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Eselsmilch

Eselsmilch

Titel: Eselsmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mehler
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ein Frotteehandtuch, ein Paar
Handschuhe und eine Reepschnur. Er selbst war nirgends zu sehen.
    Unwillkürlich
hielt Fanni die Luft an, als sie an seiner Schlafstelle vorbei zur Fensterfront
hinüberging, wo sie und Sprudel ihre Lager hatten.
    Fürchtest
du, dass Burger wie das Teufelchen aus der Pappschachtel aus einem seiner
Handschuhe herausspringt, um dich anzufallen?
    Melanie
hatte sich indessen über ihre Matratze gebeugt und kramte in irgendwelchen
Tüten.
    Sprudel
nutzte das leise Knistern und Rascheln, um Fanni zuzuflüstern: »Wir bleiben auf
keinen Fall die ganze Nacht allein in einem Raum mit den beiden. Ich rede
sofort mit dem Patron. Notfalls halten wir uns bis morgen früh in der Gaststube
auf, wo die Mulitreiber ständig aus- und eingehen.«
    Eine
kluge Entscheidung! Vorsicht ist die Mutter der Porz…
    »Wir
müssen uns nicht unter die Mulitreiber mischen«, wisperte Fanni. »Weil wir auch
hier genug Gesellschaft haben.« Sie deutete auf die drei Schlafstellen
gegenüber, die ihr Blick soeben gestreift hatte und die mit Gepäckstücken
überhäuft waren. Weitere Gäste mussten angekommen sein. Sie würden die Nacht
hier in diesem Zimmer verbringen und ahnungslos über Fannis und Sprudels Schlaf
wachen.
    Melanie
machte ein mürrisches Gesicht, als sie sah, dass Sprudel jetzt die Matratze
neben ihr einnahm, auf der zuvor Fannis Tagesrucksack und ihr Schlafsack
gelegen hatten. Fanni hatte sich – nach ein paar weiteren geflüsterten
Worten von Sprudel – auf das hintere Lager zurückgezogen, das sich ganz an
der Wand unter dem letzten Fenster befand, sodass sie durch ihn von Melanie und
Burger abgeschirmt war.
    Etwas
später polterten die neuen Gäste – ein Pärchen und ein junger Mann –
kichernd und krakeelend herein, wurden aber sofort leiser, als sie merkten,
dass ihre Zimmergenossen bereits in den Schlafsäcken steckten. Sie bemühten
sich, beim Schlafengehen möglichst wenig Lärm zu machen, und löschten bald das
Licht.
    Und
so kam es, dass Fanni und Sprudel nach all der ausgestandenen Aufregung in
dieser Nacht leidlich gut schliefen.
    Der
Anstieg zum Toubkal erwies sich als so alltäglich und unspektakulär wie eine
beliebige Bergtour auf irgendeinen Geröllkegel in den Alpen.
    Auf
dem Gipfel des höchsten Berges von Marokko waren drei Eisenstangen
einbetoniert, die so etwas wie eine Pyramide bildeten und die Bergspitze mehr
verschandelten, als sie zu schmücken.
    Man
wünschte sich förmlich »Berg Heil«, stellte sich zum Gruppenfoto auf, lächelte
in die Kamera. Eine wirklich freudige Stimmung wollte nicht aufkommen, dazu
hingen die Wolken zu tief, wirkte der Gipfel zu trostlos, nahm diese ganze
Reise einen viel zu unglücklichen Verlauf.
    »Bei
gutem Wetter ist die Aussicht atemberaubend«, sagte Elke.
    Fanni
schaute verdrießlich auf die Wolkengebirge, die sich ringsum auftürmten und
nicht die geringste Sicht auf die umliegenden Bergkämme zuließen.
    Sprudel
legte den Arm um sie. »Enttäuschend?«
    »In
jeder Hinsicht«, antwortete Fanni leise. »Ein Berggipfel in dichten Wolken, der
sich ersteigen lässt wie ein Schutthaufen und aussieht, als hätte man
vergessen, die restlichen Schrott-Trümmer einzubuddeln. Hier oben kann man sich
ja über gar nichts freuen, nicht mal über die eigene Leistung.«
    Sprudel
schmunzelte.
    Fanni
warf ihm einen bösen Blick zu. Ja, sie hasste es, bei Bergtouren nicht auf ihre
Kosten zu kommen, und das brauchte Sprudel überhaupt nicht zu amüsieren.
    Sie
schaute sich nach Hassan um.
    Was
machen wir eigentlich noch hier?, fragte sie sich. Mit jeder Minute wird es
kälter, nebeliger, ungemütlicher.
    Hassan
schenkte seiner Umgebung im Moment allerdings keinerlei Interesse. Er hatte
sich mit dem Trekkingguide einer spanischen Gruppe, die kurz zuvor angekommen
war, ein Stückchen vom Gipfelplateau entfernt und lehnte nun an einem Felsen,
wo er mit dem Kollegen in eine lebhafte Unterhaltung vertieft war.
    Spanier
wie Deutsche begannen sichtlich, sich zu langweilen. Einige traten ungeduldig
von einem Fuß auf den anderen, andere strafften demonstrativ die Gurte ihrer
Rucksäcke. Immer wieder wurden ungehaltene Blicke zu Hassan und seinem Kollegen
geschleudert.
    »Steigen
wir endlich ab, oder wollen wir warten, bis es wieder zu schneien anfängt?«,
fragte Hubert an Elke gewandt.
    Elke
sah hinunter auf ihre Füße, die auf einer zehn Zentimeter dicken Schneedecke
standen. Dann schaute sie hinüber zu Hassan, der laut redend gestikulierte. Von
ihm

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