertreiben - schließlich kannte ich die Einträge schon seit Langem auswendig.
    Ich fuhr mit dem Finger über ihre Schrift, als hätte der Stift auch etwas von ihr auf der Seite hinterlassen.
    Ich war heute am See. Es hat gutgetan, mal rauszukommen, weg von der Arbeit. In der letzten Zeit stehe ich einfach nicht mehr hinter dem, was ich dort mache. Was würden sie wohl ohne mich tun ?
    Dad hatte mir erzählt, dass sie für einen Pharmakonzern gearbeitet hat. Ich schlug die Seite mit ihrem letzten Eintrag auf, nach dem noch ein paar Dutzend leere Seiten folgten.
    Ich höre auf. Ich kündige. Ich muss auf mein Herz hören, und das sagt mir, dass ich von hier fortmuss. Ich habe Angst und bin doch auch glücklich. Ich fühle mich befreit.
    Das Navigationsgerät orderte: »Biegen Sie in zwei Kilometern rechts ab.« Sam bog wie befohlen ab.
    In der Holicer Lane standen nicht viele Häuser. Je weiter wir der Straße folgten, desto steiler wurde sie, wand sich nach rechts und links wie eine Schlange. Bäume ragten weit über den Asphalt und formten so einen Tunnel, der die Nacht noch dunkler erscheinen ließ. Das Licht der Frontscheinwerfer wurde von einem Aufkleber reflektiert, der sich am Briefkasten eines der Häuser befand. Er leuchtete metallisch gelb auf, bis der Lichtkegel ihn nicht mehr erreichte.
    4344 stand darauf.
    »Wenden Sie«, meldete sich das Navigationsgerät ein paar Minuten später. »Sie haben Ihr Ziel erreicht.«
    Sam stoppte den Wagen mitten auf der Straße. Das Haus, nach dem wir gesucht hatten, lag im Dunkeln. Keines der Fenster war erleuchtet. Die Auffahrt war leer, das Garagentor geschlossen. Ein alter Jeep stand neben der Garage, das hohe Gras um seine Reifen deutete an, dass er schon eine Weile nicht mehr bewegt worden war.
    Wir verharrten schweigend einen Moment, außer dem Motor war kein Geräusch zu hören.
    »Und jetzt?«, fragte Trev.
    Sam fuhr auf die kurze Auffahrt, ließ den Motor aber laufen. Sicher ist sicher. Er musste nichts sagen, ich wusste, was in ihm vorging. Vielleicht war dies ja doch kein Ort, an dem wir in Sicherheit waren. Vielleicht war er meinem Vater in die Falle gegangen.
    »Ihr bleibt im Wagen«, sagte er.
    »Da ist doch niemand«, erwiderte ich. »Das Haus ist leer.«
    Er war schon halb aus der Tür, als er mir über die Schulter noch mal einen Blick zuwarf. »Woher weißt du das?«
    Ich wusste es nicht. Ich wusste ja nicht mal, wieso ich überhaupt etwas gesagt hatte. Aber mein Instinkt sagte mir, dass es verlassen war. »Ich bleibe jedenfalls nicht hier im Auto, auf gar keinen Fall.«
    Als wäre meine Sturheit sein Stichwort oder zumindest ein passender Vorwand, sprang Cas aus dem Wagen. »Sie hat recht, Alter. Wir sitzen uns seit einer Ewigkeit den Hintern platt. Zeit, den Gluteus Maximus mal wieder zu strecken.«
    Sam stellte nun also doch den Motor ab und ging dann schnurstracks zur Rückseite des Hauses.
    Die Jungs und ich folgten ihm.
    Es war ein schlichtes, zweistöckiges Gebäude mit kaum Charakter und noch weniger Farbe. Sie blätterte großflächig von der hölzernen Außenverkleidung, nur an wenigen Stellen hafteten noch größere Schuppen, die tiefe Schatten warfen. Eine verbogene Fliegentür wurde von einer rostigen Milchkanne offen gehalten. Das Netz war an einer Ecke gerissen.
    Sam testete, ob die Hintertür verschlossen war, sie ließ sich problemlos öffnen. Nacheinander betraten wir eine Waschküche. Der Geruch von Waschmittel hing in der Luft. Sam holte seine Waffe unter dem Flanellhemd hervor.
    Meine Augen gewöhnten sich allmählich an die Dunkelheit. Im Esszimmer lag ein umgekippter Stuhl. Eine Schranktür stand offen, so als hätte jemand darin nach etwas gesucht und nicht mehr genug Zeit gehabt, die Tür wieder zu schließen. Meine Nackenhaare stellten sich langsam auf. Unter unseren Füßen knarrten die Dielen. Der Wasserhahn in der Küche tropfte und aus dem Flur kam das

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