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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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machen, denn wir lagen halb übereinander wie Sardinen. Die Stimmen kamen immer näher. Ich legte den Kopf auf den dreckigen Boden, um mein unkontrolliertes Zittern in den Griff zu bekommen.
    Der Boden über uns knarrte.
    »Du suchst da hinten«, befahl Riley.
    Die Schritte einer weiteren Person dröhnten quer durch die Scheune. Es folgte ein Rumpeln, Holz knackte. »Hier ist nichts«, sagte der andere Mann. Das war nicht Trev. War etwa schon Verstärkung eingetroffen?
    Ein Mobiltelefon piepste. Riley nahm den Anruf an, hörte zu und sagte dann: »Wir kommen.« Zum Agenten sagte er: »Trev hat eine Blutspur im Wald gefunden.«
    Dreck rieselte durch die Dielen, während sie verschwanden. Nick atmete hörbar auf. Irgendetwas raschelte ein paar Meter hinter uns. Ich biss mir auf die Lippe. Das ist bestimmt nur eine Maus, beruhigte ich mich. Nichts, wovor man Angst haben muss.
    Es waren sicher zehn Minuten verstrichen, bevor sich meine Atmung einigermaßen normalisiert hatte. Ich wartete mindestens noch einmal so lang, bevor ich Nick anstupste.
    »Ich glaube, die sind wirklich weg«, sagte ich. Weil er nicht reagierte, rollte ich näher an ihn heran. »Nick?« Seine Augen waren geschlossen und er fühlte sich kühler an, als er sollte. »Nick, wach auf.« Tränen der Verzweiflung stachen in meinen Augen. »Nick!«
    Ich war allein, irgendwo auf dem platten Land, unter den Dielen einer alten Scheune. Nick war bewusstlos. Die Sektion hatte Sam und Cas. Trev hatte sich gegen uns gestellt. Riley war da draußen unterwegs, suchte uns. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich konnte Nick ja schlecht hier herausschleppen.
    Vielleicht sollten wir uns schnappen lassen, dachte ich. Ich gebe auf. Ich kann nicht mehr.
    Sam hatte uns alle zusammengehalten, hatte uns immer wieder neue Befehle gegeben, weil er wusste, was wann zu tun war. Und jetzt sollte ich plötzlich das Kommando übernehmen? Die Rolle verdiente ich nicht.
    Ich legte Nick das Ohr auf die Brust und betete, seinen Herzschlag zu hören. Sein Herz schlug, wenngleich schwach und sehr langsam. Was tat man in so einer Situation? Sollte ich ihn warm halten?
    Seine Hände waren noch immer gefesselt, deshalb fing ich dort an, versuchte, den Kabelbinder zu lösen, doch ohne Erfolg. Ich gab auf und legte meinen Arm um seine Taille, zog ihn näher an mich, um ihn mit meinem Körper zu wärmen. Dabei stieß meine Hand gegen etwas Hartes in seiner Tasche.
    Ich griff hinein und zog das Prepaidhandy hervor. Erleichtert seufzte ich. Das hätte eigentlich Trev haben müssen. Aber vielleicht hatte Nick es ihm heimlich abgenommen, als ihm bewusst geworden war, dass Trev für die Sektion arbeitete.
    Ich klappte es auf und staunte. Selbst hier im Boden reichte der Empfang für ein Telefonat. Doch wen sollte ich anrufen?
    Ich hatte keine Freunde. Und selbst wenn ich welche hätte, ich war ja viel zu weit von zu Hause weg. Und mein Dad...
    Dad.
    Ich war zwar nicht seine Tochter und auch sonst verband ihn nichts mit mir, aber er hatte mir vor der Flucht versprochen, mich zu suchen. Und daran wollte ich glauben. Ich wollte, dass er wirklich der Mann war, den ich all die Jahre gekannt hatte.
    Außerdem hatte ich nichts mehr zu verlieren.
    Ich tippte seine Nummer ein und drückte auf die Anruftaste.

32  
    Dad ging beim dritten Klingeln dran.
    »Dad?«, sagte ich.
    Er atmete erschrocken ein. »Ich ruf dich sofort zurück.«
    Die Verbindung brach ab. Ich starrte das Telefon an und fürchtete, dass er mich nun ausliefern würde, dass er nur aufgelegt hatte, um sofort Connor zu verständigen.
    Dann klingelte das Handy. Im Display erschien eine mir unbekannte Nummer.
    »Hallo?«, sagte ich.
    »Meine normale Telefonleitung wird überwacht«, erklärte Dad. »Es ist nicht sicher, darüber zu telefonieren.«
    Ich klammerte mich an das Handy.
    »Rufst du vom Festnetz aus an?«, fragte er. »Oder von einem Handy? Ist Sam bei dir?«
    »Sie haben Sam geschnappt. Und Cas. Nick ist angeschossen worden. Er ist... Keine Ahnung. Er reagiert nicht.«
    Ich legte den Kopf auf Nicks Brust, mit einem Ohr lauschte ich Dad, mit dem anderen Nicks Herzschlag.
    »Und... Habt ihr Sura gefunden?«
    Ein Funken Hoffnung schwang in Dads Stimme mit. Sofort tauchte das Bild ihrer aufgerissenen, leeren Augen vor mir auf. Ich brachte es weder übers Herz, noch hatte ich gerade den Nerv, ihm zu erzählen, was passiert war.
    Vielleicht deutete er mein Zögern auch richtig, denn bevor ich mir eine ausweichende Antwort ausdenken

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