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Eselsmilch

Eselsmilch

Titel: Eselsmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mehler
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Gepäck
heraufschleppen.
    »Wir
bekommen Zimmergenossen«, sagte Sprudel. »Offenbar sind neue Gäste in der Hütte
eingetroffen.«
    Beide
schauten zur Tür, die langsam aufging.
    Als
Erstes erschien eine unförmige rote Tasche aus wasserabweisendem Material, wie
sie von Veranstaltern für Trekkingreisen empfohlen wurden.
    Und
dann erschien Melanie.
    Sie
warf ihr Gepäck mit Wucht auf die freie Matratze neben der, auf der Fanni und
Sprudel saßen. »Kommt überhaupt nicht in Frage, absolut nicht. Nach dem, was
vorhin passiert ist, werde ich keine einzige Nacht mehr in einem Zelt
verbringen. Zwölf Dirham, das ist mir wirklich nicht zu viel für ein
ordentliches Dach über dem Kopf.«
    Fanni
schluckte. »Würden sich nicht auch alle anderen hier in der Hütte sicherer
fühlen?«
    Melanie
zuckte die Schultern. »Die Mulis sind jetzt angepflockt.«
    Sie
zerrte ihren Schlafsack aus der roten Tasche und schleuderte ihn auf die
nächste Schlafstelle. Während ihr Fanni und Sprudel beklommen zusahen, packte
sie diverse Beutel und Säckchen aus und legte sie auf dem Bord über der
Matratze ab. Zum Schluss förderte sie noch Pantoffeln aus Plastik zutage,
stellte sie auf den Boden und begann, ihre Bergschuhe aufzuschnüren.
    Dabei
warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Gleich halb acht. Elke meint, so
gegen acht könnte das Abendessen fertig sein.« Sie grinste schief. »Das irre
Muli hat sogar den Koch aus der Bahn geworfen.«
    Melanie
war in ihre Pantoffeln geschlüpft, hatte die Bergschuhe ordentlich vor die
Matratze gestellt, die fast leere Reisetasche danebengelegt und angelte nun
ihren Schlafsack von der angrenzenden Schlafstelle, um ihn auf ihrer Matratze
auszubreiten.
    Fannis
Augen folgten ihren Bewegungen. Als Melanie noch mal auf das Bord langte und die
Hülle ihres Schlafsacks dort ablegte, erblickte Fanni die Kappe. Sie befand
sich genau über der Schlafstelle, auf die Melanie zuvor ihren Schlafsack
geworfen hatte.
    Fanni
kannte diese Kappe, sie erinnerte sich gut an den Schriftzug auf dem Schirm.
    Melanie
und der Käppimann! Geben sie nicht das ideale Täterpaar ab?
    Fanni
krampfte ihre Finger um Sprudels Arm, und mit einem Mal begann sie zu zittern,
als wäre ein kalter Luftzug ins Zimmer geweht.
    Sprudel
bedachte sie mit einem forschenden Blick. Dann verstand er den Wink, den sie
ihm gab, denn sein Augenmerk richtete sich auf das Bord.
    »Ich
muss noch kurz zur Toilette, bevor wir zum Essen ins Camp hinuntergehen«, sagte
Melanie und rümpfte die Nase. »Die ist zwar nicht gerade einladend, aber …«
Sie zuckte die Schultern und verließ den Raum.
    Sprudel
stand eilig auf und machte zwei lange Schritte zu dem Schlafplatz hinüber, über
dem die Kappe auf dem Bord lag. Ohne zu zögern, zerrte er eine dunkle
Reisetasche, die unauffällig in der Ecke gestanden hatte, ans Licht, öffnete
sie und begann, darin zu wühlen.
    Er
hielt gerade eine Mappe in der Hand, in der sich anscheinend Schriftstücke
befanden, als die Treppenstufen knarrten.
    Jetzt
haben sie euch am Wickel!
    Sprudel
warf die Mappe in die Tasche zurück, schob sie mit dem Fuß wieder in die Ecke
und hastete zu Fanni, die stocksteif auf ihrer Bettstelle hockte und darauf
wartete, dass er sie in die Arme nahm. Doch Sprudel riss sie hoch, schob sie
zum Fenster und öffnete beide Flügel.
    »Falls
sie zu zweit angreifen, springst du!«
    Wir
befinden uns im Obergeschoss!
    Fanni
blieb keine Zeit, Sprudel zu widersprechen.
    Die
Tür ging auf, Sprudel schob Fanni zwischen sich und das offene Fenster und
drückte sie mit dem Rücken gegen die Fensterbank.
    Sie
versuchte, über seine Schulter zu spähen.
    Ohne
Frage, das ist der Käppimann, der da gerade hereinkommt!
    Fanni
rechnete damit, Melanie hinter dem Kerl auftauchen zu sehen. Doch der Mann
schloss die Tür wieder und blieb dann sichtlich überrascht stehen.
    Sprudel
schien sich leicht zu entspannen, denn Fanni hatte auf einmal ein bisschen
Bewegungsfreiheit.
    »Guten
Abend«, sagte der Käppimann. »Heinz Burger, wir sind, so scheint mir,
Zimmergenossen.« Vermutlich weil die darauf angebrachte Antwort auf sich warten
ließ, fügte er hinzu: »Keine schlechte Idee, hier durchzulüften.«
    »Sind
wir uns nicht schon ein paarmal über den Weg gelaufen?«, fragte Sprudel.
    Dem
Sprudel muss ja ein schöner Schreck in die Glieder gefahren sein, wenn er
derart seine guten Manieren vergisst!
    Heinz
Burger lächelte freundlich. »Gehören Sie beide etwa zur gleichen Trekkinggruppe
wie

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