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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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ins Leben gerufen hatte, in die Tat umzusetzen.
     
     
    * * *
     
     
    »Dorii. Hasdu die Herrin angerufe?«, fragte Ophelia.
    Doreé, die im Flur stand und sich ihre Schuhe überstreifte, fuhr erschrocken herum. Seit ihre Mutter verschwunden war, schien Ophelia ständig um sie herumzuschleichen. Das nervte.
    »Herrje, Ophelia, musst du dich immer so anpirschen?«, herrschte sie die Haushälterin an. »Und ja, ich habe sie angerufen und nicht erreicht, wie üblich.«
    Ophelia sackte in sich zusammen. »Is zu lang. Wir müsse was tun.«
    Doreé stieß einen tiefen Seufzer aus. Eigentlich hatte sie gerade zu David gehen wollen und keine Lust, mit Ophelia zu diskutieren. Andererseits hatte die Haushälterin recht. Ihre Mutter war schon viel zu lange verschwunden. »Okay, bevor ich zu David gehe, fahre ich bei der Polizei vorbei und melde sie als vermisst.«
    Ophelia riss die Augen auf und hob abwehrend die Hände. »Nein. Kei Polizei. Polizei is nich gut.«
    Misstrauisch runzelte Doreé die Stirn. Diese Reaktion hatte sie nicht erwartet. »Warum denn nicht? Das ist die einzige Möglichkeit.«
    Aufgeregt trat Ophelia von einem Fuß auf den anderen. »Ich glaub, ich weis, wo Herrin is. Ich such sie, ja?«
    »Aber du hast doch schon nach ihr gesucht.«
    »Kei Polizei. Ich finde die Herrin«, flehte Ophelia nun.
    Es widerstrebte Doreé, sich mit dem Verschwinden ihrer Mutter und Ophelias Abneigung gegen die Polizei zu befassen, vor allem weil sie aus irgendwelchen Gründen überzeugt davon war, dass ihrer Mutter nichts geschehen war. Vielleicht redete sie sich das ein, weil es sie im Grunde nicht scherte, obwohl sie diesen Gedanken lieber verdrängte. Was sagte das über sie aus, wenn sie in Kauf nahm, dass ihre Mutter entführt oder ermordet worden war und sie nichts tat, um ihr zu helfen? »Meinetwegen, dann such’ sie und gib mir Bescheid, wenn du etwas herausgefunden hast.«
    Ophelia nickte heftig, während sie »kei Polizei« vor sich hinmurmelte.
    Kopfschüttelnd schnappte Doreé ihre Reisetasche. An der Haustür hielt sie noch einmal inne. »Ich übernachte bei David. Wenn Mama sich bis Morgen nicht gemeldet hat, melde ich sie als vermisst.«
     
    Zu ihrer Freude teilte David ihr mit, dass Viola und zwei weitere Mitbewohner das Haus am frühen Abend verlassen hatten. Einzig ein junger, glatzköpfiger Mann namens Paul war anwesend. Der stand in der Küche und kochte. Als sie auf dem Weg zu Davids Zimmer an ihm vorbeiliefen, lud er sie zu sich ins Zimmer ein, um gemeinsam zu spachteln und eine Tüte zu rauchen , wie er sagte. Doreé hätte es vorgezogen, mit David alleine zu sein, doch da er spontan und offensichtlich begeistert zusagte, wollte sie keine Spielverderberin sein.
    »Pauls Chili ist der Hammer«, versprach David und zwinkerte ihr zu. »Und sein Gras auch.«
    Gegen Pauls Einrichtung war Davids Zimmer voll möbliert. Außer einer Matratze und ein paar Obstkisten besaß der Mann mit den tausend Piercings, wie David ihn nannte, nicht ein einziges Möbelstück. Sein Leben fand komplett auf dem Fußboden statt, selbst sein Laptop stand in der Ecke auf einer Apfelsinenkiste. Es sah aus, als wäre er gerade erst eingezogen.
    Doreé hatte noch nie einen Joint geraucht, hatte auch nie das Bedürfnis danach verspürt. Doch hier, in der gelösten Atmosphäre der WG und im Beisein von David verlockte es sie, etwas Verbotenes zu tun. Vielleicht entspannte es sie sogar. Vielleicht so sehr, dass die alptraumhaften Visionen ausbleiben würden, sollten David und sie einander näher kommen. Denn nun, da sie bei ihm war, merkte sie, wie sehr sie das wollte. Wie sehr sie von ihm begehrt werden und einfach nur jung und unvernünftig sein wollte.
    Nach dem Essen entzündete Paul den Joint, nahm einen tiefen Zug und reichte ihn an David weiter. Der würzig-süße Duft des Marihuanas drang in Doreés Nase. Nicht unangenehm. Sie beobachtete, wie David einen Zug nahm, den Rauch tief in die Lungen zog, ein paar Sekunden verstreichen ließ und ihn dann aus seinen Atemwegen entließ.
    Dann hielt er ihn Doreé hin. »Hier. Soll ich dir helfen?«
    Doreé lächelte unsicher, nahm den Joint entgegen und hielt ihn an ihre Lippen. Der Rauch biss in ihrer Nase, trieb Tränen in ihre Augen.
    Zärtlich strich David ihre Haare zurück. Die Berührung jagte einen wohligen Schauer über ihre Haut. »Du musst daran ziehen, den Rauch so tief wie möglich inhalieren und ihn solange wie möglich drinnen behalten«, erklärte er.
    Doreé tat wie

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