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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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Ticken einer Standuhr.
    Ich bog um eine Ecke und stand im Wohnzimmer. Sam lief den Flur hinunter. Cas blieb bei mir, während Nick und Trev im vorderen Teil des Hauses verschwanden.
    »Was ist hier wohl passiert?«, fragte ich.
    Eine halb volle Teetasse stand auf einem kleinen Tisch neben einem Lehnstuhl. Ein Zeitschriftenstapel war umgestoßen worden und lag nun aufgefächert wie ein Kartenspiel auf dem Couchtisch. Auf dem Boden befand sich eine noch ungelesen wirkende Zeitung. Ich hob sie auf und prüfte das Datum: gestern.
    »Keine Ahnung«, sagte Cas. »Aber wenn dies hier mal eine sichere Adresse gewesen ist, hat sich das wohl geändert.«
    Auf dem Beistelltisch klebte ein Haftzettel, direkt neben einem schnurlosen Telefon. Ich löste ihn von der gläsernen Oberfläche und erstarrte.
    Diese Schrift. Kleine, schräge Buchstaben. Ich kannte diese Handschrift.
    Um 18 Uhr bei P. sein.
    Ich klebte den Zettel wieder auf den Tisch und atmete tief ein. Das konnte ja gar nicht sein. Das war unmöglich.
    Ich machte mich auf den Weg in die Küche, doch blieb wie angewurzelt vor ein paar Bildern stehen, die über dem Sofa hingen. Ein Kribbeln überzog mich. Ganz rechts befand sich eine gerahmte Aquarellzeichnung, auf der die gleichen Birken zu sehen waren, die Sam auf den Rücken tätowiert hatte.
    »Was ist los?«, fragte Cas.
    »Das ist Sams Tätowierung«, sagte ich ein bisschen verwundert. Doch Cas hatte sie vermutlich nie gesehen, die Jungs durften ihre Zellen ja nicht verlassen.
    Ich riss das Bild von der Wand und sah mir die Rückseite an. Der Rahmen war vollständig verklebt.
    Cas deutete auf den gläsernen Beistelltisch. »Schlag die Scheibe ein.«
    »Aber -« Ich war mir nicht ganz sicher, was mich zögern ließ. Es war ja niemand hier und dieses Bild definitiv ein Anhaltspunkt. Trotzdem fühlte es sich falsch an, etwas kaputt zu machen, das mir nicht gehörte.
    »Also gut.« Cas schnappte es sich. »Dann übernehme ich das.«
    Mit einer schnellen Bewegung ließ er den Rahmen gegen die Tischkante sausen, sofort zersplitterte das Glas. Die Zeichnung glitt heraus und mit ihr ein Zettel. Er schwebte Richtung Boden und ich griff ihn noch aus der Luft, bevor die anderen zu uns ins Wohnzimmer stürzten.
    »Was ist passiert?«, fragte Trev. »Wir sollten lieber nichts anfassen. Sicher ist sicher.«
    »Anna hat etwas gefunden.« Cas stupste mich an, als wären wir Mannschaftskameraden und hätten gerade zusammen ein Tor geschossen. »Und, was steht drauf?«
    Ich überflog den Zettel und bekam erst mal keine Luft mehr.

9
    Nur wenige Stunden zuvor war ich mit den Fingern über die vertrauten Wörter gefahren, die meine Mutter vor langer Zeit in ihr Tagebuch geschrieben hatte. Hier standen neue, unbekannte Wörter, die ich nicht auswendig konnte, die den vertrauten Wörtern aber auf gespenstische Weise extrem ähnelten. Die Schrift auf dem Zettel sah aus wie die Handschrift meiner Mutter.
    »Anna?« Sam wusste, dass etwas nicht stimmte, ich erkannte es an seinem Gesichtsausdruck - hochgezogene Augenbraue und leicht gespitzte Lippen. Deshalb las ich die Botschaft einfach schnell laut vor, bevor er Fragen stellen konnte, die ich nicht beantworten wollte.
    Sam, wenn du diese Zeilen liest, heißt das, dass ich nicht mehr hier bin, um dir das Folgende persönlich mitzuteilen. Dass ich nicht mehr hier bin, kann nur zwei Gründe haben: Entweder bin ich tot oder musste überstürzt untertauchen. Trotzdem sollst du deinen Hinweis bekommen, ganz wie du es mir aufgetragen hast. Du brauchst Schwarzlicht. Eine entsprechende Lampe findest du in der Küche. Oberste Schublade von rechts.
    Ich sah Sam in die Augen. »Das war's.«
    Als er nach dem Zettel griff, bog ein Wagen in die Auffahrt, das Licht der Scheinwerfer drang durch die Vorhänge der Fenster, die zur Straße ausgerichtet waren. Für den Bruchteil einer Sekunde bewegte sich niemand. Und dann plötzlich alle außer mir.
    Eine Autotür wurde zugeschlagen. »Mrs Tucker?«, rief jemand. »Sind Sie zu Hause?«
    Ich folgte Sam, bemüht, kein Geräusch zu machen.
    Es klopfte an der Tür. »Mrs Tucker? Chancy hat mir erzählt, dass Sie heute Abend nicht im Gemeindezentrum waren.«
    Ich lugte in die Küche. Sam hatte sich in den Durchgang zur Waschküche gestellt, hielt einen der Esszimmerstühle mit beiden Händen an der Lehne umschlossen hoch über seinen Kopf. Blut rauschte mir in den Ohren, während die Hintertür quietschend aufging.
    Aus dem Augenwinkel sah ich eine Bewegung im

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