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Eselsmilch

Eselsmilch

Titel: Eselsmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mehler
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Zimmer gekommen, hatte mit
Melanie ein paar gedämpfte Worte gewechselt und sich dann auf seinem Lager
ausgestreckt. Am Morgen hatte ihn Fanni vor der Hütte stehen sehen, und
unterwegs war er ihr dort und da in den Blick geraten.
    Aber
als sie und Sprudel vorhin in den Schlafraum gegangen waren, um sich trockene
Sachen anzuziehen, war seine Matratze leer gewesen.
    »Heinz
ist nach Aroumd abgestiegen«, antwortete Melanie auf Fannis Frage. »Er will
zurück nach Marrakesch und von dort weiter an die Küste.«
    Ist
wohl nichts geworden mit den beiden!
    Während
der Nacht frischte der Wind auf und wehte noch mehr Schneewolken heran.
    Als
Fanni und Sprudel am Morgen von der Hütte zum Camp hinunterstapften, sahen die
Igluzelte wie richtige Iglus aus.
    Elke
war gerade dabei, ihre Bleibe von der gut zehn Zentimeter dicken Schneeschicht
zu befreien. Nach und nach krochen auch die anderen aus den Zelten, fegten
Schnee weg und begannen, Heringe herauszuziehen. Fanni und Sprudel schickten
sich an, beim Abbau mitzuhelfen.
    Kurze
Zeit später lagen fast alle Zelte zu Bündeln gerollt in einer Reihe. Daneben
standen die gepackten Reisetaschen bereit, um auf die Mulis geladen zu werden.
Nur die Behausung der Brügges kauerte noch unter unberührtem Schnee.
    »Otto!«,
schrie Hubert und trat gegen eine der Spannleinen, sodass eine kleine Lawine
vom Zeltdach rieselte. »Wenn du warten willst, bis die Sonne rauskommt, musst
du bis zum Frühling unter dem Fetzen da aushalten. Aber der Koch kommt mit uns,
damit du es nur weißt.«
    »Otto,
Wiebke«, rief Bernd, »seid ihr noch da drin?«
    Daraufhin
ratschte der Reißverschluss. Ein Stück Zeltbahn wurde zurückgeschlagen, und
Wiebke krabbelte heraus. Schweigend begann sie, Heringe aus dem Boden zu
zerren.
    Hubert
und Dieter Horn falteten soeben das Überzelt zusammen, als sich Otto aus dem
Unterbau schälte und schnurstracks zum Speisezelt hinübereilte, in dem Hassan
soeben mit einem dampfenden Kessel verschwand. Einen kurzen Moment lang stand
die ganze Gruppe verdattert um das nackte Gestänge, an dem das Innenzelt wie
eine schlaffe Fahne hing.
    Hubert
machte den Mund auf, schloss ihn wieder, schüttelte den Kopf und griff nach
einer der Zeltstangen, um sie aus den Halterungen zu ziehen. Zwei Minuten
später lag auch die Bleibe der Brügges in der Reihe der anderen.
    Im
Speisezelt hatte sich Otto bereits über den Brotkorb hergemacht. Niemand
schenkte ihm Beachtung. Trübsinnig schlürfte man den Frühstückstee.
    Die
allgemeine Stimmung, dachte Fanni, ist inzwischen auf dem absoluten Nullpunkt
angelangt. Unglücksfälle noch und noch, ein unzumutbarer Reisegenosse und dazu
miesestes Wetter.
    Und
beim Abstieg in Schnee und Matsch wird sich diese desolate Stimmung kein
bisschen bessern!
    In
Aroumd war es windig, und es regnete. Elke bemühte sich, den quengeligen Ton
aus ihrer Stimme zu verdrängen. »Genau das richtige Wetter für einen
gemeinsamen Nachmittag im Hamam.«
    Man
horchte auf und echote: »Ein gemeinsamer Besuch im Hamam?«
    »Normalerweise
gehen Männer und Frauen getrennt ins Bad«, erklärte Elke, »aber hier in Aroumd
gibt es nur ein ganz kleines Hamam, das nicht sehr frequentiert ist. Man kann
es stundenweise für geschlossene Gruppen mieten.« Sie schaute ermunternd in die
Runde.
    »Aber
natürlich gehen wir alle zusammen ins Hamam«, rief Gisela begeistert. »Marokko
ohne Hamam, das ist ja wie Italien ohne Pizza.«
    »Und
wie muss ich mir so ein Hamam vorstellen?«, fragte Olga.
    Geduldig
begann Elke zu erläutern: »Ein klassisches Hamam besteht aus drei gekachelten,
unterschiedlich stark aufgeheizten Räumen. Im ersten herrscht eine Temperatur
von ungefähr dreißig Grad, im zweiten ist es circa fünfzig Grad warm, und im
dritten liegt die Temperatur so etwa bei sechzig Grad. In diesen Räumen sitzt
man auf dem Boden oder auf Steinbänken, ruht sich aus, unterhält sich, und wer
mag, lässt sich mit einem dieser rauen Handschuhe massieren, auf die schwarze
Seife aufgetragen wird.«
    Sie
ließ ein paar Sekunden verstreichen, bevor sie fragte: »Also dann, wer von euch
will sich am Nachmittag im Hamam vergnügen?«
    Nach
wie vor sichtlich begeistert von Elkes Plan meldete sich Gisela. Doch außer ihr
regte sich keiner.
    Sind
die andern alle zu scheu und schamhaft? Und was ist mit Bernd los?
    Hamam
hin oder her, dachte Fanni, ich will hinunter ins Kasbah-Hotel und dort an den
Rechner, der mich mit Leni verbindet.
    Elkes
Stimme hörte sich wieder quengelig an.

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