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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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und schob ihre Haare zurück, sodass er ihre nackten Brüste sehen konnte. Doreés Körper kribbelte. Dies war die Nacht der Nächte. Es würde geschehen, ganz bestimmt. »Komm schon David. Küss mich!«
    Und das tat er. Gemeinsam sanken sie auf die Matratze. Davids Hände waren überall auf ihrem Körper, seine Zunge erforschte ihren Mund. Ihre Finger krallten sich in seinen Rücken, ertasteten feine Erhebungen auf seiner Haut. Für einen Augenblick kehrte sie in die Wirklichkeit zurück. Was war das? Sie hob den Kopf und musterte seinen Rücken. Unregelmäßige Linien zerfurchten seine Haut.
    Sachte berührte sie die Narben. »Was ist da passiert?«
    David stieß einen leisen Seufzer aus, hörte aber nicht auf, sie zu liebkosen. »Nicht jetzt, Doreé. Können wir später darüber sprechen?«
    Doreé schloss die Augen. Der Abend war perfekt. Warum sollte sie ihn zerstören, indem sie ihn jetzt ausfragte? Gerade wo es so gut lief. Seine Finger strichen über ihren Bauch und verschwanden in ihrem Slip. Sanft berührte er die Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen. Oh ja. Sie spreizte die Schenkel ein wenig mehr, bot sich ihm dar. Sie war bereit.
    Ein Kreischen erklang, hoch und schrill und so laut, dass sie augenblicklich die Hände auf die Ohren presste. Schlagartig blieb ihr die Luft weg unter der schrecklichen Enge in ihrer Brust. Sie hatte das Gefühl, unter einem Felsen zu liegen, der sie zermalmte. Schweiß brach aus jeder Pore. Nur halb registrierte sie, dass David ihren Slip nach unten schob und sich auf sie legte. Der Rest versank in Visionen, die über sie herfielen wie hungriges Getier. Schatten lösten sich aus den Ecken, krochen von allen Seiten auf sie zu, streckten ihre Krallen nach ihr aus. Dämonische Fratzen leuchteten auf, für den Bruchteil einer Sekunde nur, doch lange genug, um die rot glühenden Augen zu sehen und die deformierten Schädel und die Zähne, lang und spitz und bluttriefend. Angekettete, teils zerfetzte Leiber in einem riesigen Becken, bis an den Rand gefüllt mit Blut. Das entsetzliche Kreischen hallte durch die unendliche Weite einer blutgetränkten Hölle, erfüllte ihr gesamtes Denken. Sie merkte kaum, dass sie zappelte und dass sie es war, die kreischte. »Doreé, hörst du mich? Doreé?«
    Nur langsam drang die Stimme zu ihr durch. Davids Stimme. Er hielt ihre Schultern umklammert und presste sie auf die Matratze.
    »Doreé«, rief er immer wieder. »Komm zu dir.«
    Das Schreien und Kreischen verstummte abrupt. Ein dumpfes Dröhnen erfüllte nun ihren Kopf, wie der Nachhall einer Sirene. Die Schatten verharrten am Fußende des Bettes. Krampfhaft sog sie die Luft in ihre Lungen. Atmen, immer weiter atmen. Es war nicht real. Nichts von dem war real.
    »Alles okay, Doreé. Komm zu dir.« Besorgt blickte David auf sie hinab. Irgendwo in den Tiefen ihres Verstandes wunderte sie sich darüber. Wenn sie an Max’ Zustand zurückdachte, nachdem sie ihre erste Panikattacke bekommen hatte, erschien ihr Davids Reaktion geradezu gelassen.
    »Ist es vorbei?«, fragte er, nachdem sich ihr Atem einigermaßen beruhigt hatte. Sie nickte, zum Sprechen fehlte ihr die Kraft.
    »Willst du einen Schluck Wasser?«
    Wieder nickte sie, noch immer um Fassung ringend.
    Atmen, atmen, atmen. Sie war hier, in Davids Zimmer. Dies war die Realität. David kletterte über sie hinweg, durchschritt die Schatten vor seinem Bett. Er sah sie nicht, konnte sie nicht sehen. Sobald er sie berührte, lösten sie sich auf, verwehten wie Rauch. Doreé spürte Feuchtigkeit an ihren Schläfen. Ihre Augen vergossen Tränen, ohne dass sie es bemerkte. Je leichter sie atmete und je mehr die Erinnerung an die dämonischen Fratzen verblasste, umso intensiver spürte sie die Enttäuschung. So nahe dran, sie war so nahe dran gewesen. Tief in ihrem Inneren war sie fest davon überzeugt, dass die Visionen vergehen würden, sobald sie es endlich getan hatte. Sobald es jemand schaffte, in sie einzudringen. Eine blödsinnige Theorie, doch eine, die sich hartnäckig in ihren Gedanken hielt. Ihre Theorie auszuprobieren kam natürlich nicht infrage. Welcher Mann würde mit ihr schlafen, während sie schrie und zappelte und nach Atem rang? Sie tastete nach ihrem Slip. Er hing in Höhe der Knie. David hatte ihn tatsächlich nach unten geschoben und sich auf sie gelegt, nachdem sie begonnen hatte, zu schreien. Wieso hatte er das getan? Hatte er das Geschrei für einen Ausbruch von Erregung gehalten? So schnell es ihre zittrigen Hände

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