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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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abhängig war. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, löste er seinen Griff und strich stattdessen über ihre Schulter. »Hab keine Angst. Wir beide werden uns ganz wunderbar verstehen.«
    Wieder dieses Lächeln, das ihre Knie weich werden ließ.
    Er winkelte seinen Arm an und bedeutete ihr, sich bei ihm einzuhaken. »Komm, wir sollten gehen. Ich führe dich herum.«
    Gemeinsam schlenderten sie durch die Straßen, wie ein Liebespaar. Irgendwo tief in sich erkannte Doreé, wie lächerlich sie sich verhielt, wie grotesk die Situation war, und dass sie David verriet und alles, woran er geglaubt hatte, wofür er gestorben war. Doch in Gäaps Nähe fühlte sie sich so sicher und stark und ja – auch schön. »Wohin gehen wir?«, fragte sie.
    Er deutete auf einen Punkt hinter dem Feuerfluss. »Zum Tempel. Bevor wir uns verbinden, muss ich um den Segen der Satana bitten. Erst dann können wir in deine Welt zurückkehren. Außerdem …« Er hielt inne und warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu, »möchte Satan dich kennenlernen.«
    Doreé riss erstaunt die Augen auf. »Mich? Wieso?«
    »Er weiß, wessen Blut du in dir trägst, Tochter des Boten. Du glaubst gar nicht, wie sehr ihn das entzückt.«
    Für einen kurzen Augenblick verschwand seine charmante Fassade und Wildheit und Gier loderten in seinem Blick, gepaart mit einem Ausdruck, den Doreé als Eifersucht definierte. Tochter des Boten. Gäap wusste von ihrem Vater. Alle wussten davon. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
    Während sie auf eine metallene Bogenbrücke zuliefen, die sich über das Flammenmeer spannte, schwankte sie zwischen Aufregung und Angst. Einerseits kam sie sich vor wie in einem Albtraum, aus dem sie ohne Hilfe nicht mehr erwachen würde. Andererseits erschienen ihr diese Welt und Gäap unendlich faszinierend. Hitze schlug ihr entgegen, brannte sich in ihre Haut. Sie kniff die Augen zusammen und beschattete ihr Gesicht. »Ist diese Brücke denn nicht viel zu heiß, um auf ihr zu gehen?«
    Gäap hielt vor den Stufen, die auf die Brücke hinaufführten, inne. »Jetzt, da du zweifelst, wird sie es sein.«
    Zwei Dämonen kamen ihnen entgegen, eingehüllt in Flammen. Ängstlich klammerte sich Doreé an Gäaps Arm. »Die beiden brennen. Werden wir das auch?«
    Ein Beben durchlief Gäaps Körper. Er reckte den Hals, sog tief den Atem an, als könne er es kaum erwarten, Teil des Feuers zu werden. »Ja, das werden wir. Doch die Flammen verbrennen nur jene, die die Satana nicht für würdig erachten, den Tempel zu betreten.«
    Doreé betrachtete ihre Arme. Die Haut war gerötet wegen der Hitze, die gegen ihren Körper brandete. Wie würde es erst auf der Brücke sein? »Gibt es denn keinen anderen Weg?«
    »Nein«, erwiderte Gäap schlicht.
    Ängstlich wich Doreé einen Schritt zurück. »Ich will nicht da hinauf.«
    Gäap legte die Hände auf ihre Schultern und sah sie eindringlich an. »Du hast keine Wahl. Sie erwarten dich.«
    Die beiden Dämonen hatten mittlerweile die Treppe erreicht. Kaum dass sie die erste Stufe betraten, verlöschten die Flammen, die ihre Körper umschlossen. Unversehrt ließen sie die Brücke hinter sich. Als sie Gäap passierten, nickten sie ihm zu. Doreé schienen sie gar nicht zu sehen.
    »Siehst du, dir wird nichts geschehen«, versprach Gäap. Doreé kniff die Lippen zusammen und wich einen weiteren Schritt zurück. Ihr Kopf war willig, doch ihre Füße weigerten sich, auch nur einen einzigen Schritt Richtung Brücke zu tun. Kurzerhand riss Gäap sie hoch und trug sie die Stufen hinauf. Zappelnd versuchte Doreé, sich aus seinen Armen zu winden. Erfolglos. Der Dämon hielt sie fest umklammert. Gierig leckten die Flammen am Geländer, schlängelten sich fauchend über den Boden wie ein lebendiges Wesen. Doreé wimmerte. Ihr Herz raste. In ihrer Panik glaubte sie erneut, Davids Stimme zu hören, die ihren Namen rief. Doch schon im nächsten Augenblick verschwand die Illusion. Hilflos klammerte sie sich an Gäaps Hals, überzeugt davon, dass sie in Flammen aufgehen würde, sobald er die Brücke betrat. Seine Brust zuckte. Er lachte. Sie hörte es nicht, weil das Flammenmeer um ihre Ohren toste. Und dann betrat er die Brücke. Im ersten Moment waren der Schmerz und die Hitze überwältigend. Beim Atmen hatte sie das Gefühl, flüssige Lava würde in ihre Lungen strömen und Haare, Haut und Muskeln verflüssigen. Mit jedem Schritt, den Gäap ging, ließ die Hitze jedoch nach, bis sie sich fühlte wie in einer Sauna und nicht mehr wie

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