ESCORTER (German Edition)
sie, doch sie streckte sich und trat so nah an ihn heran, dass sie einander fast berührten. »Dann sind wir Geschichte, David. Ist dir das klar? Die Sache mit der sanften Tour war deine Idee. Sieh zu, dass sie auch funktioniert.«
David senkte den Kopf. »Ich weiß. Es ist nur so verdammt schwer. Sie tut mir leid und ich …«, er hielt inne. Ein Hauch von Röte überzog seine Wangen. »Ich mag sie.«
Viola schnaubte. »Ich bitte dich, das ist Kinderkram. Hier geht es um mehr als eine alberne Schwärmerei.«
David zuckte mit den Schultern. »Kann sein. Doch sie ist ein guter Mensch und hat es nicht verdient, dass man ihr Gewalt antut. Und selbst wenn sie keine Jungfrau mehr ist, bleibt sie immer noch ein Gefäß.«
»Aber keines, das einen Manipulator aufnehmen kann. Einen Seher vielleicht oder einen Macher, aber keinen Dämon, der die Menschheit unterjochen, vielleicht sogar vernichten kann. Mit etwas Glück gelingt es uns, sie auf unsere Seite zu ziehen, dann hätten wir die mächtige Waffe und nicht dieser groteske Haufen Dämonenträger.«
Sie schubste ihn an und grinste. »Sieh es doch mal aus der Sicht: Wann bekommt man schon mal die Gelegenheit, mit dem Abkömmling eines Boten zu schlafen? Du kämest unserem Herrn so nahe wie nie.«
David verzog angewidert das Gesicht. »Du bist ekelhaft.«
Viola lachte, hart und unbarmherzig. »Stell dich nicht so an. Tu einfach, was du versprochen hast. Wenn dich das schlechte Gewissen drückt, kannst du dich ja hinterher geißeln.« Ihre Augen wanderten über seinen Körper. »Oder meinetwegen auch vorher. Hast du überhaupt einen Plan?«
David stieß einen Seufzer aus. »Ich dachte, ich versuche es mit Pauls Gras, vielleicht entspannt sie das.«
Viola riss die Augen auf. »Du willst sie betäuben? Genial! Ich kann dir von dem Etomidat geben, dann kannst du mit ihr machen, was du willst.«
David runzelte die Stirn und betrachtete seine Mitbewohnerin wie eine Fremde. Wann war sie so unbarmherzig geworden? Als der Escorter-Clan ihre Eltern entführt und getötet hatte? Oder erst als sie herausgefunden hatte, dass der Mann, den sie liebte, ein Spion war, der sie im Auftrag des Clans ausgehorcht hatte? »Nein danke. Es wird auch so gehen.«
Viola machte ein abfälliges Gesicht. »Ich versteh’ schon, du willst nicht mit einer leblosen Puppe schlafen, aber gnädiger wäre es.«
»Ich will nicht mehr darüber sprechen, okay? Es wird geschehen, so oder so. Sollte ich deine Hilfe brauchen, melde ich mich.«
Mit diesen Worten wandte er sich ab und stapfte in sein Zimmer. In seinem Kopf pochte ein dumpfer Schmerz. Die vergangene Nacht hatte Doreé bei ihm übernachtet, was seine Mitstreiter zu der Überzeugung gebracht hatte, er hätte es geschafft, mit ihr zu schlafen. Umso größer war die Enttäuschung, als er zugeben musste, dass sie sich nur geküsst und ansonsten geredet hatten. Zwar hatte sie ihm durchaus ihr Einverständnis für mehr signalisiert, doch er hatte ständig daran denken müssen, was es für sie bedeutete, wenn er sie anfasste und es deshalb lieber gelassen. Er mochte sie zu sehr, um ihr das anzutun und er mochte sie zu sehr, um sie den Gideonisten zu überlassen, gerade weil er einer von ihnen war und wusste, was sie planten, wozu sie fähig waren. Eine Zwickmühle.
Dabei hatte Doreés Anblick ihn durchaus erregt. Die langen Beine, die unter dem viel zu großen T-Shirt, das er ihr zum Schlafen gegeben hatte, hervorschauten. Die blonden Haare, die wie eine goldene Decke über das Kissen fielen und nach Apfelshampoo dufteten.
Die Versuchung, sie einfach zu betäuben und es dann auf den Alkohol zu schieben, war groß, doch ob es ihm gelingen würde, mit einer leblosen Puppe zu schlafen, wagte er zu bezweifeln. Schließlich war er kein Vergewaltiger. Außerdem würde sie es hinterher merken und ihn dafür verachten oder gar anzeigen, weil er die Situation ausgenutzt hatte. Das wollte er keinesfalls riskieren. Blieb nur die Hoffnung, dass ein Cocktail aus Wein und Joints die Panik unterdrücken würde. Wie stark der Bann war, unter dem Doreé stand, war ungewiss. Viola hatte Doreés Mutter als eine kaltherzige und machthungrige Escorterin beschrieben und so zweifelte David nicht daran, dass diese Frau alles in ihrer Macht Stehende getan hatte, um zu verhindern, dass Doreé Sex hatte, und das wiederum gab Rückschlüsse auf die Bannstärke. Er seufzte tief, zog sein Handy aus der Jeans und wählte Doreés Nummer. Es war an der Zeit, den Plan, den er
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