Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eselsmilch

Eselsmilch

Titel: Eselsmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mehler
Vom Netzwerk:
Melanie?«
    »Melanie …«,
begann Sprudel.
    Doch
Fanni wand sich geschwind an ihm vorbei und fiel ihm ins Wort. »Melanie schläft
auch hier in diesem Zimmer.«
    Burger
hob die Brauen. »Und ich dachte, für heute und morgen wären Zeltübernachtungen
vorgesehen.«
    Fanni
und Sprudel starrten ihn verblüfft an.
    Da
machte Burger einen schnellen Schritt auf seine Matratze zu, griff nach seiner
Reisetasche und zog die Mappe heraus, die Sprudel eine Minute zuvor noch in der
Hand gehabt hatte. Er fischte eine Broschüre hervor, die Fanni und Sprudel gut
kannten. Es handelte sich um den Programmablauf ihrer Trekkingtour.
    »Toubkal-Besteigung«,
sagte Burger und schlug die entsprechende Seite auf. Ȇbernachtung im Zeltcamp
in der Nähe der Neltner-Hütte.«
    Er
hob den Blick. Die beiden Augenpaare, die ihm noch immer verständnislos
entgegenstarrten, bewogen ihn offenbar dazu, ausführlich zu erklären: »Melanie
und ich hatten beim Flug von München hierher die Plätze nebeneinander.
Irgendwann sind wir ins Gespräch gekommen. Melanie hat mir von ihrer
organisierten Trekkingreise erzählt, und ich habe ihr gesagt, dass ich auf
eigene Faust unterwegs sei, aber noch nicht recht wüsste, welchen Weg ich
einschlagen sollte. Da hat sie mir geraten, ich solle mich einfach nach dem
offiziellen Programm der Trekkingveranstalter richten, dann würde ich die
lohnendsten Ziele schon finden und bestimmt auch Unterkünfte.«
    Fanni
dämmerte bereits, wie die Geschichte weiterging.
    Burger
fuhr fort: »Melanie hat mir ihr Reiseprogramm angeboten, in dem alles genau
aufgeführt sei. Nur leider befand es sich nicht in ihrem Handgepäck. Also haben
wir unsere Handynummern ausgetauscht und ausgemacht, dass wir uns, wenn
möglich, später treffen.«
    »Und
das haben Sie getan«, sagte Fanni. »Sie haben am Montagmorgen vor dem Agalan
auf Melanie gewartet, und sie hat Ihnen die Broschüre gegeben.«
    Burger
ließ sich auf seine Matratze fallen. »So weit ist es nicht gekommen, weil sich
vorher dieser Unfall ereignet hat.«
    »Und
Sie hatten dabei den Logenplatz«, stellte Fanni fest.
    »Sollte
man meinen«, erwiderte Burger. »Die Polizei hat mich deswegen sogar auf die
Kommandantur gebracht. Aber ich habe den Sturz der Frau nicht beobachtet. Erst
als ich Bremsen quietschen hörte, habe ich von der Zeitung aufgesehen, und da
war es schon geschehen.«
    Die
Polizei hatte ihn mitgenommen, darum ist er am Nachmittag noch mal
zurückgekehrt, um sich das Programm zu holen!
    Fanni
versuchte ein Lächeln, das ziemlich danebengeriet. »Was für ein Aufwand, nur um
an die Beschreibung einer recht gängigen Reiseroute zu gelangen.«
    Burger
schürzte die Lippen. »Ich weiß, das hätte ich einfacher haben können.« Er
blinzelte, dann verzog sich sein Mund zu einem spitzbübischen Grinsen.
    Ja,
gibt es das? Die hagere, vergrämte Melanie mit ihrer wie ein Schnabel
vorspringenden Nase hat es ihm angetan!
    »Kommt
ihr nun mit zum Abendessen, oder hat es euch den Appetit verschlagen?«, tönte
Melanies Stimme vom Fuß der Treppe herauf.
    Fanni
erhob sich, nickte Heinz Burger kameradschaftlich zu und stieg, von Sprudel
eskortiert, ein wenig steif die Stufen hinunter.
    Der
Rest der Reisegruppe hockte im Speisezelt bereits um die Bastmatte herum, auf
der die noch leeren Teller standen.
    Hassan
saß wie immer am Eingang, wo er die Schüsseln in Empfang nehmen und die Speisen
auf die Teller verteilen würde, die man ihm nacheinander reichte.
    »Im
Gegensatz zu den störrischen Eseln«, sagte Hassan gerade, »sind die Mulis
sanftmütig. Sie tragen fügsam ihre Last und laufen willig bergauf und bergab.
Aber dafür werden sie ja auch extra gezüchtet.«
    »Mulis
haben doch einen Esel als Vater und ein Pferd als Mutter – oder?«, fragte
Gisela.
    Hassan
verneinte schmunzelnd. »Nicht alle. Man muss die Mulirasse in sich noch mal
unterscheiden. Die einen haben einen Esel als Vater und ein Pferd als Mutter,
das sind die Maultiere. Im umgekehrten Fall – wenn also der Vater ein
Pferd, die Mutter aber ein Esel ist – werden die Nachkommen Maulesel
genannt.
    »Und
die Eltern aller Mulis – Pferd und Esel – kreuzen sich
bereitwillig?«, fragte Gisela interessiert.
    Hassan
schüttelte den Kopf. »Pferd und Esel sind einander eher abgeneigt und würden
sich niemals freiwillig miteinander paaren.«
    »Künstliche
Befruchtung also«, warf Bernd ein.
    Erneut
korrigierte Hassan. »Das wäre viel zu teuer.«
    »Aber
wie funktioniert es dann?«, fragte Gisela

Weitere Kostenlose Bücher