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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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und Schwestern. In wenigen Augenblicken beginnen wir mit der Zeremonie«, rief Amir in den Raum, bevor er auf einem der Sessel platz nahm.
    Doreés Herz begann, zu pochen. Panik schnürte ihr die Kehle zu.
    »Hör zu, Doreé!«, befahl Desoderia mit eindringlicher Stimme. »Was ich dir jetzt erzähle, ist lebenswichtig für dich.«
    »Du meinst wohl eher für dich«, stieß Doreé unter Tränen hervor.
    Desoderia schnaubte ungeduldig. »Für Auseinandersetzungen ist keine Zeit. Es gibt Regeln, die du unbedingt beachten musst, sobald du einen Fuß in die Gegenwelt setzt.«
    Doreé drehte ihren Kopf weg, wollte die Worte nicht hören. Desoderia fuhr unbeeindruckt fort.
    »Im Garten Eden wirst du jenen begegnen, die es nicht geschafft haben, sich mit ihrem Escort zu verbinden. Sie sind nicht gefährlich, doch lass dich nicht auf sie ein. Sie halten dich nur auf. Am besten ist es, du beachtest sie nicht. Finde stattdessen das Tor zur Gegenwelt, und zwar schnell. Mit jeder Stunde, die du an diesem Ort verweilst, verlierst du ein wenig von dem Schutz, den du durch das Blut deines Vaters in dir trägst. Also trödle nicht herum.«
    Doreé konnte sich eine Frage nicht verkneifen. »Was meinst du damit, das Blut meines Vaters?«
    Desoderia seufzte ungeduldig. »Dein Vater war ein Bote des Herrn. Dein Gottesanbeter hier hat dir das doch sicher erzählt.« Sie wedelte mit ihrer Hand. »Wie auch immer. Sobald du das Tor zur Gegenwelt durchschritten hast, darfst du auf gar keinen Fall, unter keinen Umständen mit jemandem sprechen. So lange, bis du Gäap gefunden hast.«
    Doreé schluckte nervös. »Aber wie soll ich ihn dann finden?«
    Ein Anflug von Besorgnis flackerte in Desoderias Blick. »Das weiß ich nicht, niemand weiß das. Für jeden ist es anders. Du suchst einen Dämonenfürsten und der wird sich Zeit lassen, glaube mir. Trotzdem darfst du unter keinen Umständen mit den Bewohnern der Gegenwelt sprechen. Weder mit einem Dämon noch mit einem Menschen oder irgendeinem anderen Wesen.« Sie hielt kurz inne. »Am besten gehst du zuerst in die Stadt Babylon und suchst ihn dort. Sicher wartet er schon auf dich und will nur sehen, wie du dich schlägst. Also hör auf meinen Rat. Sprich mit niemandem und geh nach Babylon! Und was du auch siehst – halt dich raus.«
    Zahllose Fragen lagen Doreé auf der Zunge, doch Amir unterbrach ihre Gedanken.
    »Seid ihr fertig?«, rief er.
    Desoderia nickte und trat zurück. Keuchend vor Angst sog Doreé die Luft in ihre Lungen. »Ich kann das nicht. Ich kann das nicht, Mama. Bitte.«
    »Du schaffst das«, sagte Desoderia, bevor sie ebenfalls im Schatten verschwand. »Entdecke deine Macht, verschließe dich ihr nicht, dann wirst du Gäap finden.«
    Panik trübte Doreés Sicht. Die Menschen um sie herum verschwammen mit dem Kerzenlicht zu einem Brei aus flackernden Schemen. Weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, reckte sie ihren Kopf in Davids Richtung. Sie brauchte ihn jetzt. »David, wach auf. Bitte.«
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Desoderia hinter David auftauchte, in der Hand einen tiefschwarzen, glänzenden Dolch.
    »Mama. Bitte. Tu das nicht«, flehte Doreé. »Lass ihn gehen.« Wie eine Irrsinnige begann sie, an ihren Fesseln zu zerren. Ungerührt setzte Desoderia die Klinge an Davids Pulsadern. »Ich tue es für dich, Doreé.«
    Der Schnitt kam schnell und präzise. David zuckte, hob ruckartig den Kopf und riss die Augen auf, plötzlich hellwach. Dunkles Blut quoll aus der Wunde, rann über die Handinnenfläche und die Finger, bevor es in die Tiefe tropfte.
    Worte in einer fremden Sprache drangen an Doreés Ohr, hallten von den Wänden wider. Nach und nach synchronisierten sie sich zu einem gleichförmigen Gemurmel von hypnotischer Kraft. Stöhnend sah David zu Doreé. Seine Brust hob und senkte sich schnell, viel zu schnell. Er hyperventilierte. Doreé merkte, dass sie weinte. Plötzlich begann die Plattform zu vibrieren, zuerst nur ein wenig, doch zunehmend stärker werdend. Unvermittelt kippte sie seitlich weg. Doreé stieß einen schrillen Schrei aus. Langsam, ganz langsam drehte sich die Plattform um ihre eigene Achse, bis Doreé bäuchlings über dem schwarzen Abgrund hing. Frei schwebte sie über der Finsternis, gehalten nur von den Lederriemen und irgendeiner unsichtbaren Kraft. Ihr Herz raste. Die Plattform drehte sich erneut. Und dann wieder. Je mehr von Davids Blut in den Abgrund tropfte, umso schneller rotierte sie.
    Doreé suchte Davids Blick, doch jedes

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