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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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anmutenden Goldkette miteinander verbunden. Die Körper in rotes Licht getaucht, das von überall herzukommen schien und doch keinen erkennbaren Ursprung hatte. Zuerst dachte Doreé, dass es sich um lebensechte Puppen oder Tote handelte, doch dann sah sie, dass die Menschen blinzelten und atmeten. Entsetzt ging sie in die Knie und betrachtete einen jungen Mann mit kurz geschorenem Haar und kleinen, eng zusammenstehenden Augen. Er zeigte durch keine Regung, dass er sie bemerkt hatte, blickte einfach durch sie hindurch.
    »Was sind das für Menschen? Warum liegen sie hier?«
    Gäap ging neben ihr in die Hocke und strich über das Glas. »Es sind die Wertlosesten unter den Menschen. Sie dienen unserer Belustigung.«
    »Wertlos? Warum?«
    Gäap nahm ihre Hand und drückte sie flach auf den Glasboden. »Fühle es.«
    Zuerst fühlte sie nichts und wollte ihre Hand schon wieder wegziehen, doch dann spürte sie etwas. Es begann mit einem Kribbeln unter ihrer Handfläche. Das Kribbeln wanderte ihren Arm hinauf, über die Schultern und Hals, bis es sich schließlich durch ihre Gehirnwindungen schlängelte und sich langsam zu Wissen formte. Sie sah keine Bilder, hatte keine Visionen, und doch wusste sie plötzlich, was der Mann getan hatte. Zerstückelte Frauenleichen, Vergewaltigung, Folter, Mord. Das war, was ihn im Leben angetrieben hatte. Erschrocken zuckte sie zurück. Die Augen des Mannes fanden ihre. Weder Leid noch Angst noch der Wunsch nach Freiheit lag in seinem Blick, nur das Erkennen ihrer Weiblichkeit und der Wille, eben diese zu zerstören. Er zwinkerte ihr zu.
    Schnell erhob sie sich. »Ist er deswegen hier? Weil er Frauen gequält und ermordet hat?«
    Gäap nickte. »Manche kommen freiwillig, andere arbeiten gezielt daraufhin. Wieder andere werden in unsere Welt geschickt, selbst wenn sie aus Unwissenheit gehandelt haben. Der Herr kann grausam sein.« Der Gedanke schien ihn zu erheitern, denn er schmunzelte.
    »Was ist so komisch daran?«, fragte Doreé.
    »Der Herr gibt und der Herr nimmt. Findest du das nicht unglaublich willkürlich? Hier bekommt jeder, was er verdient. Das nenne ich wahre Gerechtigkeit.«
    Gäaps Argumente waren nicht von der Hand zu weisen, ebenso wenig wie die Grausamkeit an diesem Ort und Gäaps finstere Pläne für die Menschenwelt.
    Er führte sie eine schmale Treppe hinauf in die fünfte Etage, einen riesigen, aus rohen, feucht glänzenden Wänden bestehenden Raum. Fackeln brannten in breiten Metallständern. Fünf Gestalten saßen am gegenüberliegenden Ende auf fünf elfenbeinfarbenen, prunkvollen Sitzen, erhöht auf einem Podest. Ein roter Teppich führte zu ihrem Thron. Gäap hielt am Treppenabsatz inne und bedeutete Doreé, es ihm gleichzutun, was nicht nötig gewesen wäre. Nicht im Traum wäre ihr eingefallen, den Raum alleine zu betreten.
    »Das sind die Satana, die Herren der Gegenwelt, Gebieter über die Dämonen, die Verlorenen und alle niederen Wesen«, flüsterte Gäap an ihrem Ohr.
    Neugierig spähte Doreé in den Raum. Entlang der Wände standen halbnackte, teils recht unansehnliche Menschen mit überdimensionierten Tierschädeln auf dem Kopf. Wölfe, Hirsche, Katzen und Bären. Sie hielten einfache Speere in der Hand und standen regungslos da wie Statuen. Am Fuße eines jeden Throns saß ein Mensch auf dem Boden, mit einer Kette um den Hals. Auf der Lehne des mittleren Throns räkelte sich die schönste Frau, die Doreé je zu Gesicht bekommen hatte. Langes, kastanienbraunes Haar, grüne Augen, umrahmt von dunklen Wimpern. Eine Haut wie flüssiger Kakao und volle, sinnliche Lippen. Dazu ein perfekter Körper, gehüllt in ein hautenges, rubinrotes Kleid, das ihre Rundungen präsentierte und nur einen Gedanken zuließ: Sex. Seitlich aus ihrem Kopf ragten gebogene Hörner, die Doreé an ein Gnu erinnerten. Gemeinsam mit den spitzen Eckzähnen der einzige Schönheitsmakel und zugleich ein weiterer Ausdruck ihrer sexuellen Kraft. Der Mann, auf dessen Lehne sie saß, war das genaue Gegenteil von ihr. Hager, hellblond, die Lippen unnatürlich rot in einem erschreckend bleichen Gesicht. Dazu weiße Kleidung, die ihm auch noch zwei Nummern zu groß zu sein schien.
    »Das sind Satan und seine Geliebte, die Hure von Babel«, wisperte Gäap und deutete dann auf den Thron ganz rechts, wo eine hochgewachsene, dunkelhäutige Gestalt saß. Doreé war sich nicht sicher, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte.
    »Das ist Azzael«, erklärte Gäap. »Und daneben thront

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