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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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drehte sich jedoch nicht fort. Selbst dafür war er zu müde. Irinas Stimme und die Worte, die sie sprach, übten eine seltsame Faszination auf ihn aus, hypnotisierten ihn in ihrer Monotonie.
    Irina beugte sich vor, näherte sich seinem Ohr. »Herr, lass mich trachten, nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste.« Er spürte ihren Atem über seine Haut gleiten wie eine sanfte Berührung, roch den zarten Duft nach Vanille, den sie verströmte.
    »Nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe. Nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.«
    Nun waren es ihre Lippen, die seinen Hals streiften, seine Wange. Zaghaft tastete ihre Hand unter sein T-Shirt, legte sich auf seine Brust. Sein erschöpfter Körper versteifte sich. Zugleich spürte er ein Kribbeln in seinem Bauch, das sich rasch auf sein Geschlecht ausweitete.
    »Denn wer sich hingibt, der empfängt. Wer sich selbst vergisst, der findet.« Ganz leise sprach sie nun, unterbrochen von gehauchten Küssen.
    »Wer verzeiht, dem wird verziehen, und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.«
    Mit sanftem Druck presste sie ihre Lippen auf seine. Er wagte nicht, sich zu rühren, konnte es nicht, wollte es nicht. Ihre Finger auf seiner Haut, ihre Brüste auf seinem Arm. So weich und warm. Er verspürte das Verlangen, sie zu berühren, seine Hände unter ihr Top zu schieben und das weiche Fleisch zu umfassen.
    »Herr, ich gebe mich ganz in deine Hände. Mache mit mir, was du willst. Du hast mich für dich geschaffen.« Irina wisperte in seinen Mund, ihre Zunge stahl sich zwischen seine Lippen, tippte seine an, spielte mit ihr. So verstörend und wundervoll zugleich. Mit einem Keuchen wandte Jakob sich ab, ertrug die köstliche Nähe nicht länger.
    Er sah ihr Lächeln nicht, spürte es nur auf seiner Wange. Seufzend löste sie sich von ihm, nahm ohne ein Wort ihren Rosenkranz auf, den sie neben ihn auf das Bett gelegt hatte, erhob sich und verließ das Zimmer.
    Ein paar Minuten lang lag er noch da, regungslos, und versuchte zu verstehen, was eben geschehen war. Warum hatte sie das getan? War sie einer spontanen Eingebung gefolgt oder hatte sie im Auftrag der Gideonisten gehandelt? Während er überlegte, spürte er, wie sich sein Herzschlag langsam beruhigte, zugleich bemerkte er die Enge in seiner Hose. Irinas Küsse hatten ihn eindeutig erregt. Müde rappelte er sich auf, zupfte ein paar Tücher aus der Box und tupfte sich das Gesicht ab. Obwohl ein Teil von ihm entsetzt über das eben Geschehene war, freute sich ein anderer. Küssen und einander berühren. Das war, was normale Menschen taten. Er merkte, wie sich seine Mundwinkel nach oben zogen.
    Zum ersten Mal seit ewiger Zeit lächelte er.

 
     
     
     
23
     
    Nur langsam erwachte Doreé aus der Betäubung. Das Letzte, an was sie sich erinnerte, war die Panik, die sie überflutet hatte angesichts der schwebenden Plattform, gefolgt von dem Flüstern ihrer Mutter und einem neuerlichen Stich in ihrem Hals. Einen Moment lang gelang es ihr, sich einzureden, dass dies alles nur ein Albtraum war, bis sie die Gestalten bemerkte, die im Schatten des Kellergewölbes standen und sich leise unterhielten. Schlagartig war sie hellwach. Sie hob den Kopf und blickte an sich hinab. Sie lag mitten auf der kreisrunden Plattform. Arme und Beine waren mit breiten Lederriemen fixiert, sodass sie kaum mehr als ihren Kopf bewegen konnte. Irgendjemand hatte ihr die schmutzigen Kleider ausgezogen und sie in ein hässliches Kleid aus ungefärbtem Leinen gesteckt. Schuhe trug sie keine mehr. Ihre Haare waren zu einem Zopf geflochten worden, der über ihrer Brust drapiert lag.
    Über sich entdeckte sie eine Schiene, die irgendwo hinter ihr endete. Sie folgte ihrem Verlauf und erschrak. Dort, an einem Seil, hing David. Nackt. Breite Lederriemen hielten seine Arme straff nach oben. Nur mit den Zehenspitzen berührte er den Boden unter sich. Einen Boden, der abrupt in das endlose, schwarze Loch abfiel. Sein Oberkörper neigte sich gefährlich über dem Abgrund, weil er von dem Seil nach vorne gezogen wurde.
    »David«, wisperte sie.
    Er rührte sich nicht, doch seine Augenlider flackerten. Doreé streckte ihren Kopf, so weit sie konnte, um ihn besser zu sehen. »David«, rief sie nun lauter.
    Ächzend öffnete er die Augen. Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Doreé.« Seine Stimme war kaum mehr als ein Hauch.
    Doreé ruckelte an ihren Fesseln. Sie durften David nichts antun. »Bitte,

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