Escape
Déjà-vus. Du musst dich also an etwas erinnern, das tatsächlich passiert ist.«
»Trev sieht in allem einen tieferen Sinn.«
»Stimmt.« Ich faltete die Hände hinter dem Rücken. »Was hat dein Déjà-vu ausgelöst?«
Er wandte sich mir zu und ich konnte wegen des schummrigen Lichts nur die Hälfte seines Gesichts erkennen. »In der Wand neben dem Kühlschrank ist eine Delle, die so aussieht, als wäre da etwas reingerammt worden.« Sorgenfalten zeigten sich auf seiner Stirn. »Ich habe das Gefühl, dass ich das war.«
Ich machte einen Schritt auf ihn zu. »Kannst du dich an noch mehr erinnern?«
Die Zeichen von Sorge wurden von einer anderen Gefühlsregung abgelöst. Unbehagen vielleicht. »Nein. Das war alles.« Er verließ die Speisekammer. »Falls du mich suchst, ich geh nach oben«, fügte er hinzu und war weg, bevor ich weitere Fragen stellen konnte.
Vielleicht konnte ich Sam nicht so gut lesen wie er mich, aber dieses Verhalten zeigte mir sehr deutlich, dass es da etwas gab, das er mir nicht sagen wollte. Und ich wiederum wollte nichts lieber als herausfinden, was es war.
14
Sam und ich sprachen nicht viel in den folgenden Tagen. Er war zu sehr damit beschäftigt, das Haus komplett auf den Kopf zu stellen auf seiner Suche nach weiteren Anhaltspunkten. Ich spielte oft >Vier gewinnt< mit Cas, der das Spiel in einem der Küchenschränke gefunden hatte. Obwohl ich nicht genetisch in ein Genie verwandelt worden war, gewann ich erschreckenderweise jedes Mal. Natürlich konnte das daran liegen, dass Cas sich einfach nicht lange genug auf das Spiel konzentrieren konnte, um eine Strategie zu entwickeln. Dennoch tat es meinem Selbstbewusstsein gut.
Irgendwann durchstöberten Trev und ich ein paar der Schränke im Erdgeschoss und stießen dabei auf ein kleines Arsenal staubiger Bücher und mottenzerfressener Decken. Von Nick sah ich wenig. Wenn er sich nicht um das Feuer kümmerte oder Holz holte, half er Sam. Obwohl die beiden nicht gerade oft einer Meinung waren, arbeiteten sie sehr gut zusammen, weil sie keine Zeit mit müßigem Quasseln vergeudeten.
Unseren dritten Tag in Sams Haus verbrachte ich mit Trev in einem der oberen Zimmer. Ich lag auf dem Bauch und Trev las mir aus Die missliche Lage des Herzogs vor. Er saß am Kopfende des Bettes, das Buch in seiner linken Hand. Auf dem Buchdeckel war ein Mädchen in einem geblümten Kleid zu sehen, das der langhaarige und grüblerische Herzog in den Armen hielt.
Trev pfiff durch die Zähne. »Das wird dir gefallen.«
»Dann lass mal hören.«
Er leckte sich die Lippen. »>Er gab sich die größte Mühe, Margaret mit einem Ausdruck gröbster Missachtung zu bedenken. Sie erschien ihm jedoch so verletzlich und traurig, dass er sofort zu ihr schritt. Sie umarmten sich, ihr Busen bebte an seiner Brust.<«
Ich rollte mich auf den Rücken und lachte. »Oh Gott, hör auf. Mehr ertrage ich nicht.«
Er schlug das Buch zu. Einen kurzen Moment später war Trev neben mich gerutscht. Gemeinsam starrten wir an die breite Holzdecke. Unten knisterte und knackte das Feuer, weil jemand darin herumstocherte. Vermutlich Cas. Nick und Sam waren in der Garage und durchsuchten dort den kleinen Dachboden, soweit ich wusste.
»Hast du je daran geglaubt, dem Labor irgendwann zu entkommen?«, fragte ich.
Trev faltete die Hände auf seinem Bauch. »Ja. Manchmal habe ich mir ausgemalt, dass du uns einfach laufen lässt. Und ich konnte mich nie entscheiden, ob ich das gut oder schlecht finden würde. Für dich hätte es natürlich keine guten Folgen gehabt.«
Zitronenfarbiges Sonnenlicht drang durch das Fenster und lag auf seinem Gesicht. Seine Augen wirkten, als würden sie glühen. »Wenn es dich irgendwie tröstet, das hatte ich sogar vor. Ich habe ständig darüber nachgedacht.«
»Ich weiß.«
Ich stützte mich auf meinen Ellbogen. »Ach ja?«
»Ja. Weil Sam sich langsam in dein Unterbewusstsein vorgearbeitet hat. Vielleicht hast du das gemerkt, vielleicht auch nicht. Vielleicht hat er das mit Absicht gemacht oder auch nicht. Also selbst wenn er die Flucht nicht geplant hätte, hättest du uns eines Tages einfach laufen lassen. Seinetwegen.«
Ein paar meiner Haarsträhnen kitzelten meinen Arm. Ich legte den Kopf in den Nacken. »Auch deinetwegen. Wegen jedem Einzelnen von euch.«
Ein Lächeln umspielte seinen Mund, als er mich ansah, doch seine Augen lächelten nicht mit. »Das ist lieb gemeint, aber das glaube ich dir nicht. Du lügst.«
»Überhaupt nicht.« Ich
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