Escape
und wir sind auch ziemlich abgebrannt -«
»Dann muss es eben ohne gehen«, seufzte ich.
Er nickte, warf dann aber einen bedeutungsvollen Blick Richtung Grill. »Aber wenigstens haben wir das gute Stück.«
»Soll ich mit anpacken? Wir könnten ihn auf die hintere Veranda stellen.«
»Machst du Witze? Das schaff ich wohl allein.« Er griff mit beiden Händen unter den Grill und hob ihn ohne große Schwierigkeiten hoch. Noch ein Indiz dafür, dass er wesentlich stärker war, als ein Junge seines Alters und seiner Statur eigentlich hätte sein dürfen.
Die nächste Stunde verbrachten wir damit, den Grill mit einer alten Drahtbürste zu schrubben, die wir in der Küche gefunden hatten. Sam machte derweil ein Feuer im Kamin. Nick und Trev sammelten Holz im umliegenden Wald. Niemand erwähnte, wie lang wir bleiben würden, doch dem Feuerholz nach zu urteilen, das sich nun entlang der hinteren Veranda stapelte, konnten wir mindestens eine Woche verweilen, ohne frieren zu müssen. Beim Thema Essen wurde es schwieriger. Wir hatten weder Geld noch irgendwelche Vorräte.
Deshalb versammelten wir uns im Wohnzimmer, um zu besprechen, wie wir nach Einbruch der Dunkelheit vorgehen wollten.
Sam stand beim Kamin, die Arme vor der Brust verschränkt. Seine Kleidung war immer noch schmutzig von der Friedhofserde. Soweit ich das beurteilen konnte, gab es kein fließendes warmes Wasser, mit dem wir uns hätten waschen können.
Cas saß auf der Lehne eines Sessels, ein Fuß an der Stelle, auf die eigentlich sein Hintern gehört hätte. »Du hast nicht zufällig irgendwo Geld entdeckt, oder?«
Sam schüttelte den Kopf. »Wenn ich hier Geld versteckt habe, dann wird es nicht leicht zu finden sein. Wir werden ein Weilchen suchen müssen.«
»Ich würde sogar auf den Strich gehen, um mir ein Steak leisten zu können«, sagte Cas.
Darüber musste ich laut lachen. »Du weißt schon, dass du dich vor Anfragen nicht retten könntest, oder?«
Auf seinem Mund erschien ein lüsternes Grinsen. »Wenn du mitkommen würdest, wären wir morgen früh reich.«
»Sehr witzig.«
»Cas und ich fahren in die Stadt«, sagte Trev. »Mal sehen, was wir so auftreiben können.«
»Und was soll ich machen, Chef?« Anstatt sich zu uns zu setzen, war Nick im Türrahmen zwischen Wohn- und Esszimmer stehen geblieben.
»Du hältst Wache.«
Während Sam mit Cas und Trev die Einzelheiten durchging -was extrem nach »Klaut, was immer ihr zu fassen bekommt, ohne geschnappt zu werden« klang, aber natürlich nicht mit diesen Worten -, schaute ich mich in der Küche um.
Sam hatte erwähnt, dass es eine Speisekammer gab, die meisten Sachen jedoch abgelaufen waren. Ich wollte mir selbst ein Bild machen. Ich hatte schließlich nichts anderes zu tun.
Die Speisekammer befand sich unterhalb der Treppe und war so groß, dass man sie betreten konnte. Durch das Küchenfenster fiel genug Licht, ich brauchte also für meine Bestandsaufnahme keine Taschenlampe. Wasserkanister säumten die Wand unterhalb der untersten Regalbretter, auf denen sich Medikamente und allerhand Dinge für den Notfall befanden, wie Batterien, Streichhölzer und Wundbenzin.
Die anderen Regalfächer beinhalteten getrocknetes Getreide, Hülsenfrüchte und Nudeln. Es gab vakuumverpackte Behälter mit Salz, Zucker und gefriergetrocknete Mahlzeiten. Packungen mit Milchpulver, Tütensuppen und Müsli.
Ich überprüfte die jeweiligen Mindesthaltbarkeitsdaten. Müsli und Dosenvorräte waren seit geraumer Zeit abgelaufen, doch ich vermutete, dass die Tütensuppen und die Nudeln noch genießbar waren.
Sam hatte sich offensichtlich auf alle Eventualitäten vorbereitet. Hier ließe sich vermutlich sogar die Apokalypse überleben.
Jemand erschien im Türrahmen und verstellte mir das Licht. »Hast du was Essbares gefunden?«, fragte Sam.
Ich drehte mich um und lehnte mich mit dem Rücken gegen das Regal. »Ja.«
Er kam zu mir herein und plötzlich wirkte die Speisekammer viel kleiner als vorher. Während er nach einer Packung Haferflocken griff, streifte er meinen Arm. Wärme breitete sich von dort in meinem gesamten Körper aus.
Ich rückte ein wenig beiseite, auch wenn das meine gesamte Selbstbeherrschung erforderte. »Kannst du dich an etwas erinnern?«, fragte ich. »Kommt dir das Haus irgendwie bekannt vor?«
Er stellte die Haferflocken wieder hin. »Irgendwie fällt es mir schwer zu entscheiden, ob etwas eine Erinnerung ist oder nur ein Déjà-vu.«
»Trev würde jetzt sagen, es gibt keine
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