Eselsmilch
verabredet, die
eine Rechnung mit mir zu begleichen haben.
Sprudel
kehrte aus dem Badezimmer zurück und schüttelte missmutig den Kopf. »Heute nur
Katzenwäsche.«
»Schmutzige
Schlafsäcke oder schmutzige Decken?«, fragte Fanni.
Sprudel
warf einen Blick auf die schütteren grauen Zudecken, die auf dem Bett lagen,
zog sie weg, warf sie in den Schrank und breitete die Schlafsäcke aus.
Und
darin steckten sie dann, eng aneinandergeschmiegt, Wange an Wange.
»Ich
bin so müde«, sagte Fanni.
Weltuntergangsstimmung,
Fanni Rot?
»Ich
bin es leid, im Nebel herumzustochern.«
Sprudels
Finger strichen sanft über ihre Haare, ihre Schläfe und umrundeten ihr Ohr.
»Dann schlaf, mein Herz. Schlaf gut.«
Und
was wird morgen?
Im
Schritttempo ruckelte der Touristenbus tags darauf durch die Schlucht, die der
Todra-Fluss vor Zeiten ins Felsgestein gegraben hatte.
Nachdem
das Fahrzeug die schmalste Stelle passiert hatte, an der die sich fast drohend
gegenüberstehenden Felswände nur noch einen Steinwurf voneinander entfernt
waren, dehnte sich das Tal mit einem Mal weit aus und zeigte sich in saftigem
Grün. Hohe Dattelpalmen beschatteten terrassenförmig angelegte Felder.
»Und
jetzt machen wir einen kleinen Spaziergang durch diese beschauliche Oase«,
kündigte Elke an. »Hassan wird uns den Fluss entlangführen, bis wir zu einer
Brücke kommen, wo uns der Bus wieder aufnimmt.«
»Vielleicht
rücken die Oasen-Beraber ja ein paar Hände voll Datteln heraus«, sagte Hubert.
»Ganz frisch vom Baum.«
»Selbstbedienung«,
entgegnete Bernd und deutete auf einen der schwankenden Stämme.
Dicke
Büschel goldgelber Datteln hingen in gut vierzig Metern Höhe.
Der
Weg am Fluss entlang erwies sich als so breit, dass er für mindestens drei
Personen nebeneinander Platz bot. Wie schon während der Trekkingtour führte
Hassan die Gruppe an, und Elke machte den Schluss. Doch diesmal zog sich die
kleine Karawane noch weiter auseinander als sonst.
Otto
Brügge rannte mit seiner Kamera meilenweit querfeldein, und selbst Hubert
schien sich plötzlich in den Kopf gesetzt zu haben, jede in der Oase angebaute
Knolle fotografieren zu wollen. Olga und Gisela streiften unter den Palmen
umher, um abgefallene Datteln zu sammeln. Die Horns hatten einen kleinen Tümpel
entdeckt, in dem sie irgendwelches Getier bestaunten. Nur Melanie stiefelte
schweigend hinter Hassan her.
Während
Fanni zu ihr aufholte, entschied sie, nicht lange zu fackeln. »Du bist ja das
Patenkind von Hans Rot.«
Melanie
lachte. »Das fällt dir aber früh ein.«
Fanni
blieb die Antwort schuldig.
»Lass
mich raten«, sagte Melanie. »Nach dem zweiten Anschlag auf dein Leben hast du
jemanden zu Hause beauftragt, herauszukriegen, mit wem du da eigentlich quer
durch Marokko ziehst. Ist etwa jemand mit von der Partie, dem ich einmal
Unrecht getan habe, hast du dich gefragt, und der jetzt die Gelegenheit nutzt,
sich dafür zu rächen?«
Fanni
konnte nur sprachlos nicken.
Gibt
es in dieser verteufelten Reisegruppe eigentlich irgendjemanden, der nicht ganz
genau über dich Bescheid weiß?
»Und
dein Spitzel hat die Spur zu mir gefunden«, sagte Melanie.
»Ist
es die richtige?«, fragte Fanni.
»Nein«,
antwortete Melanie bestimmt. »Allerdings bin ich auch nicht schlauer als du.
Ich habe keine Ahnung, wer dir an den Kragen will.«
Sprudel
hatte sich zu ihnen gesellt. Zu dritt wanderten sie langsam dahin, ließen den
Abstand zu Hassan wachsen.
»Du
hättest aber ein Motiv«, sagte Sprudel.
Melanie
schüttelte vehement den Kopf. »Da irrst du dich. Da irrst du dich wirklich
sehr.«
»Aber
du denkst doch, dass ich es war, die Hans daran gehindert hat, mehr Umgang mit
seinem Patenkind zu pflegen«, setzte Fanni nach.
Melanie
zwinkerte ihr zu. »Dein Informant hat wohl mit meiner Mutter gesprochen.«
Weil
Fanni daraufhin schwieg, fuhr sie fort: »Meine Mutter sieht die ganze Sache mit
eifersüchtigen Augen. Sie hat nie verwunden, dass du ihr Hans Rot vor der Nase
weggeschnappt hast. Insgeheim, glaube ich, hat sie immer gehofft, sie könnte
den Spieß noch mal umdrehen. Nachdem Vater gestorben war, hat sie es eine Zeit
lang mit allen Mitteln versucht.«
Was
für eine ungerechte Welt! Die Verschmähte verzehrte sich Jahr und Tag nach dem
guten Hans, die Erwählte verwünschte ihn die meiste Zeit als lästiges
Anhängsel!
Fanni
wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum, als wolle sie ihrer dreisten
Gedankenstimme ein paar Ohrfeigen verpassen.
Zu
Melanie sagte
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